EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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Die arbeitsmarktpolitischen Folgen sind deutlich spürbar.<br />
Von den zirka 3.74 Millionen Arbeitslosen sind im<br />
Jahre 2001 etwa 1.11 Millionen (29.4%) ältere Arbeitnehmer<br />
gewesen. Mit zunehmendem Alter steigt zugleich<br />
die Dauer der Arbeitslosigkeit dieser Klientel signifikant<br />
an. 10<br />
Auch regional stellen über 50-Jährige r<strong>und</strong> ein Viertel<br />
der Arbeitslosen (s. Tabelle).<br />
Arbeitslosigkeit älterer Arbeitnehmer auf dem regionalen<br />
Arbeitsmarkt (Juli 2002)<br />
Arbeitsamts- Bestand (Ende 6/2002)<br />
Veränderung (in %<br />
geg. Vorjahresmonat)<br />
bezirk gesamt Ältere∗ in% gesamt Ältere∗ Bremen 34591 9477 27.4 +3.3 -3.9<br />
Bremerhaven 13706 3237 23.6 +2.5 -10.2<br />
∗ 50 Jahre <strong>und</strong> älter<br />
Quelle: Presseinformationen der Arbeitsämter Bremen (Nr. 48/2002) <strong>und</strong><br />
Bremerhaven (Nr. 28/2002) vom 8.7.2002.<br />
Der sowohl im B<strong>und</strong>esgebiet wie in der Region beobachtbare<br />
Rückgang des Prozentsatzes Älterer an den<br />
Arbeitslosen geht dabei im Wesentlichen nicht auf eine<br />
zunehmende Wiedereingliederung in Beschäftigungsverhältnisse,<br />
sondern auf einen vorzeitigen Wechsel in<br />
die Rente zurück. 11<br />
Besorgnis erregend sind in diesem Zusammenhang<br />
auch die Daten zu ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen<br />
<strong>und</strong> Frühinvalidität bei älteren Arbeitslosen, die oft<br />
den „harten Kern“ ihres vorzeitigen Ausscheidens aus<br />
dem Betrieb bzw. ihrer geringen Neueinstellungschancen<br />
bilden. 12<br />
Der Prozess der Externalisierung älterer Arbeitnehmer<br />
führt zu immensen individuellen, volkswirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> sozialen Kosten. Private Lebensperspektiven werden<br />
in Frage gestellt, eine wichtige wirtschaftliche Ressource<br />
der Gesellschaft bleibt ungenutzt <strong>und</strong> schließlich<br />
steigen infolge dessen auch noch die Belastungen für<br />
die sozialen Sicherungssysteme bis an die Grenze ihrer<br />
5 Neue Herausforderungen für Politik, Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />
Funktionsfähigkeit.<br />
Diese Entwicklung, die sich vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
des eingangs skizzierten dramatischen <strong>Wandel</strong>s im Altersaufbau<br />
der Bevölkerung abspielt, wird die Gesellschaft<br />
vor enorme Probleme stellen, wenn Politik <strong>und</strong><br />
Unternehmen nicht rechtzeitig die erforderlichen Weichenstellungen<br />
einleiten.<br />
5 Neue Herausforderungen für Politik,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />
Das Problembewusstsein ist in Wirtschaft <strong>und</strong> Politik,<br />
bei den Sozialpartnern <strong>und</strong> Verbänden vorhanden.<br />
Wichtige Beschlüsse sind gefasst, um den demographischen<br />
<strong>Wandel</strong> aktiv zu gestalten <strong>und</strong> insbesondere ältere<br />
Arbeitnehmer als Potenzial der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
zu „pflegen“, statt sie von dieser abzukoppeln.<br />
5.1 Paradigmenwechsel in der Arbeitsmarktpolitik<br />
So hat das Bündnis für Arbeit in seinem siebten Bündnisgespräch<br />
die Verbesserung der Beschäftigungsaussichten<br />
für ältere Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
