Gleichstellungspolitik kontrovers - eine Argumentationshilfe
Gleichstellungspolitik kontrovers - eine Argumentationshilfe
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Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />
Vorbemerkung<br />
Für die <strong>eine</strong>n ist die Frauenfrage längst gelöst, für<br />
die anderen sind nun endlich mal die Männer an<br />
der Reihe, wieder andere halten <strong>Gleichstellungspolitik</strong><br />
insgesamt für <strong>eine</strong>n alten Zopf. Während<br />
die Leitmedien die Unterschiede der Geschlechter<br />
beschwören und biologistische Begründungen<br />
in allen Spielarten vortragen, glauben die<br />
Alphamädchen, dass alles möglich ist und strukturelle<br />
Grenzen für die eigene Entfaltung nirgends<br />
mehr zu fi nden sind. Eine Geschlechterpolitik<br />
ist nach beiden Positionen heute nicht<br />
mehr erforderlich.<br />
Die Geschlechterverhältnisse sind jedoch<br />
alles andere als in Ordnung: Arbeit (bezahlte und<br />
unbezahlte), Geld und Macht sind mitnichten<br />
zwischen Männern und Frauen gleich verteilt,<br />
und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.<br />
Analysen der Lebenslagen zeigen, wie stark<br />
die Geschlechtszugehörigkeit das Leben von<br />
Menschen immer noch prägt: Das Geschlecht<br />
beeinfl usst, in welchen Berufen jemand arbeitet,<br />
wie viel Sorgearbeit jemand verrichtet, über wie<br />
viel fi nanzielle Ressourcen verfügt werden kann<br />
und wie viel Einfl uss und Handlungsspielraum<br />
vorhanden sind. In den meisten Fällen sind die<br />
Frauen die Benachteiligten. Inzwischen wird aber<br />
auch immer mehr Männern deutlich, dass auch<br />
sie durch ihre Geschlechterrolle eingeengt sind<br />
und an <strong>eine</strong>r freien, besseren und gesunden persönlichen<br />
Entwicklung gehindert werden.<br />
Geschlechterpolitik ist in der Vergangenheit<br />
vor allem von Frauen initiiert und getragen worden,<br />
und Frauen haben schon <strong>eine</strong> Reihe von<br />
Verbesserungen für sich erstritten. Zunehmend<br />
artikulieren sich heute auch Männer, Väter für<br />
ihre Interessen, und es gibt viele gemeinsame<br />
Ziele. Männliches geschlechterpolitisches Enga-<br />
gement muss k<strong>eine</strong>swegs automatisch zu feindlicher<br />
Abgrenzung gegenüber Fraueninteressen<br />
oder dem Feminismus führen. Oft ist es getragen<br />
von <strong>eine</strong>r Würdigung und Weiterentwicklung<br />
von Positionen.<br />
Allerdings ist der gegenwärtige Diskurs über<br />
die Geschlechter zugleich von ärgerlichen und<br />
hartnäckigen Mythen durchsetzt. Meist fi nden<br />
sich diese in populistischen „Ratgebern“ oder im<br />
Internet, sie werden aber auch gern in Printmedien<br />
wie Focus, Spiegel oder FAZ verbreitet und<br />
sie stiften Verwirrung bei Frauen und Männern,<br />
die sich in Politik, Verwaltungen, an den Hochschulen<br />
und in Organisation für konsequente<br />
<strong>Gleichstellungspolitik</strong> einsetzen wollen.<br />
Damit das anders wird, haben sich Gender<br />
Expertinnen und Experten im Rahmen <strong>eine</strong>s<br />
Projektes des Arbeitsbereiches Frauen- und Geschlechterforschung<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
zusammengefun den. Sie haben die ihnen gängigsten<br />
und wichtigsten Argumente gegen <strong>eine</strong><br />
emanzipato rische <strong>Gleichstellungspolitik</strong> zusammengetragen<br />
und dann mit ihrem Fachwissen<br />
und ihren geschlechterpolitischen Überzeugungen<br />
widerlegt.<br />
Mit der Verbreitung der <strong>Argumentationshilfe</strong>1 verbinden wir die Hoffnung, dass sie allen hilft,<br />
die im Tagesgeschäft, im fachlichen und persönlichen<br />
Gespräch auf solche Mythen treffen, diese<br />
im Sinne <strong>eine</strong>r emanzipatorischen Geschlechterpolitik<br />
zu widerlegen.<br />
Dr. Barbara Stiegler<br />
Leiterin des Arbeitbereiches<br />
Frauen- und Geschlechterforschung<br />
Abt. Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />
1 Die Beiträge der <strong>Argumentationshilfe</strong> sind in geschlechtergerechter Sprache verfasst. Um zu zeigen, dass es dabei vielfältige Möglichkeiten<br />
gibt, variieren wir in den einzelnen Kapiteln die Sprachformen.<br />
WISO<br />
Diskurs<br />
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