Robert F. Hartlauer im E&W-Gespräch

18
HINTERGRUND E&W 4/07
ROBERT F. HARTLAUER IM E&W GESPRÄCH
„Tanzschulen untervermieten”
E&W traf den Löwen aus Steyr zum Interview. Der verriet einiges über seine Geschäftsphilosophie, den „himmelalten“
Kollektivvertrag und die Fehler, die Marken-Unternehmen aus seiner Sicht viel zu oft begehen.
IN UNSEREM letzten Gespräch
haben Sie gesagt, noch stärker in
die UE-Richtung gehen zu wollen.
Haben Sie das verwirklicht?
Tatsächlich ist es so, dass wir das
noch einmal angegangen sind.
Wir sind aber draufgekommen,
dass meine Geschäftsstruktur, die
Größe der Geschäfte, nicht dafür
geeignet ist, Fernseher im großen
Stil zu verkaufen. Fernseher habe
ich deshalb heute nur mehr in 35
Geschäften, die so groß sind, dass
es eine echte Abteilung dafür
gibt. Aber das ist nicht meine
Kernkompetenz.
Ihre Kompetenz ist eher alles,
was klein und mobil ist?
So ist es – klein und mobil.
Schauen Sie sich an, was heute
ein iPod-Lautsprecher kann. Für
den brauche ich keinen Platz
mehr. Die Geräte werden immer
kleiner – das ist für mich optimal.
Ich frage mich heute schon,
was so manche Mitbewerber mit
ihrer Fläche tun werden. Vielleicht
an Tanzschulen untervermieten,
weil die Fläche zu groß
wird. Die Produkte werden immer
kleiner – und das ist schön.
Wie viele Filialen haben Sie
derzeit? Wollen Sie weitere
eröffnen? – Sie haben einmal
gesagt, 10 bis 15 mehr wären
in Ordnung?
Ich habe derzeit 153. Es stimmt,
dass ich plane, noch ein paar zu
eröffnen. Wir haben letztes Jahr
ein sehr gutes Konzept geboren.
Das ist allerdings in der Umsetzung
sehr schwierig, weil ich die
richtigen Standorte noch nicht
gefunden habe. Ich bin fieberhaft
dran, kann allerdings darüber
noch nicht mehr erzählen. Nur
so viel: Es wird eine Neuheit
mit modifiziertem Konzept.
Auch ein weiterer Ausbau von
Hartlauer-Geschäften ist Thema.
Wir bemühen uns bereits seit
Jahren intensiv um Standortverbesserungen
und -vergrößerungen.
Ich habe allein in den letzten
sieben Jahren 48 Geschäfte
übersiedelt.
Ist Niedermeyer eigentlich Ihr
intensivster Mitbewerber?
Ich rede nicht über direkte Mitbewerber
und ich sehe auch keine,
bei denen ich sagen könnte:
Das ist mein Feind. Den gibt es
nicht. Ich habe keinen Mitbewerber,
der nur annähernd das
gleiche Sortiment hat. Niedermeyer
war vergleichbar von der
Geschichte her. War! Wie es heute
da zugeht, kann ich nicht beurteilen.
Und ich schaue wirklich
nicht hin. Wir sind im freien
Markt, und jeder, der versucht,
dem Kunden etwas Gescheites
zu verkaufen, ist ein Mitbewerber.
Robert F. Hartlauer im
Gespräch mit Dipl. Ing.
Andreas Rockenbauer .
Sie haben also auch die Cosmos-
Entwicklung nicht intensiver
verfolgt? Es ist Ihnen also
genau genommen egal?
Genau genommen ja. Aber nicht
aus Überheblichkeit oder weil
KURZ UND BÜNDIG:
Robert F. Hartlauer möchte ein
neues Geschäftskonzept starten
– zur sofortigen Umsetzung
fehlen ihm lediglich die passenden
Standorte.
Er sieht eine große Chance für
die Fotoausarbeitung durch die
Digitalfotografie. Das Internet
nimmt Hartlauer nicht als Bedrohung,
sondern als Bereicherung
wahr.
Außerdem möchte Robert F.
Hartlauer den Handelskollektivvertrag
radikal umkrempeln.
Die Sonntagsöffnung lehnt er
ab.