EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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10 Ansätze zu einer altersübergreifenden Personal- <strong>und</strong> Qualifikationsplanung<br />
Gewicht des Faktors „Know-how“ hängt vom<br />
Qualifikationsniveau ab<br />
Verschiedentlich wiesen Experten auf den aus ihrer<br />
Sicht wichtigen Einfluss des Qualifikationsniveaus auf<br />
das Gewicht des Know-hows hin. Je höher qualifiziert<br />
die Tätigkeit, um so wichtiger wird das Erfahrungswissen<br />
eingeschätzt. Umgekehrt: je „einfacher“ die Tätigkeit,<br />
um so schneller droht das Erfahrungswissen<br />
vom raschen technologisch-organisatorischen <strong>Wandel</strong><br />
entwertet zu werden.<br />
Dies hat insbesondere Auswirkungen auf die Frage<br />
der Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer: bei<br />
geringer qualifizierten Tätigkeiten wird nicht nur das<br />
fehlende betriebsspezifische Erfahrungswissen gegen<br />
eine Neueinstellung ausschlagen; die geringe Halbwertszeit<br />
des tätigkeitsspezifischen Erfahrungswissens<br />
schlägt hier zusätzlich zu Buche (s. hierzu Kapitel 12).<br />
10.4 Branchenbesonderheiten<br />
Handwerk: Insbesondere das Kfz-Gewerbe sowie der<br />
Bereich Sanitär/Heizung (SHK) fällt durch einen hohen<br />
Belegschaftsdurchsatz mit älteren Arbeitnehmern<br />
auf. Hier bezieht man sich sehr explizit auf das Modell<br />
„altersgemischter Teams“. Sie sind ausdrücklich<br />
gewünscht <strong>und</strong> stellen in der Werkstattarbeit der Kfz-<br />
Betriebe, aber auch bei der Außenmontage im Heizungsbau<br />
die Normalform der Kooperation dar, bei der<br />
ein erfahrener Meister oder Altgeselle die Jüngeren an<br />
das Know-how der Branche heranführt. Allerdings wird<br />
in derselben Branche überproportional darüber geklagt,<br />
dass bei allen physisch belastenden Arbeiten das Alter<br />
als negative Bedingung in Erscheinung tritt. Über Möglichkeiten,<br />
dem mit ges<strong>und</strong>heitspräventiven Ansätzen in<br />
der Personalpolitik entgegenzuwirken, wird jedoch im<br />
Handwerk – auch mit Hinweis auf einen engen Finanzrahmen<br />
– als systematische Strategie in aller Regel noch<br />
nicht nachgedacht.<br />
Gesprächspartner aus dem Bereich Transport-<br />
Umschlag-Lagerei/Logistik, deren Betriebe sich<br />
durch einen eher niedrigen Altersdurchschnitt auszeichnen,<br />
erklärten dies mit branchenspezifischen Besonderheiten.<br />
• Im gewerblichen Bereich finden sich auch hier<br />
noch deutliche von körperlicher Tätigkeit geprägte<br />
Aufgaben, für die bevorzugt jüngere Mitarbeiter<br />
mit voller Leistungsfähigkeit gebraucht werden.<br />
• Doch auch im kaufmännischen Bereich werden<br />
TUL-Betriebe oft von „jungen Teams“ geprägt.<br />
Zum einen wird die in Logistikbetrieben verlangte<br />
hohe Dynamik <strong>und</strong> Flexibilität ins Feld<br />
geführt. Die rasche <strong>und</strong> termingerechte Organisation<br />
von Transportketten in immer komplexeren<br />
logistischen Systemen, sowie die Übernahme<br />
neuer Aufgaben (z.B. Supply Chain Management)<br />
durch Logistikbetriebe ist mit eingeschliffener<br />
Routine kaum zu bewältigen <strong>und</strong> erfordert<br />
die Bereitschaft zu einer flexiblen Gestaltung<br />
der Arbeitszeiten. Daraus ergibt sich ein Termindruck<br />
<strong>und</strong> mitunter auch Arbeitsstress, der von<br />
Jüngeren in der Regel besser gemeistert wird.<br />
Auch die Bereitschaft zu Ortswechseln <strong>und</strong> Auslandseinsätzen<br />
ist bei Jüngeren höher. Vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> führt die Konkurrenz mit anderen<br />
Branchen, vorwiegend der Industrie, um qualifizierte<br />
Logistikfachkräfte zu einem kontinuierlichen<br />
Abfluss von Mitarbeitern, da andere Betriebe<br />
mit ebenso interessanten Arbeitsfeldern, aber<br />
„geregelteren“ Arbeitszeiten <strong>und</strong> höherer Vergütung<br />
attraktiver erscheinen. Hier schlägt die sonst<br />
geschätzte Flexibilität <strong>und</strong> Bereitschaft zu beruflicher<br />
Neuorientierung der jüngeren Beschäftigten<br />
zum Nachteil des Betriebes aus, wie ein Gesprächspartner<br />
bemerkte, da er auf diese Weise<br />
einem kontinuierlichen Know-how-Abfluss unterliegt.<br />
Ältere kaufmännische Beschäftigte sind<br />
daher überdurchschnittlich oft Mitarbeiter, die<br />
sich für eine Aufstiegsfortbildung im Unternehmen<br />
entschieden haben <strong>und</strong> leitende Funktionen<br />
wahrnehmen.<br />
Im Bereich Call Center wurden Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
-bereitschaft älterer Arbeitnehmer nicht in Frage gestellt.<br />
Aber sie wurden doch in der Mehrzahl der Fälle<br />
als für die spezifischen Anforderungen der Branche ungeeignet<br />
eingestuft. Das deckt sich auch mit den erhobenen<br />
Beschäftigtenzahlen, die im Branchenvergleich<br />
signifikant unterdurchschnittlich sind. Im ausführlichen<br />
Gespräch gaben die Personalverantwortlichen zu Protokoll,<br />
dass aus ihrer Sicht einer der Hauptgründe für<br />
diesen Umstand darin zu suchen ist, dass Ältere im Regelfall<br />
ein eher distanziertes Verhältnis zu modernen<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien haben<br />
<strong>und</strong> mit der Bedienung von Personalcomputern <strong>und</strong> der<br />
Vielzahl verfügbarer Programme nicht vertraut sind. Im<br />
Gegenzug gehört dergleichen aber bei der jungen Generation<br />
schon zum festen Bestandteil des privaten Lebens<br />
<strong>und</strong> ist mehr <strong>und</strong> mehr als Bestandteil von Allgemeinbildung<br />
vorhanden.<br />
Auch Mediendienstleister können in der Regel nicht<br />
auf Erfahrungen mit älteren Arbeitnehmern verwei-<br />
<strong>EQUIB</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen 31