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Walkemühle - Rudolf Giesselmann

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die GFA. Roos hatte während des ersten<br />

Weltkrieges in England mit der Lieferung von<br />

Textilien an das Militär gute Geschäfte gemacht<br />

und wollte nun etwas Sinnvolles mit<br />

seinem Geld anfangen. Als Philanthrop und<br />

Anhänger einer natur- und vernunftgemäßen<br />

Erziehung unterstützte er dann Nelson.<br />

Neben diesen großen Finanzierungsleuten gab<br />

es noch sogenannte Patenstellen: Einzelne<br />

Mitglieder der GFA bezahlten durch einen<br />

monatlichen Beitrag von fünfzig Mark den<br />

Lebensunterhalt eines Schülers oder Helfers auf<br />

der <strong>Walkemühle</strong>.” (Willi Schaper)<br />

Ein anderer Helfer:<br />

“Was der Seifenfabrikant Wolf zahlte, wusste<br />

ich genau, denn in der Zeit nach 1930 führte ich<br />

zwei Jahre die Kasse in der <strong>Walkemühle</strong>, - der<br />

bezahlte einen Monatsbeitrag von einem<br />

Tausendmarkschein.<br />

Jedes andere Mitglied der GFA zahlte einen<br />

Mindestbeitrag von sechzig Mark im Monat. So<br />

Leute wie ich hätten da nie Mitglied werden<br />

können. Überlegen Sie einmal, der Wochenlohn<br />

für einen Facharbeiter war zu der Zeit<br />

Spitze dreißig Mark.<br />

Viele Leute, die ganz schön Geld hatten,<br />

blieben auch in der Anonymität, wie zum<br />

Beispiel ein Optiker aus Kassel.” (Willi Warnke)<br />

Trotzdem reichte das Geld für manchmal<br />

achtzig Personen auf der <strong>Walkemühle</strong> kaum<br />

aus, es musste überall gespart werden.<br />

Vom preußischen Ministerium für Wissenschaft,<br />

Kunst und Volksbildung, vom Innen- und vom<br />

Finanzministerium war die <strong>Walkemühle</strong> zwar<br />

1926 als gemeinnützig anerkannt worden und<br />

erklärt worden, dass die Grund- und Haussteuererträge<br />

gestundet und niedergeschlagen<br />

werden könnten, doch die unteren Steuerbehörden<br />

in Melsungen und Kassel kümmerte<br />

das zuerst wenig.<br />

Erst nach mehreren Eingaben beim<br />

“Grundsteuerberufungsausschuss” bei der Regierung<br />

in Kassel und nochmaliger Inspektion<br />

der Schulbehörde durch den Regierungsdirektor<br />

Dr. Kuchen konnte Minna Specht den<br />

folgenden Brief nach Kassel schreiben:<br />

58<br />

“Sehr geehrter Herr Regierungsdirektor!<br />

Sie erinnern sich vielleicht, dass ich Sie vor einigen<br />

Monaten bat, uns zu helfen gegen die<br />

Belastung unserer Schule mit erdrückend hohen<br />

Steuern. Sie meinten zwar damals, dass ihre<br />

Unterstützung uns in diesem Falle nicht viel<br />

nützen könne. Nun hat sich aber doch gezeigt,<br />

wie wertvoll ihre freundliche Unterstützung<br />

auch diesmal für unsere Schule war.<br />

Durch ihre freundliche Fürsprache wurde der<br />

Grundsteuerausschuss Melsungen dazu veranlasst,<br />

die Einschätzung unserer Gebäude<br />

nachzuprüfen. Bisher hatte er eine Nachprüfung<br />

abgelehnt. Nun stellte sich heraus, dass<br />

die Unterlagen für die bisherige Einschätzung<br />

falsch waren. Diese Feststellung hatte zur Folge,<br />

dass der Steuerwert auf ein Fünftel des bisher<br />

angenommenen Steuerwertes herabgesetzt<br />

wurde. Wir haben nunmehr statt M 100.- Hauszinssteuer<br />

monatlich nur M 20.- zu zahlen.<br />

Wir erhoffen eine weitere Erleichterung von<br />

einem noch laufenden Gesuch auf Befreiung<br />

von der Haussteuer und Grundvermögenssteuer.<br />

Zur Zeit müssen wir leider außer der<br />

Hauszinssteuer monatlich M 19,80 Grundvermögenssteuer<br />

an den Staat und M 59,40 Gemeindezuschlag<br />

dazu an die Gemeinde Adelshausen<br />

zahlen. Das sind monatlich immer<br />

noch M 100,--. Wir hoffen sehr, dass auch diese<br />

Last noch erleichtert wird. Das wird der Fall sein,<br />

sobald der Grundsteuerausschuss Melsungen<br />

unser Schulunternehmen als gemeinnützig anerkennt,<br />

was seitens des Kultusministers und<br />

Finanzministers schon längst geschehen ist.<br />

Indem ich Ihnen für die große Erleichterung, die<br />

uns Ihre freundliche Hilfe verschafft hat, sehr<br />

danke, bin ich Ihre sehr ergebene

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