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Walkemühle - Rudolf Giesselmann

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gelassen, doch dann war es aus, dann bekam<br />

er keine Stelle. Das war 1934 als unser zweites<br />

Kind geboren wurde. Bis ‘36 saß er dann brotlos.<br />

Ich arbeitete und kochte. Dann ging ich<br />

wieder zu den Schulräten, die ich persönlich<br />

kannte. Die hatten inzwischen schon alle das<br />

Parteiabzeichen. Und zu der Zeit waren dann<br />

die Volksschullehrerstellen so wahnsinnig rar<br />

geworden, da gaben sie<br />

Blick auf die <strong>Walkemühle</strong> vor ihrer Zerstörung 1945<br />

meinem Mann eine Volksschullehrerstelle in<br />

Trendelburg - einer Hochburg der Nazis. Erst<br />

musste er dazu aber in die <strong>Walkemühle</strong>, in die<br />

Gauführerschule<br />

Kurhessen. Schulungslager<br />

für politische Unzuverlässige<br />

hieß das. Sie<br />

wurden da parteipolitisch<br />

geschult. Da wurden<br />

ihnen Sachen zugemutet<br />

! Sie mussten<br />

Judenwohnungen ausräumen<br />

! Sie wurden<br />

Handlanger der Nazis bei<br />

Diebstählen. Er kam<br />

entsetzt, vernichtet und<br />

zertreten wieder. Der Kurs<br />

hatte neun Wochen<br />

gedauert. Er war gezwungen<br />

worden, in die<br />

Partei zu gehen, er hatte<br />

das Parteiabzeichen<br />

annehmen müssen, das<br />

war ihm in der <strong>Walkemühle</strong><br />

aufgedrückt worden. Das Schlimmste<br />

war aber gewesen, dass er, wenn er mal frei<br />

gehabt hatte und seine Freunde in Melsungen<br />

104<br />

hatte besuchen wollen, dann war er von denen<br />

überhaupt nicht empfangen worden -<br />

Angst! Angst!” (Frau Reinbold, Kassel)<br />

Zweite Geschichte<br />

Ein ehemaliger HJ-Führer sagte mir: “Was ich<br />

Ihnen sage, das kann heute jeder hören. In 1943<br />

war die <strong>Walkemühle</strong> eine Gebietsführerschule<br />

der HJ.<br />

Da war ich als HJ- Führer<br />

mal dort.<br />

In der Schule herrschte<br />

eine Pfundskameradschaft,<br />

und alle waren<br />

mordsmäßig begeistert.<br />

Die Erziehung lief darauf<br />

hinaus, dass alle zu ordentlichen<br />

Menschen<br />

erzogen wurden. Dort<br />

wurde alles ganz genau<br />

so gemacht, wie es im<br />

Buch “HJ im Dienst” (102)<br />

aufgeführt ist. Daneben<br />

gab es dann noch die<br />

politische Schulung, die<br />

wurde immer vom<br />

Schulführer selbst ausgeführt.<br />

Das andere Schieß- und Geländeübungen,<br />

führten andere, wie z.B. verwundete<br />

Wehrmachtsoffiziere, durch.<br />

<strong>Walkemühle</strong> vor ihrer Zerstörung 1945<br />

Ein wesentlicher Teil der politischen Schulung<br />

war der Rassenpolitik gewidmet; und wenn<br />

man sich das auch heute überlegt, da sind

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