Robert F. Hartlauer im E&W-Gespräch
Robert F. Hartlauer im E&W-Gespräch
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Liebe Leser!<br />
Einem Staffellauf gleich, habe<br />
ich vor etwa vier Monaten die<br />
Geschäftsführung des E&W-<br />
Verlags von jener Frau übernommen,<br />
die mich 40 Jahre<br />
zuvor erfolgreich gezeugt hat.<br />
Wir sind eben ein klassisches<br />
Familienunternehmen. Und<br />
wie es sich für den braven Sohnemann<br />
gehört, habe ich das<br />
Staffelholz auch nicht fallenlassen, sondern mich<br />
damit abgefunden, dass jetzt endgültig der Ernst<br />
des Lebens begonnen hat. Das war nicht einfach.<br />
Erstens, weil so eine Aufgabe grundsätzlich eine<br />
Herausforderung ist und zweitens, weil ich in<br />
Fußstapfen gestiegen bin, in die mein ganzer<br />
Körper der Länge nach hinein gepasst hat (nein,<br />
nicht zur Geburt, sondern jetzt). Nach über 24<br />
Jahren an der Spitze des Unternehmens ist meine<br />
Mutter Ende des vergangenen Jahres in Pension<br />
gegangen und kümmert sich seitdem zusammen<br />
mit meinem Bruder „nur“ mehr um<br />
das (seit vielen Jahren sehr erfolgreiche) Fernseh-<br />
Geschäft von Pubbles Film („GO! – Das Motormagazin“)<br />
und ein paar „Hobbys“, die man<br />
auch Geschäft nennen könnte.<br />
Sie hat mir ein hervorragend geführtes und durch<br />
und durch gesundes Unternehmen übergeben,<br />
wofür ich ihr an dieser Stelle danken will. Nicht<br />
nur als Gesellschafter, sondern auch <strong>im</strong> Namen<br />
der vielen Mitarbeiter, die in den vergangenen<br />
(fast) 25 Jahren ein Stück ihres Lebens mit dem<br />
Unternehmen gegangen sind und stets darauf<br />
vertrauen konnten, pünktlich jedes Monat den<br />
verdienten Lohn für ihre Arbeit zu bekommen.<br />
Und auch <strong>im</strong> Namen der vielen Lieferanten von<br />
E&W, die – nach Abzug des Skontos natürlich<br />
– auf die Bezahlung ihrer Rechnungen nie warten<br />
mussten. Zu ihr würde ein Zitat passen, das<br />
von Winston Churchill stammt: „Alle Menschen<br />
sind Würmer, aber einige davon sind wenigstens<br />
Glühwürmchen.“<br />
Dennoch hat sich in den vergangenen Monaten<br />
bei E&W vieles verändert. Das meiste davon<br />
hinter den Kulissen, ein bisschen was davor. Sehen<br />
Sie es als meinen Versuch, den erfolgreichen<br />
Weg, den die E&W die letzten zweieinhalb<br />
Jahrzehnte gegangen ist, konsequent fortzusetzen.<br />
Denn dieser Weg bedeutet stetige Veränderung<br />
mit einem ganz klaren Fokus: Qualität.<br />
Ich bin nämlich überzeugt, dass kleine und<br />
Von Nachtfaltern<br />
und<br />
Glühwürmchen<br />
mittelständische Unternehmen<br />
gleich welcher Branche<br />
in Zukunft genau dann besonders<br />
erfolgreich sein werden,<br />
wenn sie sich auf ihre<br />
zahlreichen Stärken konzentrieren,<br />
geschickt Nischen besetzen<br />
und nur nach vorne<br />
und niemals in den Rückspiegel<br />
schauen.<br />
Zu den Stärken von E&W zähle ich neben einer<br />
beispiellosen Leser-Blatt-Bindung etwa die<br />
starke Betonung des Hinter- statt des Vordergründigen<br />
in einer Berichterstattung, die sich an<br />
den Bedürfnissen von Profis orientiert. Und so<br />
soll es auch bleiben. Dazu möchte ich die designierte<br />
Chefredakteurin des „Der Standard“,<br />
Alexandra Föderl-Schmid, zitieren, die in einem<br />
Interview der Überzeugung war: „Auf dem Zeitungsmarkt<br />
setzt sich langfristig nicht das Marketing<br />
durch, sondern die Qualität.“<br />
Da aber Qualität auch ansprechende Optik<br />
(und Haptik) haben darf, halten Sie gerade eine<br />
