EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zentrale Ergebnisse der qualitativen IAB-<br />
Untersuchung<br />
⊲ Die allgemeine Haltung war: Man braucht junge<br />
<strong>und</strong> ältere Mitarbeiter. Junge Mitarbeiter für die Arbeitsplätze,<br />
die „neue“ Qualifikationen erfordern,<br />
bei denen es auf körperliche <strong>und</strong> nervliche Belastbarkeit<br />
oder auf Schnelligkeit <strong>und</strong> Flexibilität ankommt.<br />
Ältere Mitarbeiter braucht man für Führungsfunktionen<br />
auf allen Hierarchieebenen, für<br />
Ausbildungsfunktionen <strong>und</strong> ganz allgemein, wenn<br />
Erfahrung sowie fachliches <strong>und</strong> betriebsspezifisches<br />
Wissen gefragt sind.<br />
⊲ Daraus ergeben sich nicht automatisch gute Beschäftigungschancen<br />
für externe ältere Bewerber.<br />
Von diesen Arbeitsplätzen gibt es insgesamt weniger,<br />
es handelt sich um attraktive Aufstiegspositionen<br />
für die eigenen Mitarbeiter <strong>und</strong> es gibt gute<br />
Gründe, diese als Stellenbewerber zu berücksichtigen.<br />
Auch die Vorstellungen von einer wünschenswerten<br />
oder „normalen“ Altersstruktur des<br />
Betriebes, die immer noch am Bild einer Alterspyramide<br />
orientiert sind, wenden sich gegen ältere<br />
Bewerber.<br />
⊲ Gegen die Einstellung Älterer spricht aus Sicht<br />
der Personalverantwortlichen auch das Interesse<br />
der Betriebe an möglichst langfristigen Beschäftigungsverhältnissen.<br />
Gleichzeitig wird die Befürchtung<br />
geäußert, Ältere nicht mehr los zu werden<br />
<strong>und</strong> zwar nicht allein wegen Kündigungsschutzvorschriften,<br />
sondern auch, weil man sich in einer größeren<br />
sozialen Verpflichtung sieht – um diese zu<br />
vermeiden, werden Ältere gar nicht erst eingestellt.<br />
⊲ Den Personalverantwortlichen ist bewusst, dass<br />
Arbeitslosigkeit jeden treffen kann, aber viele gehen<br />
davon aus, dass man bei Eigeninitiative <strong>und</strong><br />
der Bereitschaft, zurückzustecken, nicht arbeitslos<br />
bleiben muss. Vor allem wird Arbeitslosen unterstellt,<br />
dass sie sehr schnell die Eigenschaften, für<br />
die das Alter eigentlich steht, nämlich Zuverlässigkeit,<br />
gefestigtes Wissen <strong>und</strong> Arbeitsdisziplin, verlieren.<br />
Insgesamt ergab sich durch die Untersuchung, dass<br />
in vielen unterschiedlichen Bereichen angesetzt werden<br />
muss, wenn eine Verbesserung der Eingliederungschancen<br />
Älterer erreicht werden soll.<br />
Quelle: Koller/Gruber 2001<br />
Die Untersuchung hält hierzu im Resultat fest, dass jeder<br />
der vorgestellten Ansätze seine Berechtigung <strong>und</strong><br />
Plausibilität hat, aber für sich allein nicht befriedigt,<br />
<strong>und</strong> plädiert damit für eine multikausale Betrachtung,<br />
7 Stand der Forschung: Ergebnisse, offene Fragen <strong>und</strong> Perspektiven<br />
die die verschiedenen Ansätze nicht als konkurrierende<br />
Alternativen, sondern als sich wechselseitig ergänzende<br />
Momente betrachtet. 34<br />
Rolle des Alters der Beschäftigten im Betrieb<br />
<strong>und</strong> von Stellenbewerbern im Urteil der Personalverantwortlichen<br />
Die IAB-Untersuchung bietet ein äußerst differenziertes<br />
Bild betrieblicher Stellungnahmen zu älteren Arbeitnehmern,<br />
das die große Breite des Antwortspektrums<br />
der befragten Personalverantwortlichen widerspiegelt.<br />
In den Interviews bestätigte sich für die Autorinnen<br />
der Studie der Eindruck, dass die Befragten sich „um<br />
eine differenzierte Einschätzung älterer Arbeitnehmer<br />
bemühten <strong>und</strong> keinesfalls gängige Vorurteile reproduzieren<br />
wollten“ (Koller/Gruber 2001:488), eine Beobachtung,<br />
die im übrigen auch die vorliegende Untersuchung<br />
vollauf bestätigen kann. 35 In der Beschreibung<br />
des Leistungsbildes älterer Arbeitnehmer in den Betrieben<br />
durch die Befragten werden daher zwar generelle<br />
Trends ermittelt, aber auch dezidiert hiervon abweichende<br />
Meinungen festgestellt.<br />
In den Leitfadengesprächen ergab sich, dass das Alter<br />
von den meisten der befragten Personalverantwortlichen<br />
als Kriterium personalpolitischer Entscheidungen<br />
in ihrem Betrieb zurückgewiesen wurde. Die Vorstellung<br />
altersbedingter Defizite wurde in der Regel<br />
zurückgewiesen. Jedoch: „Aus der Tatsache, dass die<br />
meisten Personalverantwortlichen ein positives Bild<br />
von älteren Arbeitnehmern haben <strong>und</strong> von guten Erfahrungen<br />
im Betrieb sprechen, <strong>und</strong> dass sie vor allem die<br />
für den Betrieb wichtigen Tätigkeitsbereiche <strong>und</strong> Funktionen<br />
mit älteren Mitarbeitern besetzt haben wollen,<br />
folgen nicht automatisch gute Beschäftigungschancen<br />
für ältere externe Bewerber oder Arbeitslose.“ (502)<br />
Als Facetten des Ursachenbündels, das zu geringeren<br />
Arbeitsmarktchancen Älterer beiträgt, weist die<br />
IAB-Untersuchung auf folgende Punkte besonders hin<br />
(502f):<br />
⊲ Die Leistungsfähigkeit Älterer wird bei der Besetzung<br />
körperlich <strong>und</strong> nervlich belastender Tätigkeiten<br />
kritisch gesehen <strong>und</strong> behandelt.<br />
⊲ Insbesondere an die Dauer der Arbeitslosigkeit geknüpfte<br />
Defizitvorstellungen sind ausgeprägt vorhanden.<br />
34 Diese Überlegung ist für die Gestaltung von Programmen zur Förderung der Einstellungschancen Älterer nicht unwichtig, da diese bislang<br />
meist auf einen monokausalen Erklärungsansatz aufsetzen: „Geht man andererseits von den Maßnahmen zur Bekämpfung der<br />
Arbeitslosigkeit Älterer aus, entsteht der Eindruck, dass in erster Linie auf neoklassische Konzepte, die bei der Kosten-Ertrags-Relation<br />
ansetzen, gesetzt wird. Dahinter steht die Hypothese eines Zusammenhangs von Alter <strong>und</strong> abnehmender Leistungsfähigkeit, wobei es<br />
für den Einsatz der Maßnahmen relativ irrelevant ist, ob dieser Zusammenhang tatsächlich gegeben ist oder ob er lediglich von den<br />
Personalverantwortlichen in den Betrieben . . . unterstellt wird.“ (Koller/Gruber 2001:482)<br />
35 Unsere Untersuchung konnte viele der hier ermittelten Bef<strong>und</strong>e bestätigen; siehe hierzu Teil B des vorliegenden Berichts.<br />
20 Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>EQUIB</strong>