EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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9 Beschäftigung <strong>und</strong> Einschätzung älterer Arbeitnehmer in den Betrieben des Panels<br />
Die Mehrzahl der Befragten (63 von 100) sieht im<br />
Durchschnitt keine Unterschiede der Leistungsfähigkeit<br />
oder Belastbarkeit älterer Arbeitnehmer im Vergleich<br />
zur übrigen Belegschaft. Eine Minderheit (9 von 100)<br />
gibt – meist unter Hinweis auf Arbeitstugenden (insb.<br />
Loyalität, Übernahme von Verantwortung für den Betrieb,<br />
Sorgfalt <strong>und</strong> Ausdauer usw.) eine höhere Belastbarkeit<br />
an. Für ein knappes Viertel (22 von 100) stellt<br />
sich die Belastbarkeit Älterer als im Vergleich zur übrigen<br />
Belegschaft vermindert dar.<br />
Immerhin 6 der befragten Experten haben die Frage in<br />
der gestellten Form nicht beantworten können oder wollen.<br />
Begründet wurde dies mit der Schwierigkeit, hier<br />
generalisierende Aussagen zu machen. Aber auch diejenigen,<br />
die die Frage beantwortet haben, haben zumeist<br />
länger gezögert, auf die Schwierigkeit einer pauschalen<br />
Antwort hingewiesen oder ergänzende Erläuterungen<br />
für unverzichtbar gehalten <strong>und</strong> so ihre Zuordnungsentscheidung<br />
teilweise relativiert.<br />
Qualifikationsniveau älterer Arbeitnehmer<br />
Eine knappe Mehrheit der Befragten sieht im allgemeinen<br />
keine Unterschiede des Qualifikationsniveaus zwischen<br />
älteren <strong>und</strong> den übrigen Beschäftigten. In ca. jedem<br />
vierten Fall (28 von 100 Betrieben) wird von einem<br />
höheren Qualifikationsniveau ausgegangen, meist<br />
mit Hinweis auf eine überproportionale Beschäftigung<br />
Älterer in Leitungsfunktionen.<br />
Auch hier stellte sich heraus, dass die Beantwortung oft<br />
„nur mit Bauchschmerzen", also nicht ohne ergänzende<br />
Erläuterung möglich war.<br />
Anzahl Betriebe<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
12<br />
52<br />
geringer gleich höher keine Antwort<br />
Qualifikationsniveau älterer AN<br />
Acht der befragten Experten konnten bzw. wollten die<br />
Frage überhaupt nicht beantworten, da der unterstellte<br />
Zusammenhang zwischen Alter <strong>und</strong> Qualifikation nicht<br />
vorliege. Auch viele derjenigen, die sich insbesondere<br />
für die Antwortalternative des gleichen Qualifikationsniveaus<br />
entschieden haben, begriffen diese Einschätzung<br />
als Resultat von Abwägungen, die eine Differen-<br />
28<br />
8<br />
zierung der Qualifikationen (z.B. Know-how <strong>und</strong> Erfahrungswissen<br />
hier, aktuelles IT-Wissen dort) voraussetzt.<br />
In der Regel war damit zugleich ein Einstiegspunkt in<br />
die Diskussion der offenen Fragestellungen gef<strong>und</strong>en.<br />
Zur Problematik quantitativer Erhebungen zum<br />
Thema „ältere Arbeitnehmer“<br />
Es bietet sich an, an dieser Stelle in Form eines kurzen<br />
methodischen Exkurses auf die Frage einzugehen, welche<br />
Schlussfolgerungen aus dem Antwortverhalten der<br />
Gesprächspartner für die Gestaltung von Untersuchungen<br />
zum Thema „ältere Arbeitnehmer“ (<strong>und</strong> ähnlich gelagerter<br />
Fragestellungen) zu ziehen sind.<br />
Nicht nur die hohe Anzahl von „Antwortverweigerern“,<br />
die die inhaltliche Ausrichtung der „Ankreuzfragen“<br />
z.T. als „irrelevant“ oder „in die Irre führend“ bezeichneten,<br />
gibt zu denken. Auch das regelmäßig angetroffene<br />
Bedürfnis, die gewählte Antwortalternative zu begründen<br />
oder zu relativieren, zeigt, dass Fragestellungen<br />
dieser Art die Thematik <strong>und</strong> die betriebliche Realität<br />
der Beschäftigung Älterer nur eingeschränkt zu erfassen<br />
vermögen.<br />
Offenbar besteht in vielen Betrieben das Bedürfnis<br />
nach einer der Sache angemessenen Differenziertheit<br />
der Darstellung sowie eine hohe Sensibilität in Bezug<br />
auf pauschalisierende Wertungen der Beschäftigten.<br />
Den befragten Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsverantwortlichen<br />
war es wichtiger, ihre Gründe, Kriterien<br />
<strong>und</strong> Überlegungen zum Thema vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
ihrer konkreten Lage im Betrieb auszuführen, als zu<br />
vorgegebenen Stereotypen Stellung zu nehmen. Gerade<br />
zu einem Thema wie dem hier behandelten, das<br />
nicht nur vor dem Hintergr<strong>und</strong> eines äußerst komplexen<br />
sozio-ökonomischen Bedingungsgefüges gesehen werden<br />
muss, sondern insbesondere auch stark von Werthaltungen<br />
mit beeinflusst wird, bieten daher nach dem<br />
Muster quantitativer Befragungen angelegte Fragestellungen<br />
keinen angemessenen Zugang.<br />
So würden z.B. die „Antwortverweigerer“, die im Rahmen<br />
eines Expertengesprächs ihre Zurückweisung der<br />
Fragestellung argumentativ begründen konnten <strong>und</strong> damit<br />
einen positiven Beitrag zur Untersuchung leisteten,<br />
im Rahmen einer postalischen Repräsentativ-Erhebung<br />
nur als „fehlende Werte“ registriert werden <strong>und</strong> nicht<br />
selten im Auswertungsbild gar nicht mehr in Erscheinung<br />
treten. Aber auch die auswertbaren Antworten<br />
sind ihrer Begründungen <strong>und</strong> Relativierungen beraubt.<br />
Beispielsweise scheint die Auswahl einer positiven<br />
Antwortalternative auf das Statement „Ältere sind eine<br />
Belastung“ in einem gewissen Prozentsatz der Betriebe<br />
auf das Fortleben von Defizitzuweisungen in den Be-<br />
<strong>EQUIB</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen 27