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EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel

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12 Berücksichtigung älterer Arbeitnehmer<br />

bei Neueinstellungen<br />

Ein wichtiges Anliegen der Befragung bestand wie eingangs<br />

erwähnt darin, Gründe für die aus Sicht der fördernden<br />

Instanzen hinter den Erwartungen zurückbleibende<br />

Nutzung der Förderprogramme zur Neueinstellung<br />

älterer Arbeitnehmer durch die regionalen Unternehmen<br />

zu ermitteln. Die Gesprächsführung konzentrierte<br />

sich daher in diesem Punkt auf die Frage nach<br />

der Stellung der befragten Betriebe zur Neueinstellung<br />

älterer Arbeitnehmer, nach möglichen Vorbehalten sowie<br />

nach Qualifizierungsdefiziten bei arbeitslosen Bewerbern.<br />

In diesem Zusammenhang wurden Bekanntheit,<br />

Nutzung <strong>und</strong> Optimierungsmöglichkeiten der Förderprogramme<br />

erörtert.<br />

12.1 Ältere Arbeitnehmer bei Neueinstellungen<br />

nicht im Blick<br />

Auf die Neueinstellung von älteren Arbeitslosen angesprochen,<br />

verweisen viele Betriebe zunächst darauf,<br />

dass Neueinstellungen derzeit nicht oder nur in geringem<br />

Umfang geplant sind. Die Gründe dafür liegen<br />

hauptsächlich in der immer noch nicht vollständig überw<strong>und</strong>enen<br />

Konjunkturschwäche. Dieser Sachverhalt ist<br />

bei der Beurteilung der Wirksamkeit der Programme<br />

zur Förderung der Neueinstellung älterer Arbeitnehmer<br />

als Hintergr<strong>und</strong> mit zu berücksichtigen.<br />

In Bezug auf die Berücksichtigung älterer Arbeitnehmer<br />

bei tatsächlich oder möglicherweise in Zukunft geplanten<br />

Neueinstellungen schälten sich in den Interviews<br />

vier generalisierbare Richtungen der Argumentation<br />

heraus:<br />

1. Vorbehalte gegen (Langzeit-)Arbeitslose:<br />

Generelle Vorbehalte gegen (Langzeit-)Arbeitslose<br />

wurden zwar nur in einzelnen Betrieben angetroffen.<br />

Von diesen Vorbehalten sind aber ältere Arbeitslose<br />

besonders betroffen, die einen überproportionalen<br />

Anteil der Langzeitarbeitslosen stellen. 64 Von<br />

den betrieblichen Ansprechpartnern wird hier auf<br />

schlechte Erfahrungen verwiesen, die sie im Umgang<br />

mit Arbeitslosen im Betrieb gemacht haben.<br />

Auch gr<strong>und</strong>sätzliche Einwände werden vorgetragen.<br />

Arbeitslosigkeit gilt dann als Indiz einer Negativselektion<br />

am Arbeitsmarkt. Wer entlassen wurde, gilt<br />

als „Spreu“, die vom „Weizen“ getrennt wurde. Echte<br />

Leistungsträger, so ist in diesem Zusammenhang<br />

zu hören, würden eben zuletzt entlassen.<br />

64 S. Seite 7.<br />

12 Berücksichtigung älterer Arbeitnehmer bei Neueinstellungen<br />

Aufgr<strong>und</strong> der spezifischen Zusammensetzung des<br />

befragten Betriebspanels, das überproportional technologische<br />

<strong>und</strong> arbeitsorganisatorische Trendsetter-<br />

Betriebe berücksichtigt, ist davon auszugehen, dass<br />

dieser Standpunkt in der Gesamtheit der regionalen<br />

Betriebe eine größere Wirksamkeit hat als im befragten<br />

Expertenkreis. Daher sollten die genannten<br />

Vorbehalte bei der inhaltlichen Gestaltung von Informationskampagnen<br />

zur Nutzung der Programme<br />

zur Unterstützung der Einstellung älterer Arbeitnehmer<br />

verstärkt berücksichtigt werden.<br />

2. Betriebsspezifische Anforderungen:<br />

Die Wahrscheinlichkeit für die Neueinstellung Älterer<br />

gilt als sehr gering. Nach Einschätzung der Befragten<br />

sind ältere Bewerber mit der passenden Qualifikation<br />

auf dem Arbeitsmarkt nicht zu finden. Die<br />

stark betriebsspezifisch definierten Anforderungen<br />

an die Mitarbeiter bringen es mit sich, dass die erforderlichen<br />

Spezialisten im Betrieb selbst „produziert“<br />

werden müssen.<br />

3. Einarbeitungs- <strong>und</strong> Qualifizierungskosten:<br />

Eine Neueinstellung Älterer erscheint prinzipiell<br />

möglich, gilt aber als wenig wahrscheinlich. Der<br />

Vorteil älterer Arbeitnehmer im Betrieb, ihr großes<br />

betriebsspezifisches Know-how, kehrt sich hier quasi<br />

gegen ältere Bewerber; darüber hinaus entwertet<br />

sich die fachliche Qualifikation je nach ihrer<br />

„Halbwertszeit“ mehr oder weniger schnell. Einarbeitung,<br />

Aktualisierung der fachlichen Qualifikation<br />

<strong>und</strong> betriebsspezifische Qualifizierung erfordern daher<br />

einen finanziellen <strong>und</strong> zeitlichen Aufwand, der<br />

in Bezug auf die „Nutzungszeit“ der auf diese Weise<br />

herzustellenden nutzbaren Qualifikation gesetzt<br />

wird. Daher geben nicht wenige Betriebe ein (offenbar<br />

betriebsspezifisch <strong>und</strong> nach gesuchter Qualifikation<br />

stark streuendes) Alterslimit an, ab dem eine<br />

Einstellung unter betriebswirtschaftlichen Aspekten<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich als problematisch gilt.<br />

Betriebe, die eine potenzielle Neueinstellung von älteren<br />

Arbeitnehmern nach diesem Muster beschreiben,<br />

stellen einen großen Anteil an den befragten<br />

Unternehmen. In diesen Betrieben könnten Förderprogramme,<br />

die den Betrieben die Einarbeitungs<strong>und</strong><br />

Qualifizierungskosten senken, zu einer veränderten<br />

betrieblichen Kalkulation führen <strong>und</strong> daher<br />

zur vermehrten Neueinstellung von älteren Arbeitnehmern<br />

beitragen. Eine relativ große Basis für die<br />

Nutzung der Förderprogramme sollte somit in der<br />

Region vorhanden sein.<br />

38 Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>EQUIB</strong>

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