E&W in Ihren Händen, die ganz anders aus-<br />
„Wer den Hauptpunkt trifft, darf in<br />
kleinen Dingen irren.”<br />
sieht, als Sie das bislang gewohnt waren. Zusammen<br />
mit dem größten Relaunch des Magazins<br />
seit über zehn Jahren haben wir, wie unschwer<br />
zu fühlen ist, auch das Papier geändert.<br />
Und das war selbst intern umstritten. In diesem<br />
Fall – und in vielen anderen – halte ich es jedoch<br />
mit dem von mir sehr geschätzten Mag.<br />
Arndt Traindl (Vorstand retail branding AG und<br />
Geschäftspartner von Herbert Haas und Dr.<br />
Stephan Mayer-Heinisch) –, der bei einem <strong>Gespräch</strong><br />
vor kurzem zu mir sagte: „Wer den<br />
Hauptpunkt trifft, darf in kleinen Dingen irren.“<br />
Man darf, aber man muss nicht ...<br />
In diesem Zusammenhang sei betont, dass es<br />
natürlich viel einfacher ist, gescheite Dinge zu<br />
sagen (oder zu schreiben), als sie zu tun. Aus<br />
diesem Grund werden in E&W in Zukunft<br />
noch viel öfter Menschen zu Wort kommen, die<br />
die gescheiten Dinge, die sie sagen, auch konsequent<br />
umsetzen. In diesem Heft darf ich auf ein<br />
interessantes Interview mit <strong>Robert</strong> F. <strong>Hartlauer</strong><br />
Editorial<br />
verweisen, das mit Mag. Stefan Taferner einer<br />
meiner neuen Mitarbeiter unter viel Schweiß (allein<br />
für das Transkribieren des dreieinhalb Stunden<br />
dauernden (!) <strong>Gespräch</strong>s benötigte der Arme<br />
zwei Tage) gekonnt zu Papier brachte.<br />
Womit ich bei einem weiteren Thema wäre. In<br />
den vergangenen Monaten hat sich, neben der<br />
Neubesetzung der Geschäftsführungsposition,<br />
bei E&W auch personell einiges getan. Es hat<br />
zwar ein paar Versuche benötigt, aber ich bin<br />
nun überzeugt, dass ich mich gerade rechtzeitig<br />
zum Relaunch von E&W in Zukunft auf ein<br />
ganz hervorragendes Redaktionsteam (inklusive<br />
eines viel versprechenden Neuzugangs <strong>im</strong> Verkauf)<br />
stützen kann. Das haben wir zum Anlass<br />
genommen, auf Seite 9 das neue Team vorzustellen,<br />
das übrigens so groß ist wie nie zuvor.<br />
Mit dem Abgang von Mag. Elmar Hillebrand<br />
<strong>im</strong> Jänner dieses Jahres, der gut sieben Jahre zum<br />
redaktionellen Kernteam von E&W gehört hat,<br />
bin ich in meiner neuen Verantwortung gleich<br />
einmal ganz ordentlich geprüft worden und habe<br />
das zunächst gar nicht lustig gefunden. Denn so<br />
einer ist nicht leicht zu ersetzen. Er hat – und<br />
das sei ihm herzlich vergönnt – die Chance genutzt,<br />
an einem neuen Projekt des international<br />
tätigen Styria-Verlags (zB „WirtschaftsBlatt“)<br />
federführend mitwirken zu können. Ich nehme<br />
das als großes Kompl<strong>im</strong>ent für die Aufbauarbeit,<br />
die wir in viele Talente investieren und die gerade<br />
eben wieder ein paar viel versprechenden jungen<br />
Menschen zugute kommt.<br />
Zum Schluss kann ich mir nicht verkneifen,<br />
zwei weitere Highlights der nächsten Monate zu<br />
verraten: Noch deutlich vor dem Sommer wird<br />
nach dem Print-Produkt auch E&W Online<br />
ge-relauncht und mit der Ausgabe 7-8, die am<br />
12. Juli erscheint, wird E&W 25 Jahre Berichterstattung<br />
in einer grauslich schönen Branche<br />
feiern. Und dass das etwas ganz Besonderes<br />
wird, können Sie getrost voraussetzen. Denn<br />
„Qualität ist“, – und hier zitiere ich den CEO<br />
der deutschen Post AG Klaus Zumwinkel –<br />
„das Gegenteil des Zufalls.“<br />
DI Andreas Rockenbauer<br />
Herausgeber