EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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11 Qualifizierung älterer Arbeitnehmer im Betrieb<br />
Beispielsweise im Handel haben zahlreiche Gesprächspartner<br />
unterstrichen, dass die Einführung<br />
von Warenwirtschaftssystemen große Probleme<br />
bereitet, weil die Mitarbeiter, vorwiegend Frauen<br />
in den mittleren Jahren, keine entsprechenden<br />
Vorkenntnisse im PC-Bereich aufzuweisen<br />
haben.<br />
Aber auch in anderen Branchen bilden EDV <strong>und</strong><br />
IT-Technik einen Bereich, in dem von einem allgemeinen<br />
Qualifikationsdefizit älterer Arbeitnehmer<br />
weiterhin auszugehen ist.<br />
• Managementkurse:<br />
Andere Branchenvertreter haben es als zunehmend<br />
erforderlich bezeichnet, Managementkurse<br />
insbesondere für Ältere anzubieten, da sie in<br />
besonderem Maße für leitende Funktionen im<br />
Betrieb in Betracht gezogen werden <strong>und</strong> daher<br />
mit modernen Führungsmethoden <strong>und</strong> -stilen vertraut<br />
gemacht werden sollten, die in ihrer bisherigen<br />
Qualifikationsbiographie noch nicht vermittelt<br />
wurden.<br />
11.2 Altersspezifische Qualifizierungsformen<br />
gelten nur eingeschränkt als<br />
sinnvoll<br />
Die berufspädagogische Forschung <strong>und</strong> Diskussion hat<br />
sich insbesondere in jüngster Zeit intensiv mit der Frage<br />
von Lernmethoden <strong>und</strong> Lernstilen befasst, die speziell<br />
ältere <strong>und</strong> lernentwöhnte Mitarbeiter fördern sollen.<br />
Eine Ausbildung, die vom Konkreten zum Abstrakten<br />
fortschreitet, die das praktische Problem an den Ausgangspunkt<br />
stellt, um daraus theoretische Kenntnisse<br />
abzuleiten, gilt als besonders förderlich. Auch liegen<br />
heute Erfahrungen aus der modellhaften Umsetzung<br />
neuer Lehr-Lern-Formen in die betriebliche Qualifizierungspraxis<br />
vor. 61<br />
In den Stellungnahmen der betrieblichen Experten wurden<br />
zwar durchaus spezifische Lernformen favorisiert,<br />
auch wenn sie nicht ausdrücklich im berufspädagogischen<br />
Kontext genannt wurden. Fast ausnahmslos wurde<br />
das Lernen in „altersgemischten Teams“ als die gewünschte<br />
Normalform des Lernprozesses genannt. Dies<br />
gilt im besonderen Maße für den innerbetrieblichen<br />
Wissenstransfer zwischen älteren <strong>und</strong> jüngeren Mitarbeitern,<br />
aber auch für externe Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Eine „wechselseitige Befruchtung im Lernprozess“,<br />
in den beispielsweise die Jüngeren aktuelle technologische<br />
Kenntnisse, die Älteren Erfahrungswissen<br />
einbringen, gilt als Idealfall.<br />
Das Interesse an einer altersspezifischen Didaktik muss<br />
jedoch als eher zurückhaltend eingeschätzt werden,<br />
auch wenn die Spanne der Meinungen hier erneut<br />
sehr weit streut. Während einige Gesprächspartner die<br />
Notwendigkeit einer altersspezifischen Gestaltung des<br />
Lehr-Lern-Prozesses gr<strong>und</strong>sätzlich in Abrede stellten<br />
<strong>und</strong> aus ihrer Erfahrung heraus keine Besonderheit in<br />
Lernfähigkeit <strong>und</strong> -prozessen Älterer im Vergleich zu<br />
Jüngeren bestätigen können, meldeten andere Betriebe<br />
ein Interesse an altersspezifischer Qualifikation an.<br />
Generell erbrachte die Diskussion Hinweise, dass die<br />
Betriebe gerade bei der Qualifizierung Älterer im EDV-<br />
Bereich mit dem Standard der bestehenden Maßnahmendurchführung<br />
nicht zufrieden sind. Oft werden hier<br />
Probleme geschildert, die sich bei „Standardkursen“<br />
mit altersgemischter Durchführung für den Teilnahmeerfolg<br />
Älterer ergaben.<br />
• Ältere bevorzugen andere Lernformen, Jüngere<br />
ein „trial and error“-Verfahren in der PC-<br />
Ausbildung. Die intuitive Nutzung von Icons, der<br />
Mausklick <strong>und</strong> die Beobachtung von Wirkungen,<br />
die sich einstellen oder auch ausbleiben, kennzeichnet<br />
einen Lernmodus, der als spielerischer<br />
Umgang mit der Materie erscheint, der nicht der<br />
Lernbiographie Älterer entspricht. Richtet sich<br />
die methodisch-didaktische Durchführung an den<br />
Jüngeren aus, fühlen sich die Älteren mit ihren<br />
Bedürfnissen <strong>und</strong> Fragen übergangen.<br />
• Die geringere Vertrautheit der älteren Teilnehmer<br />
mit EDV – die jüngeren sind bereits mit<br />
dem PC aufgewachsen – erfordert mehr Möglichkeiten,<br />
sich mit der Technik vertraut zu machen,<br />
was im Lerntempo berücksichtigt werden<br />
muss. Richtet sich die Kursleitung an den Jüngeren<br />
aus, stellt sich oft Frustration bei den Teilnehmern<br />
ein: das Gefühl, „nicht mitzukommen“, untergräbt<br />
die Motivation <strong>und</strong> damit den angestrebten<br />
Qualifizierungserfolg.<br />
61 Die bereits genannte Dokumentation des BIBB (Gravalas 1999, 387–418) führt unter dem Titel „Qualifizierung älterer Arbeitnehmer“<br />
über 40 aktuelle Arbeiten zum Thema auf. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Projekte <strong>und</strong> Modellversuche (z.B. SELA,<br />
TECA) verwiesen, die von oder unter Beteiligung der Forschungsgruppe LOS der Universität Bremen (Lernen, Organisiert <strong>und</strong> Selbstgesteuert,<br />
Prof. Straka, Teil der Abteilung Lernen, Lehren + Organisation (LLO) des Instituts Technik <strong>und</strong> Bildung (ITB)) durchgeführt<br />
wurden. Das arbeitsplatzbezogene selbstorganisierte Lernen älterer Erwachsener bildet hier einen wichtigen Forschungsschwerpunkt.<br />
Informationen im Internet: www.los-forschung.de. Zur Didaktik der Berufsbildung älterer Arbeitnehmer s. auch Röhrig 1998.<br />
<strong>EQUIB</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen 35