Robert F. Hartlauer im E&W-Gespräch
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E&W 4/07 HINTERGRUND 21<br />
nicht brauchen und abends fehlen<br />
teilweise zweieinhalb Stunden.<br />
Oder am Samstag sind ab<br />
12.30 Uhr Zuschläge zu zahlen –<br />
das versteht ja keiner. Ein Taxler<br />
arbeitet nachts und bekommt<br />
keinen Zuschlag. Das ist dort<br />
ganz logisch.<br />
Der Handels-Kollektivvertrag,<br />
der gehört weg, neu gemacht.<br />
Ich weiß nicht, wie alt der ist,<br />
und wer den gemacht hat, aber<br />
der ist h<strong>im</strong>melalt und wird jedes<br />
Jahr schlechter.<br />
Ist die Zuschlagspflicht auch der<br />
Grund, warum Sie die Sonntagsöffnung<br />
ablehnen?<br />
Nicht nur. Ich bin gegen die Zuschlagsregelung,<br />
wie sie momentan<br />
ist. Die gehört vereinfacht<br />
und die Zeiten ausgeweitet. Im<br />
Handel mindestens bis 21 Uhr.<br />
Alles andere – die Zeiten, die<br />
Stunden – kann man gleich lassen.<br />
Manche Leute wären froh,<br />
wenn sie erst mittags zu arbeiten<br />
beginnen müssten, aber dafür<br />
kein Problem hätten, bis 20 Uhr<br />
<strong>im</strong> Geschäft zu stehen. Ich sage<br />
nicht, dass ich generell bis 21 Uhr<br />
offen hielte. Es gibt aber ein paar<br />
Städte, da hätte ich gerne jeden<br />
Tag bis 21 Uhr offen.<br />
Aber sonntags gar nicht?<br />
Die Ablehnung der Sonntagsöffnung<br />
hat bei mir einen anderen<br />
Grund: Ich habe zwei Kinder<br />
und bin in sehr intakten Familienverhältnissen<br />
aufgewachsen.<br />
Wir hatten jeden Sonntag ein<br />
Familienessen. Und dieses Familienessen<br />
gibt es auch heute noch<br />
bei mir. Sonntags muss keiner<br />
arbeiten. Ich denke ja nicht nur<br />
wirtschaftlich, ich habe auch eine<br />
moralische Verantwortung. Mir<br />
selbst, aber auch meinen Mitarbeitern<br />
gegenüber. Ich will von<br />
meinen Mitarbeitern nicht erwarten,<br />
dass ihnen kein Familienleben<br />
vergönnt ist. Und ich<br />
glaube, dass in Summe nicht<br />
mehr Umsätze gemacht würden,<br />
wenn meine Branche am Sonntag<br />
offen hätte.<br />
In den letzten Jahren ist in der<br />
Branche das Revival der Marke<br />
Thema. Wie ist das bei Ihnen?<br />
Ich bin ein Markenfan, weil<br />
Marken normalerweise gute Produkte<br />
haben. Es gibt auch große<br />
Markentreue in den Bereichen,<br />
in denen ich stark bin. Oft verstehe<br />
ich aber die Politik der<br />
Markenhersteller nicht. Wenn sie<br />
etwas Gutes haben, verteidigen<br />
sie zu hohe Preise so lange, bis es<br />
gar nicht mehr geht. Mir wäre es<br />
lieber, wenn ein Markenhersteller<br />
bei einer Produktinnovation<br />
sagt: „OK‚ ich bin zwar der Erste,<br />
aber trotzdem krache ich mit<br />
einem Preis hinein, damit es in<br />
die Menge geht”. Ein konkretes<br />
Beispiel: Digitale Bilderrahmen.<br />
Vor zwei Jahren hätte eine Mar-<br />
„Der Handels-Kollektivvertrag gehört weg, neu gemacht.”<br />
<strong>Robert</strong> F. <strong>Hartlauer</strong><br />
ke damit den Markt verstopfen<br />
können. Denn der Markt war<br />
genauso da wie heute. Aber nicht<br />
für 279 oder 299 Euro, sondern<br />
für 49 und 79 Euro. Denn man<br />
gibt durchschnittlich keine 5.000,<br />
