EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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12 Berücksichtigung älterer Arbeitnehmer bei Neueinstellungen<br />
4. Systematische Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik:<br />
Im Rahmen einer systematischen Personal- <strong>und</strong><br />
Qualifizierungspolitik sind Neueinstellungen dem<br />
Gesichtspunkt der systematischen Nachwuchsrekrutierung<br />
untergeordnet. Insbesondere Betriebe, die in<br />
Bezug auf eine generationsübergreifende, alternsgerechte<br />
Personalplanungs- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />
als Vorreiter gelten müssen, also Betriebe, in denen<br />
Qualifizierung systematisch geplant wird <strong>und</strong><br />
unter Beteiligung der Mitarbeiter in Richtung einer<br />
lebensbegleitenden Qualifizierungsplanung fortgeschritten<br />
wird, ist die Neueinstellung im Wesentlichen<br />
auf die Ausbildung der benötigten Fachkräfte<br />
für den konkreten Bedarf des Betriebs <strong>und</strong> die sich<br />
anschließende kontinuierliche Qualifikationsanpassung<br />
ausgerichtet. In der Entwicklung <strong>und</strong> nachhaltigen<br />
„Pflege“ einer solchen altersgemischten Stammbelegschaft<br />
spielt eine Neueinstellung älterer Arbeitnehmer<br />
als Strategie zur Deckung des Fachkräftebedarfs<br />
so gut wie keine Rolle. Diese Betriebe sind<br />
wichtige Vorbilder für die langfristige Lösung der<br />
Probleme des demographischen <strong>Wandel</strong>s; für das<br />
Kurzfristziel der Verminderung der Arbeitslosigkeit<br />
Älterer ergeben sich hier jedoch nur wenig Ansatzpunkte.<br />
Als Zwischenfazit kann hier festgehalten werden, dass<br />
die Rekrutierungspolitik der meisten Betriebe den älteren<br />
Arbeitnehmer nicht im Blick hat. Obwohl im allgemeinen<br />
kein Vorbehalt gegen die Beschäftigung älterer<br />
Arbeitnehmer geltend gemacht wird <strong>und</strong> die älteren<br />
Mitarbeiter im Betrieb sehr geschätzt werden, wird<br />
bei Neueinstellungen weiterhin fast ausschließlich jugendzentriert<br />
gedacht. Als Hintergr<strong>und</strong> der betrieblichen<br />
Skepsis hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, dass<br />
es zu Neueinstellungen älterer Arbeitnehmer kommt,<br />
ist zum einen die aktuell allgemein geringe Arbeitskräftenachfrage<br />
der befragten Betriebe, zum anderen<br />
der heute noch nicht gespürte Problemdruck zu nennen:<br />
noch kann die betriebliche Nachfrage mit jüngeren Bewerbern<br />
gedeckt werden.<br />
12.2 Branchenbesonderheiten<br />
Im allgemeinen kommt der Branchenzugehörigkeit keine<br />
ausschlaggebende Rolle für die allgemeine Stellung<br />
der Betriebe zur Neueinstellung älterer Arbeitnehmer<br />
zu. Bei der Beurteilung der Beschäftigungschancen arbeitsloser<br />
Bewerber scheint der Unterscheidung zwischen<br />
„kaufmännischen“ <strong>und</strong> „gewerblichen“ Funktionen<br />
im Unternehmen eine weitaus größere Bedeutung<br />
zuzukommen, wobei in der Regel im gewerblichen Be-<br />
reich die Chancen der Neueinstellung älterer Bewerber<br />
als noch geringer gelten. Dies findet sich insbesondere<br />
dort, wo die körperliche Leistungsfähigkeit weiterhin<br />
als wichtiges Einstellungskriterium gilt.<br />
In Medienbetrieben erscheint vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />
Ausführungen in Kapitel 10 die Möglichkeit der Neueinstellung<br />
Älterer äußerst gering. Zwar hielt es ein Teil<br />
der Gesprächspartner für im Prinzip möglich, dass sich<br />
auch ältere Arbeitslose (Qualifikation: Programmierer,<br />
IT-Fachleute) mit einer auf den Bedarf des Betriebs<br />
abgestimmten Qualifizierung einen Wiedereinstieg verschaffen<br />
könnten. Gr<strong>und</strong>lage: die informationstechnischen<br />
Basistechnologien <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen der Anwendungen<br />
ändern sich zum Teil nur langsam; beispielsweise<br />
sollte daher die Kenntnis von Datenbanksystemen/SQL<br />
ermöglichen, sich flexibel <strong>und</strong> schnell in eine<br />
bestimmte Umgebung <strong>und</strong> SQL-Variante einzuarbeiten.<br />
Auf der anderen Seite sind jedoch auch Stellungnahmen<br />
zur Kenntnis zu nehmen, die sich recht kategorisch eine<br />
Beschäftigung Älterer in diesen Funktionsbereichen<br />
nicht vorstellen konnten.<br />
Es bestehen somit, wenn auch nur in beschränktem<br />
Umfang, Möglichkeiten, mit gezielter Qualifizierung<br />
älteren IT-Fachleuten einen Wiedereinstieg bei Mediendienstleistern<br />
zu ermöglichen. Eine konkrete Abstimmung<br />
mit dem zukünftigen Arbeitgeber ist dabei<br />
jedoch unerlässlich: Branchenfremde Qualifikationen<br />
sind nicht nützlich, <strong>und</strong> in einem Fall wurde deutliche<br />
Kritik an den Anbietern von Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für arbeitslose IT-Fachleute geübt: „Ältere Bewerber<br />
kommen oft mit tollen Zertifikaten, die sie mit<br />
viel Aufwand erworben haben, die aber an unserem<br />
Bedarf vorbeigehen.“ Demzufolge produziert die eindimensionale<br />
Ausrichtung von Weiterbildungsträgern auf<br />
Microsoft-Produkte bezogen auf den Bedarf der Medienbetriebe<br />
einen Qualifikations-Mismatch, der sich<br />
aus Sicht des Gesprächspartners zukünftig zu verallgemeinern<br />
droht, wofür die zunehmende Verdrängung von<br />
Microsoft-Produkten durch andere (z.T. Open-Source-)<br />
Systeme in den Verwaltungen als Beleg diente.<br />
Im Logistikbereich (insb. Spedition) wird besonders<br />
oft auf das allgemein eher knappe Angebot von Speditionskaufleuten<br />
mit Speditionserfahrung auf dem Arbeitsmarkt<br />
hingewiesen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> erscheint<br />
es den Interviewpartnern als eher unwahrscheinlich,<br />
dass eine qualifizierte Fachkraft länger arbeitslos<br />
bleiben könne. Hieraus speist sich der Vorbehalt<br />
gegen längerfristig arbeitslose Bewerber, die man<br />
jedoch ohnehin nicht auf dem Arbeitsmarkt vorhanden<br />
sieht. Als Hintergr<strong>und</strong> ist hier auf die oben angeführte<br />
Einschätzung zu verweisen, dass aufgr<strong>und</strong> von Be-<br />
<strong>EQUIB</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen 39