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EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel

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5 Neue Herausforderungen für Politik, Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />

Politik zur Förderung des aktiven Alterns<br />

(Leitlinie 3)<br />

Die Mitgliedstaaten sollten eine Politik zur Förderung<br />

des aktiven Alterns erarbeiten, indem sie Maßnahmen<br />

beschließen, die darauf abstellen, Arbeitsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Qualifikationen älterer Arbeitskräfte zu erhalten,<br />

flexible Arbeitsmodelle einzuführen <strong>und</strong> Arbeitgeber<br />

für das Potenzial älterer Arbeitnehmer zu sensibilisieren.<br />

Sie sollten dafür sorgen, dass ältere Arbeitnehmer<br />

ausreichenden Zugang zu Bildung <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

erhalten, <strong>und</strong> sollten die Steuer- <strong>und</strong> Sozialleistungssysteme<br />

mit dem Ziel überprüfen, negative<br />

Anreize abzubauen <strong>und</strong> Anreize zu schaffen, damit ältere<br />

Arbeitnehmer weiterhin am Arbeitsmarkt teilnehmen.<br />

(Quelle: europa.eu.int/comm/employment_social/empl&esf/<br />

support2001_de.pdf)<br />

Auch auf europäischer Ebene wird diese Strategie zur<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Beschäftigung Älterer mit Nachdruck<br />

verfolgt. Eine Politik zur Förderung des aktiven<br />

Alterns bildet einen Bestandteil der beschäftigungspolitischen<br />

Leitlinien der EU. Im März 2001 hat der Europäische<br />

Rat in Stockholm beschlossen, die Erwerbsquote<br />

Älterer zwischen 55 <strong>und</strong> 64 Jahren in allen EU-<br />

Mitgliedstaaten bis zum Jahre 2010 auf 50% anzuhe-<br />

ben <strong>und</strong> alle dafür nötigen politischen Fördermaßnahmen<br />

einzuleiten (BLK 2001). 14<br />

Die Unternehmen <strong>und</strong> ihre Verbände tragen diese Politik<br />

mit. Der bisherigen Praxis von Frühverrentung 15<br />

erteilen sie eine Absage, weil sich der angestrebte Beschäftigungseffekt<br />

nicht einstellt. 16 Der Versuch, durch<br />

die vorzeitige Verrentung Älterer Arbeitsplätze für junge<br />

Nachrücker freizumachen, geht von einem fixen<br />

Arbeitsvolumen eines Produktionsjahres aus, das in<br />

der betrieblichen Praxis gar nicht vorliegt. Markt- <strong>und</strong><br />

Konjunkturschwankungen machen daraus eine variable<br />

Größe. Die Effizienz, mit der sich Betriebe am Markt<br />

behaupten <strong>und</strong> auf deren Gr<strong>und</strong>lage sie überhaupt nur<br />

neue Arbeitsplätze schaffen können, hängt wesentlich<br />

von den Arbeitskosten ab. Und diese wiederum können<br />

sinken, wenn durch eine zunehmende Beschäftigung<br />

Älterer die Lohnnebenkosten fallen. Gerade dann,<br />

wenn sich Betriebe auf den demographischen <strong>Wandel</strong><br />

einstellen <strong>und</strong> zunehmend ältere Arbeitnehmer als Potenzial<br />

pflegen, ist auch dem Unternehmenserfolg sowie<br />

der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit besser gedient als<br />

durch antiquierte Defensivstrategien nach dem Muster<br />

der Frühverrentung. 17<br />

Jüngerer zu erhöhen, so halten die Bündnispartner es für angezeigt, einen Paradigmenwechsel einzuleiten. Auch Änderungen bei den<br />

Arbeitsbedingungen, der Arbeitsorganisation <strong>und</strong> den sozialrechtlichen Rahmenbedingungen müssen einen wichtigen Beitrag leisten,<br />

damit ältere Menschen länger erwerbstätig bleiben. (...) Für die Verbesserung der Beschäftigungschancen älterer Arbeitsloser schlagen<br />

die Bündnispartner vor, bei den Eingliederungszuschüssen für ältere Arbeitnehmer die bisherige Altersgrenze von 55 auf 50 Jahre<br />

herabzusetzen. (...) Angesichts des steigenden Qualifikationsbedarfs <strong>und</strong> der geringen bisherigen Beteiligung älterer Arbeitnehmer<br />

an Weiterbildungsmaßnahmen sollte nach Auffassung der Bündnispartner auch die B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit für eine stärkere Qualifizierung<br />

gerade älterer Arbeitnehmer Schrittmacherdienste leisten. Sie schlagen deshalb vor, dass sich die B<strong>und</strong>esanstalt für einen<br />

befristeten Zeitraum von vier Jahren durch neue Schwerpunktsetzung im Rahmen des jeweiligen Eingliederungstitels an der Finanzierung<br />

der Weiterbildungskosten von Arbeitnehmern über 50 Jahre beteiligen kann.“ (Bündnis für Arbeit, 7. Bündnisgespräch, 2002.<br />