zum zentralen Anliegen erhoben. Statt vorzeitiger Ausgliederung<br />
wird die Beschäftigung Älterer sowie die<br />
Wiedereingliederung arbeitsloser Älterer angestrebt. Zu<br />
diesem Zweck sollen Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> soziale<br />
Rahmenbedingungen so verbessert werden, dass eine<br />
vermehrte Einstellung <strong>und</strong> Qualifizierung möglich<br />
wird. Eine Qualifizierungsoffensive zur Sensibilisierung<br />
der Betriebe gehört zum Beschlusspaket ebenso<br />
wie ein Auftrag zur finanziellen Förderung von Weiterbildungskosten<br />
Älterer durch die B<strong>und</strong>esanstalt für<br />
Arbeit. 13<br />
10<br />
„1.11 Mio. der insgesamt 3.74 Mio. registrierten Arbeitslosen waren Ende September 2001 50–64 Jahre alt, 0.67 Mio. davon über 55<br />
Jahre. 40.4 Prozent der 55–60 jährigen Arbeitslosen waren schon über zwei Jahre arbeitslos, insgesamt fast 60 Prozent mindestens ein<br />
Jahr.“ (Buck/Kistler/Mendius 2002:30)<br />
11<br />
Als Gr<strong>und</strong> spielt insb. die Zunahme von Leistungsempfängern nach § 428 SGB III (Anträge auf Altersrente über 58-jähriger Arbeitsloser)<br />
eine Rolle (Arbeitsmarkt 2001:64, 84f).<br />
12<br />
„Nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten des gewerblichen Bereichs erreicht das derzeitige Rentenalter, weil diese vorzeitig aufgr<strong>und</strong><br />
von Frühinvalidität aus dem Berufsleben ausscheiden.“ (Miller 2002:29, bereits einleitend zitiert.)<br />
Auch die gewerkschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema betont das Problem des vorzeitigen Verschleißes des Arbeitsvermögens:<br />
„Nach der hier zitierten Untersuchung der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit vom September 2000 waren von den 45- bis 55-Jährigen<br />
34.2% (280 000) <strong>und</strong> bei den 55- bis 65-Jährigen 39.2% (310 000) mit ges<strong>und</strong>heitlichen Einschränkungen arbeitslos gemeldet. Das ist<br />
überdurchschnittlich viel. Der Prozentsatz der Arbeitslosen mit ges<strong>und</strong>heitlichen Einschränkungen bei allen Arbeitslosen lag zu diesem<br />
Zeitpunkt bei 26.1%. Unter den 45- bis 65-Jährigen waren 7.6% Schwerbehinderte. Bei allen Arbeitslosen betrug dieser Prozentsatz<br />
4.9%. Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, dass diese ges<strong>und</strong>heitlichen Einschränkungen in vielen Fällen Resultat langer<br />
Belastungen am Arbeitsplatz <strong>und</strong> insofern die Folge mangelnder Prävention sind – Folgen, die nun durch Hinausdrängen der Älteren<br />
aus dem Arbeitsmarkt individuell <strong>und</strong> auf die Sozialsysteme abgewälzt werden.“ (Arbeit & Ökologie-Briefe 5/2002:20)<br />
13<br />
„Im Interesse der älteren Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer selbst sowie in Anbetracht der zu erwartenden demografischen Entwicklung<br />
<strong>und</strong> im Hinblick auf eine zunehmende Arbeitskräfteknappheit in bestimmten regionalen <strong>und</strong> berufsfachlichen Teilarbeitsmärkten<br />
stimmen die Bündnispartner darin überein, dass es gr<strong>und</strong>sätzlich notwendig ist, die bisherige Politik gegenüber älteren Arbeitnehmern<br />
zu verändern. Wurde bislang versucht, auch durch den vorzeitigen Ruhestand älterer Arbeitnehmer, die Beschäftigungschancen<br />
8 Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>EQUIB</strong>