EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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10 Ansätze zu einer altersübergreifenden Personal- <strong>und</strong> Qualifikationsplanung<br />
hierfür angegebenen Gründe sind vielfältig. Neben Zufälligkeiten<br />
der Entwicklung der Personalstruktur (wäre<br />
man einen Monat eher zum Interview gekommen,<br />
hätte man noch 10 Prozent über 50-Jährige vorgef<strong>und</strong>en),<br />
handelt es sich z.T. um das Resultat einer Strategie<br />
zur gezielten Belegschaftsverjüngung, die teilweise<br />
rückblickend mit Fragezeichen versehen wird. Darüber<br />
hinaus spielen Branchenbesonderheiten (s.u.) eine Rolle.<br />
Gibt es Schwerpunkte des Einsatzes älterer Arbeitnehmer?<br />
In der Regel, so die große Mehrheit der Befragten, lassen<br />
sich in den Betrieben keine besonderen Schwerpunkte<br />
der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer benennen.<br />
Die Arbeit in altersgemischten Teams gilt als Idealfall.<br />
Es gibt keine Leitlinie des Personaleinsatzes, die<br />
für bestimmte Funktionen, Tätigkeiten, Qualifikationen<br />
usw. Ältere präferiert.<br />
Diese Aussagen schließen ein, dass in den Betrieben<br />
kaum noch altersspezifische „Reservate“ existieren.<br />
Zum Teil bedauern die befragten Experten, dass im Zuge<br />
der Rationalisierungen der letzten Jahre gerade auch<br />
solche Stellen – z.B. so genannte „Faktotum-Stellen“<br />
– weggefallen sind, die geeignet waren, leistungsmäßig<br />
eingeschränkten Mitarbeitern entgegenzukommen,<br />
um ihre Beschäftigung weiterführen zu können. Bei einer<br />
hochgradig rationalisierten betrieblichen Organisationsstruktur<br />
wird heute keine Möglichkeit mehr gesehen,<br />
Mitarbeiter trotz Einbußen der Leistungsfähigkeit<br />
„mit durchzuziehen“. Oft erlauben es betriebswirtschaftliche<br />
Faktoren daher nicht, eine Umsetzung auf<br />
eine andere Position, die dem Mitarbeiter einen Verbleib<br />
im Betrieb ermöglichen würde, einzurichten. So<br />
hat beispielsweise die Praxis von Speditionen mit eigener<br />
Lkw-Flotte, Lkw-Fahrern im Lager einen neuen<br />
Funktionskreis zu eröffnen, im Bedarf <strong>und</strong> in den steigenden<br />
Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter<br />
im Lager seine Grenze.<br />
Von der Regel eines altersneutralen Einsatzes werden<br />
zwei wichtige Ausnahmen beschrieben:<br />
⊲ Vor allem bedingt durch das höhere Qualifikationsniveau<br />
finden sich ältere Beschäftigte generell überproportional<br />
in Leitungstätigkeiten <strong>und</strong> Entscheiderfunktionen<br />
der Verantwortungshierarchie.<br />
⊲ In bestimmten Funktionen innerhalb der betrieblichen<br />
Arbeitsteilung sind Ältere dagegen unterdurchschnittlich<br />
vertreten. Wo körperlich schwere Arbeit<br />
<strong>und</strong> Belastungen durch Nacht- <strong>und</strong> Schichtarbeit<br />
50 Die Untersuchung von Koller/Gruber wird in Teil A auf Seite 19 knapp vorgestellt.<br />
zum Anforderungskatalog gehören, gilt vielen Gesprächspartnern<br />
das Alter als Problem. Dies trifft<br />
insbesondere in den gewerblichen Funktionsbereichen<br />
des Handels <strong>und</strong> des Logistiksektors, zum Teil<br />
aber auch im Handwerk zu. Erst wenige der Gesprächspartner<br />
stellten jedoch an dieser Stelle eine<br />
Verbindung zu Maßnahmen des Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />
her, die – verb<strong>und</strong>en mit einer<br />
alternsgerechten Arbeitsorganisation – auch in diesen<br />
Einsatzfeldern dazu beitragen könnten, einer altersheterogeneren<br />
Struktur der jeweiligen Teilbelegschaft<br />
näher zu kommen.<br />
10.3 Faktoren, die den Einsatz älterer Arbeitnehmer<br />
im Betrieb beeinflussen<br />
Die Argumente der Ausführungen der Experten waren<br />
um eine differenzierte, nicht vorurteilsbestimmte Einschätzung<br />
bemüht, sehr breit gestreut <strong>und</strong> deutlich von<br />
betriebs- <strong>und</strong> branchenspezifischen Besonderheiten geprägt.<br />
Die Aussagen deckten das gesamte breite Spektrum<br />
von Stellungnahmen ab, die auch in der oben genannten<br />
qualitativen IAB-Studie 50 das Bild bestimmten.<br />
Die von den Experten gewählte Form der Darstellung<br />
ihrer Überlegungen folgte in der Regel dem Muster einer<br />
Gegenüberstellung: unter dem Vorbehalt der Verallgemeinerbarkeit<br />
wurden „jugend-“ bzw. „alterstypische“<br />
Vorteile <strong>und</strong> Nachteile gegenübergestellt <strong>und</strong> in<br />
Bezug auf den Betriebsnutzen abgewogen.<br />
Die offenbar übliche Betrachtung der Beschäftigung<br />
Älterer unter dem Gesichtspunkt einer Kosten-Nutzen-<br />
Analyse weist zwar zum einen auf die praktische Relevanz<br />
humankapitaltheoretischer Modelle in den betrieblichen<br />
Personalentscheidungen hin. Interessant ist<br />
aber, dass für die Mehrzahl der Befragten keineswegs<br />
als sicher gilt, dass Ältere in einer Kosten-Nutzen-<br />
Bilanz von vornherein schlechter abschneiden als Jüngere.<br />
Vielmehr gehen die befragten Experten in der Regel<br />
von einem Kompensationsverhältnis der Fähigkeiten<br />
aus.<br />
Auf der einen Seite stehen oft abnehmende körperliche<br />
Leistungsfähigkeit, geringere Motivation <strong>und</strong> Flexibilität<br />
sowie die abnehmende Bereitschaft oder Fähigkeit<br />
zu einer prozessübergreifenden Sichtweise. Auf der<br />
anderen Seite dominieren Hinweise auf in langer Berufstätigkeit<br />
gewonnenes Erfahrungswissen <strong>und</strong> Knowhow,<br />
auf zum größten Teil im Betrieb hergestellte betriebsspezifische<br />
Qualifikationen sowie auf Arbeitstu-<br />
<strong>EQUIB</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen 29