EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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trieben hinzudeuten – <strong>und</strong> zum Teil wird dies auch so<br />
sein. Ohne eine Kenntnis der zugr<strong>und</strong>e liegenden Argumentation<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> der konkreten betrieblichen<br />
Bedingungen dürfen aber Zweifel an der Aussagekraft<br />
entsprechender Schlussfolgerungen angemeldet<br />
werden.<br />
So bestätigen die während der Durchführung der Expertengespräche<br />
gemachten Erfahrungen die Richtigkeit<br />
der Entscheidung, die Frage der Beschäftigung älterer<br />
Arbeitnehmer im Rahmen des qualitativen Untersuchungsansatzes<br />
des Regionalen Monitoring-Systems<br />
zu untersuchen.<br />
10 Ansätze zu einer altersübergreifenden<br />
Personal- <strong>und</strong> Qualifikationsplanung<br />
Der Wechsel zu einer alternsgerechten Personal- <strong>und</strong><br />
Qualifizierungspolitik ist, wie in Teil A ausgeführt, einer<br />
der zentralen Säulen bei der Bewältigung der Folgen<br />
des demographischen <strong>Wandel</strong>s in der Arbeitswelt. Die<br />
Interviews konzentrierten sich daher auf die Frage, welche<br />
Rolle das Alter für die Betriebe bei Qualifizierungs<strong>und</strong><br />
Personalentscheidungen spielt: Ist das Alter der Beschäftigten<br />
hierbei ein wirksames Planungs- <strong>und</strong> Entscheidungskriterium?<br />
Im Zuge der Erörterung, welche<br />
Faktoren für die Betriebe bei Einsatz <strong>und</strong> Qualifizierung<br />
der älteren Mitarbeiter von Bedeutung sind, ergeben<br />
sich zugleich Hinweise, ob <strong>und</strong> in welchem Umfang<br />
die Betriebe bereits beginnen, neue Konzepte einer<br />
generationsübergreifenden Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsplanung<br />
umzusetzen.<br />
10.1 Das Alter als Kriterium der Personal<strong>und</strong><br />
Qualifizierungspolitik<br />
Die große Mehrzahl der befragten Unternehmen hält<br />
das Alter von Mitarbeitern wie Bewerbern nicht für ein<br />
Kriterium, das handlungsleitend ist. „Wir orientieren<br />
uns nicht am Alter, sondern an der Qualifikation <strong>und</strong><br />
an den Qualifikationserfordernissen im Einzelfall.“ So<br />
lässt sich die allgemeine Position der Betriebe zusammenfassen.<br />
Einige Personalverantwortliche haben bereits<br />
die Frage nach dem Alter als Kriterium ihrer Entscheidungen<br />
als „in die Irre führend“ oder „für ältere<br />
Mitarbeiter diskriminierend“ zurückgewiesen.<br />
Als Ziel ihrer Personalentscheidungen geben die Betriebsexperten<br />
in der Regel die Erhaltung einer „aus-<br />
10 Ansätze zu einer altersübergreifenden Personal- <strong>und</strong> Qualifikationsplanung<br />
gewogenen Altersstruktur“ an. Was hierunter zu verstehen<br />
ist, ist nicht immer eindeutig bestimmt. Nicht<br />
selten wird z.B. eine Normalverteilung als Ideal der<br />
Belegschaftsstruktur beschrieben. Während junge <strong>und</strong><br />
alte Mitarbeiter in dieser „Glockenkurve“ die Minderheit<br />
stellen, stellt der Mittelbau das Gros. Bei der Erhaltung<br />
einer solchen Alterszusammensetzung sehen<br />
die Betriebsexperten dann zukünftig Probleme auf sich<br />
zukommen: wenn die Rekrutierung von Nachwuchs<br />
schwieriger wird, <strong>und</strong> daher Mitarbeiter länger als heute<br />
noch üblich im Betrieb verbleiben müssen, um den<br />
Fachkräftebedarf zu decken, verschiebt sich der Durchschnitt<br />
zu den älteren Jahrgängen, was in einigen Interviews<br />
als „drohende Überalterung“ der Belegschaft beschrieben<br />
wurde. 49 Daraus kann gefolgert werden, dass<br />
in der Beurteilung der Altersstruktur jugendzentrierte<br />
Sichtweisen oft noch nicht überw<strong>und</strong>en sind, denn als<br />
Überalterung erscheint die gealterte Belegschaft nur gemessen<br />
an ihrer derzeitigen Alterszusammensetzung.<br />
Das Unternehmensziel einer „ausgewogenen Altersstruktur“<br />
ist somit nicht automatisch der Auftakt für<br />
eine generationsübergreifende Personal- <strong>und</strong> Qualifikationsplanung;<br />
sie kann auch mit einem unveränderten<br />
Festhalten an einer herkömmlich ausgerichteten Rekrutierungspolitik<br />
einhergehen. „Altern tut die Belegschaft<br />
von alleine; wenn ich eine ausgewogene Struktur erhalten<br />
will, muss ich mich um die Integration von jungem<br />
Nachwuchs kümmern“ – so könnte man verkürzt <strong>und</strong><br />
zugespitzt eine in manchen Betrieben noch vorhandene<br />
Haltung charakterisieren.<br />
10.2 Betrieblicher Einsatz älterer Arbeitnehmer<br />
Im Panel der befragten Betriebe fanden sich solche mit<br />
außergewöhnlich hohem Anteil älterer Arbeitnehmer an<br />
der Belegschaft. Eine hohe Produktspezifität, bei der<br />
die Betriebe aus einem möglichst langen Verbleib der<br />
Know-how-Träger Nutzen ziehen, oder mit deutlichem<br />
Personalabbau verb<strong>und</strong>ene Umstrukturierungen, in deren<br />
Verlauf Kündigungsschutzvorschriften <strong>und</strong> die im<br />
Durchschnitt höhere Qualifikation der Älteren eine Rolle<br />
gespielt haben, bilden im konkreten Fall den Hintergr<strong>und</strong><br />
– um die Folge einer gezielt auf ältere Arbeitnehmer<br />
ausgerichteten Personalpolitik handelt es sich<br />
somit ausdrücklich nicht.<br />
Auf der anderen Seite finden sich im Panel auch Betriebe,<br />
die keine über 50-Jährigen beschäftigten. Die<br />
49 Zur Problematik der „Mittelbauchstruktur“ im Altersaufbau vieler Betriebe s. auch Köchling 2000:35f.<br />
28 Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>EQUIB</strong>