Walkemühle - Rudolf Giesselmann
Walkemühle - Rudolf Giesselmann
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Beispiele des Lernens:<br />
Unterricht, praktische<br />
Arbeit, Fahrten und<br />
manches andere...<br />
Im Unterricht zuallererst vom Verstehen der<br />
Schüler auszugehen und sich nicht auf Scheinerfolge<br />
durch nur auswendig gelerntes Wissen<br />
einzulassen, dieses Prinzip galt nicht nur im<br />
sokratischen Philosophie- und Mathematikunterricht,<br />
sondern auch in allen anderen Fächern.<br />
Besonders deutlich wird das daran, dass auch<br />
in Physik, Volkswirtschaft und Geschichte oft<br />
von “sokratischem Unterricht” geredet wurde,<br />
obwohl diese Methode der Erkenntnisgewinnung<br />
allein für die Philosophie und die Mathematik<br />
als gültig erachtet worden war.<br />
“Sokratischer Unterricht” bedeutete hier wohl<br />
mehr die Form des Unterrichts, das weitgehend<br />
zwischen den Schülern selbst-gesteuerte Gespräch,<br />
wo es zuallererst darauf ankommt, den<br />
Unterrichtsgegenstand wirklich verstanden zu<br />
haben.<br />
Im Physikunterricht, der neben dem Mathematikunterricht<br />
am<br />
Anfang der theoretischen<br />
Ausbildung im<br />
Vordergrund stand,<br />
bedeutete dies, dass<br />
großer Wert auf<br />
Anschaulichkeit mittels<br />
Selbsttätigkeit der<br />
Schüler bei Experimenten<br />
gelegt wurde.<br />
Folgende Beispiele, die<br />
Schülern noch nach<br />
mehr als vierzig Jahren in<br />
Erinnerung sind, sollen<br />
das deutlich machen:<br />
1. “In der Physik sind wir<br />
beim Fallgesetz. Der<br />
Physiklehrer erzählt uns,<br />
dass der Fallweg eines Körpers in gleichen<br />
Zeitabständen im Verhältnis der ungeraden<br />
Zahlen wächst. Ich sage: ,Das kann ja jeder<br />
sagen, das wollen wir sehen!’ Ich habe dann<br />
Kugeln aus dem Kugellager eines Fahrrads<br />
aufgebohrt, alle auf einen Faden gezogen, mit<br />
im Verhältnis der ungeraden Zahlen größer<br />
werdenden Abständen. Dann haben wir die<br />
37<br />
Schnur fallengelassen. Die Abstände zwischen<br />
den einzelnen Aufschlägen, die wir hörten,<br />
waren genau gleich. Das war der Beweis.”<br />
(Willi Warnke)<br />
2. “Dann ging es einmal um die Messung der<br />
Frequenz einer Stimmgabel. Wie konnten wir<br />
feststellen, dass die Stimmgabel der Musiker<br />
genau mit so und so viel Schwingungen in der<br />
Sekunde schwingt ?<br />
Dazu haben wir uns eine Rutsche aus Buchenholz<br />
gebaut, die richtig poliert und auf<br />
der Stimmgabel eine Nadel angebracht und<br />
daran vorbei dann eine gefärbte Glasplatte<br />
gleiten lassen. Aus der Spur, die die schwingende<br />
Nadel auf der Platte aufgezeichnet<br />
hatte, und der Geschwindigkeit der Platte<br />
konnten wir dann die Schwingungsfrequenz<br />
ermitteln.” (Willi Warnke)<br />
3. “Ein Halbjahreskurs behandelte einmal die<br />
Schwierigkeiten der Energieversorgung auf der<br />
<strong>Walkemühle</strong>. Die eigene Turbinenanlage lieferte<br />
oft zu wenig Elektrizität, da zu wenig<br />
Wasser in der Pfieffe floss. Zu entscheiden war<br />
nun in dem Kurs, ob zusätzlich ein Dieselmotor<br />
Physiksaal<br />
angeschafft werden sollte oder ob der Anschluss<br />
ans öffentliche Netz kostengünstiger sei.<br />
Hierzu wurden dann sowohl physikalisch-technische<br />
Messungen und Rechnungen<br />
gemacht, als auch das Ganze unter ökonomischen<br />
Gesichtspunkten betrachtet. Zur Be-