(Download: www.dgb.de/themen/buendnisArb/buen_04-03-01-aeltan.htm)<br />

14 Vgl. aeltere.arbeitsamt.de/pages/europa.html<br />

Umfangreiches Material zum europäischen Ländervergleich findet sich in Ilmarinen/Tempel 2002.<br />

15 „Die frühzeitige Ausgliederung der älteren Arbeitskräfte in den Vorruhestand bzw. in die Arbeitslosigkeit wurde in der Vergangenheit<br />

durch gesetzliche <strong>und</strong> tarifvertragliche Regelungen gestützt bzw. forciert. Damit sollte der Arbeitsmarkt entlastet, den von dem<br />

Strukturwandel betroffenen Unternehmen ein „sozialverträglicher“ Personalabbau erleichtert sowie auch dem Bedürfnis der älteren<br />

Arbeitskräfte selbst nach der Beendigung eines anstrengenden Erwerbslebens entsprochen werden.“ (Heimer/Mohr/Wolff 2001b:3)<br />

16 „Lange Zeit haben die Arbeitgeber <strong>und</strong> große Teile von Industrie <strong>und</strong> Wirtschaft das eigentlich marktfremde Ziel Frühverrentung mitgetragen.<br />

Wer Statistiken lesen <strong>und</strong> deuten kann, hat über diese Maßnahmen von Anfang an nur den Kopf geschüttelt. Heute distanzieren<br />

sich auch die Arbeitgeber mehr <strong>und</strong> mehr von der Idee der Frühverrentung. ‚Eine Fortsetzung dieser Politik ist verantwortungslos‘, sagte<br />

kürzlich BDA-Präsident Dieter H<strong>und</strong>t. ‚Die gewünschten positiven Umverteilungswirkungen von Alt <strong>und</strong> Jung gibt es nicht.‘ Der geringe<br />

Anteil älterer Arbeitnehmer in den Betrieben ist eindeutig ein Indikator für die strukturelle Schwäche des deutschen Arbeitsmarktes,<br />

so der BDA-Präsident. In einem Trend-Vergleich des IW-Instituts wurden Daten verwendet, die Teil-Ergebnisse eines Projektes sind,<br />

das vom Verband der Bayerischen Metall- <strong>und</strong> Elektroindustrie (VBM) unter dem Titel ‚Vollbeschäftigung ist möglich – der deutsche<br />

Arbeitsmarkt an der Schwelle zum 21. Jahrh<strong>und</strong>ert‘ gefördert worden ist. Die IW-Trends konstatieren ein sehr unterschiedliches Abschneiden<br />

der Industrieländer (OECD) bei der Eingliederung älterer Menschen: Während in der Schweiz über 70 Prozent der 55- bis<br />

64-Jährigen erwerbstätig sind, kommt man in Belgien nur auf r<strong>und</strong> 20 Prozent. Deutschland liegt mit 39 Prozent um 10 Prozentpunkte<br />

unter dem OECD-Durchschnitt.“ (Creditreform 5/2002, zit. nach G.I.B. Newsletter 32 www.gib.nrw.de)<br />

17 „Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte sind die Arbeitnehmer in den Industriestaaten immer früher in den Ruhestand getreten. Doch seit<br />

Mitte der neunziger Jahre ist der Trend zur Frühverrentung gestoppt. Denn immer mehr Länder haben eingesehen, dass das frühe Ausscheiden<br />

älterer Menschen aus dem Erwerbsleben nicht zu der alternden Bevölkerung passt. (. . . ) Wenn relativ viele ältere Menschen in<br />

einem Land arbeiten gehen, werden die Sozialkassen weniger belastet. Dies wiederum führt zu niedrigeren Sozialbeiträgen <strong>und</strong> damit<br />

zu geringeren Arbeitskosten. Die Unternehmen können sich dadurch mehr Arbeitsplätze leisten – die Arbeitslosigkeit sinkt in allen<br />

Altersgruppen.“ (iwd 28/2000)<br />

<strong>EQUIB</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen 9

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