EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel
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11 Qualifizierung älterer Arbeitnehmer im Betrieb<br />
„problematische Überalterung“ der Belegschaft; dass in<br />
Zukunft ein höheres Durchschnittsalter der Belegschaft<br />
der Normalfall werden dürfte, auf den sich die Betriebe<br />
einstellen müssen, ist insofern noch kein Allgemeingut.<br />
Auch, dass die heute neu eingestellten jungen Auszubildenden<br />
die im Betrieb zu haltenden „Alten“ von<br />
morgen sind, <strong>und</strong> daher eine neue Form des nachhaltigen<br />
Managements des Humankapitals erforderlich ist,<br />
ist somit in vielen Betrieben bei weitem noch nicht der<br />
handlungsleitende Gedanke.<br />
So findet erst in wenigen, meist großen Vorreiterbetrieben<br />
eine systematische Auseinandersetzung mit den<br />
Folgen der demographischen Veränderungen statt, die<br />
sich in der konkreten Änderung von Arbeitsorganisationsformen<br />
unter dem Gesichtspunkt des vorbeugenden<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutzes ausdrückt. 55<br />
Die Förderung der Verankerung einer alternsgerechten<br />
Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik in den kleinen <strong>und</strong><br />
mittleren Unternehmen der Region sollte daher ein Förderschwerpunkt<br />
bei der Flankierung des demographischen<br />
<strong>Wandel</strong>s werden. Handlungsoptionen bestehen<br />
auf folgenden Feldern:<br />
• Information: Der Kenntnisstand über die weitreichenden<br />
Folgen des demographischen <strong>Wandel</strong>s,<br />
auf die heute bereits in der betrieblichen Organisationsentwicklung<br />
zu reagieren ist, muss als<br />
noch zu gering angesehen werden. Berücksichtigt<br />
man, dass in unserem Panel Trendsetterbetriebe<br />
überdurchschnittlich vertreten sind, dürfte<br />
der Informations- <strong>und</strong> Unterstützungsbedarf für<br />
das Gros der kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />
erheblich sein, damit diese rechtzeitig die erforderlichen<br />
Veränderungen erkennen <strong>und</strong> gestalten<br />
können.<br />
• Entwicklung von regionalen Modellprojekten,<br />
die kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen beim Aufbau<br />
einer alternsgerechten Personal- <strong>und</strong> Qualifikationsplanung<br />
unterstützen. Die Integration<br />
eines generationsübergreifenden vorbeugenden<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutzes sollte dabei ein zentraler<br />
Gesichtspunkt sein. Vorhandene Beispiele <strong>und</strong><br />
Projekte aus anderen Regionen könnten hier Impulse<br />
geben. 56<br />
• Vorstellung von „best practice“-Beispielen einer<br />
alternsgerechten Personalpolitik, die Möglichkeiten<br />
für die Umsetzung eines betrieblichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutzes unter der Perspektive einer<br />
„nachhaltigen Nutzung“ des Humankapitals insbesondere<br />
für kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebe aufzeigen<br />
können. Die Organisation eines Betriebsbesuchsprogramms<br />
– analog dem Best Practice-<br />
Programm für neue Technologien TOP 57 – könnte<br />
hierfür eine ansprechende Form darstellen.<br />
Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Basis<br />
für die Verankerung neuer alternsgerechter Konzepte<br />
in den Betrieben vorliegt. Gr<strong>und</strong>sätzliches Problembewusstsein<br />
<strong>und</strong> Interesse an der Umsetzung von Antworten<br />
auf den demographischen <strong>Wandel</strong> ist in vielen Betrieben<br />
zu finden.<br />
Es sei jedoch abschließend darauf hingewiesen, dass<br />
einzelne betriebliche Entscheidungsträger zumindest<br />
Teile wissenschaftlich widerlegter Defizittheorien noch<br />
nicht als Vorurteil, sondern als Fakt begreifen. Insbesondere<br />
gilt vereinzelt eine mit dem Alter nachlassende<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Lernfähigkeit noch als unabwendbarer<br />
natürlicher Vorgang. Offenbar liegt hier weiterhin ein<br />
Feld für Aufklärungsarbeit durch Kammern <strong>und</strong> Verbände<br />
vor.<br />
11 Qualifizierung älterer Arbeitnehmer<br />
im Betrieb<br />
Neben den im Vorkapitel angesprochenen Maßnahmen<br />
des vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutzes ist die kontinuierliche<br />
Qualifikation älterer Arbeitnehmer wichtiger<br />
Bestandteil von Strategien, ihre Beschäftigungs<strong>und</strong><br />
Innovationsfähigkeit zu erhalten. Nur eine betriebliche<br />
integrierte Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik,<br />
die heute organisationsstrukturelle Voraussetzungen<br />
schafft, wird in 10 bis 15 Jahren für die Folgen des<br />
demographischen <strong>Wandel</strong>s gewappnet sein.<br />
Doch auch kurzfristig kommt der kontinuierlichen Qualifizierung<br />
älterer Beschäftigter zur Erhaltung ihres Potenzials<br />
in den Betrieben eine große Bedeutung zu. 58<br />
55 Auch eine Qualifizierungspolitik, die die Beschäftigten einbezieht <strong>und</strong> sich in Richtung einer individuellen betrieblichen Erwerbsbiographiegestaltung<br />
bewegt, wird erst in wenigen Vorreiterbetrieben betrieben, vgl. Kapitel 11.<br />
56 S. u.a. http://www.demotrans.de sowie: Projekt TransAlt (www.aiq.de/TransAlt.htm; vorgestellt auch in: Arbeit & Ökologie Briefe<br />
5/2002, S. 23f).<br />
57 „Technologie-orientiertes Besuchs- <strong>und</strong> Informationsprogramm“, gefördert vom B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie,<br />
www.top-online.de<br />
58 Die Weiterbildungsstatistik (Berichtssystem Weiterbildung) belegt die unterdurchschnittliche Beteiligung Älterer an Qualifizierungs-<br />
maßnahmen; vgl. zusammenfassend Barkhold 2001:24f.<br />
<strong>EQUIB</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen 33