EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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Die Gewerkschaften weisen insbesondere auf die fälligen<br />
Änderungen zu einer alternsgerechten Arbeitsorganisation<br />
in den Betrieben sowie auf die wichtige Rolle<br />
des Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzes im Rahmen<br />
einer generationenübergreifenden Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />
hin. Neueste Publikationen argumentieren<br />
auf Basis aktueller arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen aus anderen europäischen<br />
Staaten, insbesondere aus Finnland, für ein mehrdimensionales<br />
Verständnis von Arbeitsfähigkeit, das Bedingungen<br />
des Arbeitslebens <strong>und</strong> individuelle Entwicklungen<br />
einbezieht (vgl. Ilmarinen/Tempel 2002:158–181).<br />
5.2 Betriebliche Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />
im Zeichen des demographischen<br />
<strong>Wandel</strong>s<br />
Wollen die Betriebe nicht Gefahr laufen, durch einen<br />
verschärften Mangel an Fachkräften im Wettbewerb an<br />
Boden zu verlieren, muss bereits jetzt eine Personal<strong>und</strong><br />
Qualifizierungspolitik betrieben werden, die den<br />
betrieblichen Erfordernissen angesichts des veränderten<br />
Altersaufbaus der Bevölkerung in 15 bis 20 Jahren<br />
entspricht. Das heißt im Klartext, dass die bislang jugendzentrierte<br />
Einstellungspolitik zu den Akten gelegt<br />
werden muss. Darin sind sich mittlerweile alle Experten<br />
einig.<br />
Ältere Arbeitnehmer sind per se <strong>und</strong> unabhängig von<br />
der Bevölkerungsentwicklung ein betriebliches Potenzial,<br />
dass nicht ungenutzt brachliegen darf. Erfahrung,<br />
Routine, Verhandlungsgeschick, Zuverlässigkeit <strong>und</strong><br />
Verantwortungsbewusstsein sind ein Betriebskapital sui<br />
generis. Darüber hinaus aber ist die Belegschaft der<br />
heute 30- bis 45-Jährigen neu in den Blick zu nehmen.<br />
Sie verkörpert ein Gutteil des Potenzials, mit dem<br />
die Unternehmen die Demografiefalle umgehen können.<br />
Nicht die Freisetzung dieser Altersgruppe bei Erreichen<br />
einer betriebsindividuell unterhalb des Rentenalters<br />
angesiedelten „Altersschwelle“ <strong>und</strong> ihr vorzeitiger<br />
Ersatz durch jüngere Nachrücker ist das Mittel der<br />
Wahl, sondern die kontinuierliche Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Damit schafft <strong>und</strong> bindet ein Unternehmen nämlich<br />
die Fachkräfte, die in anderthalb bis zwei Jahrzehnten<br />
so dringend gebraucht werden, weil das Arbeitskräfteangebot<br />
nicht nur insgesamt, sondern speziell im Seg-<br />
5 Neue Herausforderungen für Politik, Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />
ment der jüngeren qualifizierten Anbieter drastisch sinken<br />
wird. 18<br />
Personalstrategien. . .<br />
. . . der Gegenwart . . . der Zukunft<br />
Zielsetzungen<br />
Altersstrukturen ohne Relevanz Permanenter Generationenaustausch<br />
<strong>und</strong> Altersmischung<br />
als integrierte Zielsetzung<br />
Strategien<br />
Widersprüchliche Teilstrategien An altersstrukturellen<br />
Zielsetzungen orientierte<br />
Teilstrategien (Offenlegung von<br />
Konflikten <strong>und</strong> Kompromissen)<br />
Voneinander isolierte<br />
Miteinander vernetzte<br />
personalpolitische Teilstrategien Teilstrategien (Rekrutierung,<br />
Personalentwicklung, Arbeits<strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz)<br />
Personalmanagement<br />
Kurzfristige Planungshorizonte Kohorteneffekte über 10–20<br />
Jahre berücksichtigen (Kurz-,<br />
Mittel- <strong>und</strong> Langfristplanung)<br />
Eine Lösung für alle Weite Lösungsräume mit<br />
Optionen (Individualisierung<br />
<strong>und</strong> Differenzierung)<br />
Unternehmenskultur<br />
„Senioritätsprinzip“ oder<br />
„Jugendkultur“ als<br />
beherrschende Elemente<br />
(Quelle: Köchling 2000:42)<br />
Generationenvertrag als<br />
Ausgleich zwischen<br />
verschiedenartigen<br />
altersgruppenspezifischen<br />
Anforderungen an betriebliche<br />
Attraktivität („Alterskultur“)<br />
Eine dem Alterungsprozess der arbeitenden Bevölkerung<br />
angemessene betriebliche Personalpolitik sollte also<br />
weder jugend- noch altenzentriert, sondern generationenübergreifend<br />
operieren.<br />
Eine alternsgerechte Strategie verlangt also – erstens –<br />
nach einer heterogenen Altersstruktur der Belegschaften.<br />
Verjüngung um jeden Preis geht an den veränderten<br />
demographischen Daten vorbei.<br />
Zweitens muss das Prinzip kontinuierlicher <strong>und</strong> zeitnaher<br />
Weiterbildung der ganzen Belegschaft beherzigt<br />
werden. Alle Unterschiede zwischen jungen <strong>und</strong> alten<br />
Mitarbeitern hinsichtlich Erfahrung <strong>und</strong> Routine, aber<br />
auch Kreativität <strong>und</strong> Spontaneität, müssen für einen<br />
Wissenstransfer zwischen Alt <strong>und</strong> Jung genutzt werden.<br />
Nicht Diskriminierung <strong>und</strong> Bildungsausschluss, sondern<br />
Fortbildung in altersgemischten Teams ist nötig.<br />
Nur so gelingt die Allokation der Ressource Bildung<br />
optimal: Zum richtigen Zeitpunkt muss das erforderliche<br />
Know-how an der richtigen Stelle im Betrieb ver-<br />
18 Deutliche Worte spricht hier der Bericht der B<strong>und</strong>-Länder-Kommission:<br />
„Die Weiterbildung muss in ein Konzept lebensbegleitenden Lernens mit entsprechender Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen<br />
eingeb<strong>und</strong>en werden. Eine Berufsausbildung oder ein Studium qualifizierte früher für das ganze Leben. Heute <strong>und</strong> in Zukunft ist<br />
die einmal erworbene Qualifikation F<strong>und</strong>ament für weitere Lern- <strong>und</strong> Wissensbausteine. Künftig wird es immer wichtiger werden, dass<br />
die vorhandene Handlungskompetenz erweitert werden kann. Das gilt im besonderen für die heute 30- bis 45-Jährigen. Wenn dieser<br />
Personenkreis nicht heute schon in kontinuierliche Weiterbildungsmaßnahmen eingeb<strong>und</strong>en wird, dürfte es schwierig sein, ihn in zehn<br />
Jahren für Weiterbildungsmaßnahmen zu gewinnen.“ (BLK 2001:12)<br />
10 Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>EQUIB</strong>