CERCLE DIPLOMATIQUE - issue 01/2017

SAVOIR VIVRE VIENNA FESTIVAL
Bühne als Zukunftslabor
The stage as a future lab
Text: Rois & Stubenrauch
Die Wiener Festwochen 2017 versprechen
unter dem neuen Intendanten Tomas
Zierhofer-Kin spannende und kontroversielle
Theater- und Opernevents am Schnittpunkt
von Utopie, Gesellschaftsdiskurs und
neuen Formen der Bühnenkunst.
The Vienna Festival 2017 under newly
appointed director Tomas Zierhofer-Kin
promises exciting and controversial theatre
and opera events which intersect utopia,
social discourse and new forms
of stage art.
Wiener Festwochen
2017
Die traditionelle Eröffnungsfeier
am Wiener
Rathausplatz findet am
12.5. statt.
The traditional opening
ceremony will take place
on 12 May at the Viennese
Rathausplatz.
Wenn Parsifal auf dem Mond Richard Wagner,
Marlon Brando und Barbarella begegnet,
kann das nur heißen: Die Wiener
Festwochen, Wiens genreübergreifendes Kulturfestival,
beschert dem Kulturkalender der Hauptstadt wieder
einmal ungewohnte Begegnungen. Bei der mit
Spannung erwarteten Festwochenproduktion „Mondparsifal
Alpha 1–8 (Erzmutterz der Abwehrz)“ lässt
der exzentrische deutsche Künstler Jonathan Meese,
der für Bühnenbild, Ausstattung und Regie in Bernhard
Langs Oper nach Richard Wagner verantwortlich
zeichnet, die mythische Figurenwelt Wagners in
einer Mondbasis der Zukunft auf seinen persönlichen
HeldInnenkosmos treffen. Die mit dem Klangforum
Wien unter Stardirigentin Simone Young musikalisch
hochkarätig besetzte Produktion sorgt sicherlich für
einige Kontroversen, ist auch der neue Intendant der
Wiener Festwochen, Tomas Zierhofer-Kin, überzeugt:
„Wenn Jonathan Meese und sein kongenialer Partner,
der Komponist Bernhard Lang sich Richard Wagners
‚Parsifal‘ annehmen, treffen künstlerische Urgewalten
aufeinander: Meese und Lang dekonstruieren die Mythen
Wagner und Parsifal, laden sie neu auf und kreieren
so ein zeitgenössisches künstlerisches Kraftfeld,
das die Idee Oper in Inhalt und Form neu definiert.“
Eine neue Ära für das Traditionsfestival
Mit Tomas Zierhofer-Kin, der sich bereits als Leiter
des Donaufestivals mit unkonventionellem Programm
einen Namen gemacht hat, gehen die Wiener Festwochen
ab 2017 in eine spannende neue Ära, in der die
Türen des Festivals zu genreübergreifenden Formen
des Theaters, Performance und neuen Formaten weit
aufgestoßen werden – während die Klassikschiene in
Zukunft deutlich kürzer treten muss. Anfang der
1950er Jahre ins Leben gerufen als überlebenswichtiges
Fenster zu Europa und der Welt, das Wien nach
den dunklen Jahren des Nationalsozialismus wieder
mit dem internationalen Kulturleben vernetzte, zählen
die Wiener Festwochen seit mehr als sechzig Jahren
zu den wichtigsten Kulturevents Österreichs mit
internationaler Strahlkraft. An diese historischen
Stränge anknüpfend sollen die Wiener Festwochen, so
Neo-Intendant Zierhofer-Kin bei der Vorstellung des
Festwochenprogramms, Genres, Gedanken und Ideen
miteinander vernetzen und so zum Probierfeld einer
Gesellschaft der Zukunft werden.
Von Oper über Performance bis Hamam
Das dezidiert politische Theater-Verständnis des
PHOTOS: MIKE RANZ; LUKAS BECK
KLANGFORUM WIEN.
Spielt in Bernhard Langs Oper
„Mondparsifal Alpha 1-8“.
Playing “Mondparsifal Alpha
1-8“ in Bernhard Lang´s opera.
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