EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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Schlechte Erfahrungen der genannten Art haben sich<br />
jedenfalls, darin stimmen zahlreiche Gesprächspartner<br />
überein, bei vielen älteren Mitarbeitern zu einer Motivationsbarriere<br />
verfestigt. Viele fühlen sich „überfordert“,<br />
weil sie in vermutlich ungeeigneten Kursen wenig verstanden<br />
haben <strong>und</strong> münzen die negative Erfahrung in<br />
ein persönliches Defizit um.<br />
Nur im Einzelfall folgt jedoch hieraus, dass Bedarf nach<br />
„altengerechten“ EDV-Kursen angemeldet wird. Eher<br />
dienen die beschriebenen Szenarien dazu, eine inhaltliche<br />
<strong>und</strong> methodisch-didaktische Gestaltung der Kurse<br />
zu empfehlen, die in der Lage ist, auf die z.T. mit<br />
dem Alter verknüpften unterschiedlichen Lernvoraussetzungen<br />
der Teilnehmer einzugehen <strong>und</strong> die Stärken<br />
der älteren Teilnehmer für die erfolgreiche Durchführung<br />
der Maßnahme zu erschließen. Einzelne Betriebe<br />
führten Erfahrungen aus ihrer innerbetrieblichen Weiterbildungspraxis<br />
an, um zu belegen, dass dies bei entsprechender<br />
Zielsetzung <strong>und</strong> Qualifikation der Ausbilder<br />
bzw. Kursleiter durchaus funktionieren kann.<br />
Lernfördernde Arbeitsorganisation erst am Anfang<br />
Insgesamt haben durchweg alle Gesprächspartner die<br />
Bedeutung des life long learning hervorgehoben. Der<br />
sich in immer rascheren Schüben vollziehende technologische<br />
<strong>Wandel</strong> bringt es mit sich, dass eine einmal<br />
erworbene Qualifikation <strong>und</strong> Berufsausbildung nicht<br />
durch das ganze Arbeitsleben trägt <strong>und</strong> eine kontinuierliche<br />
Weiterbildung verlangt.<br />
Als Resultat der Gespräche muss jedoch davon ausgegangen<br />
werden, dass die Umsetzung dieser Erkenntnis<br />
in eine lernfördernde Betriebs- <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />
in den Betrieben erst am Anfang steht. Lebenslanges<br />
Lernen wird zu oft nur als Anforderung an die Arbeitnehmer<br />
definiert, die in erster Linie eine verstärkte Bereitschaft<br />
zur Weiterbildung in der Freizeit erfordere.<br />
Ansätze zu einer Qualifizierungsplanung, die die Beschäftigten<br />
aktiv einbezieht, Selbstlernprozesse durch<br />
entsprechende Angebote (z.B. e-learning-Programme)<br />
im Betrieb unterstützt, den kontinuierlichen Qualifikationserwerb<br />
dokumentierbar macht (Qualifizierungspass<br />
o.ä.) gibt es erst in wenigen Vorreiterbetrieben. Auch<br />
hier sieht man sich zwar auf das Engagement der Beschäftigten<br />
angewiesen, weiß aber, dass man dazu Seitens<br />
des Betriebs entsprechende Bedingungen schaffen<br />
muss. Die Einrichtung einer lernfördernden Arbeitsorganisation<br />
ist im Urteil der Experten ein langfristiger<br />
Prozess, der von Management <strong>und</strong> Beschäftigten<br />
11 Qualifizierung älterer Arbeitnehmer im Betrieb<br />
Einstellungs- <strong>und</strong> Verhaltensänderungen verlangt.<br />
Viele Betriebe scheinen Aufwand <strong>und</strong> Zeit eines solchen<br />
Prozesses zu unterschätzen, <strong>und</strong> sehen daher nicht<br />
den dringenden Bedarf, heute bereits auf diesem Feld<br />
aktiv zu werden.<br />
Wissensmanagement kann Ältere im Betrieb<br />
einbinden<br />
Im Zuge der Diskussion der Frage, ob die Qualifizierung<br />
Älterer im Betrieb spezifische Probleme aufwirft,<br />
wurde nicht selten angesprochen, dass man „eher umgekehrt“<br />
ein Problem der Qualifizierung jüngerer Arbeitnehmer<br />
habe, <strong>und</strong> zwar in Bezug auf den Wissenstransfer<br />
von Erfahrung bzw. Know-how der Älteren zu<br />
den Jüngeren. 62<br />
Zwar findet in der Regel in altersgemischten Teams ein<br />
Austausch statt. Nicht immer lässt sich jedoch eine solche<br />
den Wissenstransfer fördernde Arbeitsorganisation<br />
einrichten, oder der Wissenstransfer bleibt aus anderen<br />
Gründen suboptimal: erstens bleibt sein Stattfinden in<br />
vielen Fällen ohne organisatorische Absicherung <strong>und</strong><br />
findet somit „naturwüchsig“ <strong>und</strong> zufallsbestimmt statt;<br />
darüber hinaus wird oft berichtet, dass ältere Arbeitnehmer<br />
beginnen, bei ihrem Wissen zu „mauern“, zumindest<br />
aber von sich aus keine Anstrengungen unternehmen,<br />
ihr Wissen weiterzugeben. Dabei scheint die<br />
Angst vor der Betroffenheit von Kündigung eine zentrale<br />
Rolle zu spielen. Sein exklusives Know-how ist<br />
bis dato das Pf<strong>und</strong>, mit dem der Ältere in der Konkurrenz<br />
mit Jüngeren seinen Arbeitsplatz „verteidigen“<br />
kann. Hinter dem Verlangen, der Ältere habe sein Wissen<br />
an die Jüngeren weiterzugeben, wird oft der Versuch<br />
befürchtet, dem Älteren die Stellung <strong>und</strong> Stelle im<br />
Betrieb streitig zu machen.<br />
Ansätze zum Aufbau eines systematischen Wissensmanagements,<br />
das als Antwort hierauf die Älteren in institutionalisierter<br />
Form einbezieht <strong>und</strong> ihre Ängste darin<br />
berücksichtigt, um den Transfer ihres Erfahrungsschatzes<br />
– <strong>und</strong> damit auch dessen Erhaltung für den Betrieb<br />
nach ihrem Ausscheiden – als kontinuierlichen Prozess<br />
zu sichern, finden sich jedoch wiederum nur in wenigen<br />
Fällen. Vereinzelt suchen allerdings kleinere Betriebe<br />
nach Möglichkeiten, erfahrene ältere Mitarbeiter noch<br />
stärker als bisher in die Ausbildung einzubeziehen, um<br />
ihr Wissen <strong>und</strong> ihre Vorbildfunktion auch jenseits einer<br />
vorliegenden Ausbildereignung für die Auszubildenden<br />
zu mobilisieren.<br />
62 Zu den Elementen eines intergenerativen Wissenstransfers s. Köchling 2000:38; zusammenfassende Grafik S. 12.<br />
36 Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>EQUIB</strong>