Schilling für eine Diashow am<br />
Schreibtisch aus. Aber 50, 70 Euro<br />
gibt man für so etwas aus. Hätte<br />
eine Marke vor zwei Jahren den<br />
Markt verstopft, könnte sie heute<br />
Marktführer sein und sagen, „das<br />
sind Mengen die ich bewege und<br />
darüber verdiene ich mein Geld”.<br />
Aber sie verkaufen in ganz Europa<br />
500 Stück <strong>im</strong> Jahr und geben<br />
asiatischen Unternehmen die<br />
Zeit, billige Kopien zu entwickeln.<br />
Die fahren dann mit einem<br />
aggressiven Preis hinein, und<br />
wenn es gar nicht mehr geht,<br />
ziehen die Marken erst recht<br />
nach. Das heißt, sie haben zuerst<br />
keine großen Mengen verkauft<br />
und müssen dann auch noch zum<br />
niedrigen Preis verkaufen.<br />
Es hat vor kurzem eine Media<br />
Markt-Werbung gegeben, die auf<br />
Ihre Werbung anspielte. Was halten<br />
Sie davon?<br />
Die habe ich nie gesehen, und es<br />
ist mir auch wurscht. Ich bin keiner,<br />
der böse ist, wenn jemand<br />
auf meine Werbung reagiert. Im<br />
Gegenteil: Ich freue mich über<br />
die kostenlose Werbezeit.<br />
Was war das Wichtigste, das Sie<br />
von Ihrem Vater gelernt haben?<br />
Was das Wichtigste war, habe ich<br />
mir noch nie überlegt, das kann<br />
ich so spontan nicht sagen. Aber<br />
was ich an meinem Vater sicherlich<br />
bewundert habe, ist, dass er<br />
Spaß <strong>im</strong> Leben gehabt hat. Dass<br />
er gelacht hat, dass er gehackelt<br />
hat, aber dass er Lust und Freude<br />
an seinem Leben und an der Arbeit<br />
gehabt hat. Da habe ich gesehen:<br />
Wenn es dir Spaß macht,<br />
dann bist du erfolgreich. Und<br />
das sage ich auch heute meinen<br />
Lehrlingen, wenn ich sie einstelle:<br />
„Tun Sie mir einen Gefallen<br />
in der Probezeit. Ich kann nicht<br />
beurteilen, ob es Ihnen Spaß<br />
macht. Das müssen Sie beurteilen.<br />
Aber ich gebe Ihnen einen<br />
Ratschlag: Verplempern Sie nicht<br />
drei Jahre, wenn es Ihnen nach<br />
drei Monaten noch keinen Spaß<br />
macht.” Ich muss Freak sein, in<br />
dem, was ich tue, mit Liebe und<br />
Freude dabei sein. Es ist auch<br />
mein persönliches Glück, in einer<br />
Branche zu sein, wo ich<br />
hinter meinen Produkten ste-<br />
hen kann. Hinter allen. Das ist<br />
für mich auch Voraussetzung für<br />
den Erfolg. Ich halte nichts davon,<br />
dass man ein Handelsunternehmen<br />
einfach so mit Fakten<br />
und Zahlen führt. Da muss<br />
Emotion dabei sein, und die<br />
Produkte müssen einem Spaß<br />
machen. Deshalb probiere ich<br />
auch vieles selbst aus. Ich packe<br />
mir oft den Kofferraum voll und<br />
teste die Produkte. Das macht<br />
mir großen Spaß<br />
Wo nehmen Sie die Zeit her?<br />
Ich bin ein Nachtmensch. Wenn<br />
ich auf Urlaub bin, da schlafe ich<br />
auch zwölf Stunden am Stück.<br />
Aber eine normale Woche hat<br />
sicherlich zwei, drei Nächte, wo<br />
ich mit dem absoluten Min<strong>im</strong>um<br />
von dreieinhalb bis vier<br />
Stunden auskomme. Das ist<br />
schon hart, aber es macht mir<br />
nichts aus. Und ich gehe kaum<br />
zu öffentlichen Gesichtsbädern,<br />
da ich kein Freund von Smalltalk<br />
bin. ■<br />
INFO: www.hartlauer.at