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EQUIB - und Marketingstrategie Demographischer Wandel

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genden wie Ausdauer, Sorgfalt der Arbeitsausführung<br />

<strong>und</strong> Loyalität (Bereitschaft zu Überst<strong>und</strong>en, „ Alte sind<br />

krank, Junge machen krank“). Ältere zeichnen sich<br />

demnach nicht durch ein schlechteres, sondern durch<br />

ein anders strukturiertes Belastbarkeits- <strong>und</strong> Qualifikationsprofil<br />

aus.<br />

Die Diskussion mit den betrieblichen Experten ergab<br />

ein überaus differenziertes Bild, das zwar die oben beschriebenen<br />

Trends in der Zustimmung bzw. Ablehnung<br />

bestimmter Zuschreibungen erkennen lässt. In<br />

vielen Fällen wurden jedoch diese Zuschreibungen unter<br />

Hinweis auf das Primat der Beurteilung des Einzelfalls<br />

relativiert. Generalisierende Urteile, die sich am<br />

Alter festmachen, galten vielfach als problematisch, eine<br />

Einstellung, die sich schon im Antwortverhalten auf<br />

die Frage nach der generellen Einschätzung älterer Arbeitnehmer<br />

51 zeigte. In Einzelfällen wurden die gängigen<br />

Zuschreibungen sogar insgesamt als vorurteilsbeladen,<br />

klischeehaft <strong>und</strong> in die Irre führend zurückgewiesen.<br />

Die Interviews in den regionalen Betrieben bestätigen<br />

somit ein zentrales Ergebnis der oben angeführten<br />

IAB-Studie, „dass das allgemeine Bild von älteren<br />

Arbeitnehmern als zuverlässige, verantwortungsbewusste<br />

Erfahrungsträger, die jedoch krankheitsanfälliger,<br />

nicht mehr voll belastbar <strong>und</strong> weniger flexibel sind,<br />

zwar in der Tendenz dem Bild entspricht, das Personalverantwortliche<br />

von Älteren haben, dass es aber auch<br />

sehr dezidierte abweichende Meinungen gibt.“ (Koller/Gruber:490)<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> präventiver Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

Auf der „Negativseite“ wurde besonders häufig auf eine<br />

nachlassende physische Leistungsfähigkeit älterer<br />

Arbeitnehmer verwiesen; sie ist für viele Betriebe ein<br />

„Fakt“ <strong>und</strong> stellt als solcher einen Faktor bei betrieblichen<br />

Entscheidungen dar. Oft verbinden die Gesprächspartner<br />

die Darstellung der absinkenden Leistungskurve<br />

mit dem Hinweis auf kompensierende Vorteile älterer<br />

Beschäftigter, aufgr<strong>und</strong> derer damit nicht notwendig<br />

eine nachlassende Arbeitsproduktivität verb<strong>und</strong>en sei.<br />

Nur vereinzelt wurde die Auffassung angetroffen, ein<br />

Abfallen der Leistungskurve im Alter sei quasi naturbedingt.<br />

Die Mehrheit der Gesprächspartner zieht dagegen<br />

eine Verbindung zwischen belastenden Arbeitsbedingungen<br />

<strong>und</strong> einseitiger Belastung <strong>und</strong> nachlassender<br />

Leistungsfähigkeit im Alter. In Einzelfällen – ins-<br />

10 Ansätze zu einer altersübergreifenden Personal- <strong>und</strong> Qualifikationsplanung<br />

besondere im gewerblichen Bereich – wird von einem<br />

frühzeitigen Verschleiß berichtet, der bereits die 30- bis<br />

40-Jährigen ereilt.<br />

Maßnahmen zum vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutz,<br />

die diesem Verschleiß <strong>und</strong> damit dem Absinken der<br />

physischen Leistungsfähigkeit entgegen wirken, kommt<br />

daher eine wichtige Funktion für die Sicherung der Arbeitsfähigkeit<br />

52 im Verlauf des gesamten Arbeitslebens<br />

zu, die bei alternden Belegschaften zunehmend wichtig<br />

wird. Eine präventive, strategische Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

zur Erhaltung der Humanressource findet sich jedoch<br />

erst in wenigen Vorreiterbetrieben.<br />

Senioritätsentlohnung <strong>und</strong> rechtliche Schutzvorschriften<br />

für Ältere werden sehr unterschiedlich<br />

bewertet<br />

In Bezug auf rechtliche Rahmenbedingungen als Einflussfaktoren<br />

auf die Beschäftigung Älterer ist keine<br />

Verallgemeinerbarkeit der Expertenaussagen möglich.<br />

Zu unterschiedlich sind die branchenspezifischen Bedingungen.<br />

Lohnhöhe <strong>und</strong> Kündigungsschutz haben für<br />

einige Betriebe überhaupt keine Auswirkungen. Im Urteil<br />

anderer Betriebe gelten sie als wichtige Beschäftigungshemmnisse;<br />

auch Extrempositionen („Ältere wird<br />

man irgendwann nicht mehr los“) sind im Einzelfall zu<br />

hören. Als verallgemeinerbares Beschäftigungshemmnis<br />

lassen sich Senioritätsentlohnung <strong>und</strong> rechtliche<br />

Schutzvorschriften für Ältere somit jedoch nicht fassen.<br />

Positive Erfahrungen mit abgestimmten<br />

Altersteilzeit-Modellen<br />

Einige Experten brachten positive Erfahrungen mit<br />

individuell abgestimmten Altersteilzeit-Modellen ins<br />

Spiel als Weg, auf nachlassende physische Leistungsfähigkeit<br />

Rücksicht nehmen zu können, einen „sanften“<br />

Übergang aus dem Berufsleben zu ermöglichen<br />

<strong>und</strong> dabei den Beschäftigten als Träger von Know-how<br />

im Betrieb zu erhalten. Man plädiert hier für eine differenzierte<br />

Betrachtung der Altersteilzeit, die nicht nur<br />

unter dem Gesichtspunkt ihrer Verwendung als Mittel,<br />

um sich von älteren Mitarbeitern vor dem Erreichen<br />

des Rentenalters („Blockmodell‘“) zu trennen, betrachtet<br />

werden dürfe, sondern im Gegenteil in der genannten<br />

Funktion sinnvoll sei <strong>und</strong> erhalten werden solle.<br />

51 Siehe Kapitel 9.<br />

52 Zum erweiterten Verständnis des Begriffs der Arbeitsfähigkeit in der aktuellen arbeitswissenschaftlichen Literatur s. Teil A, Seite 10,<br />

sowie: Arbeit & Ökologie Briefe, 5/2002, S. 22f.<br />

30 Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>EQUIB</strong>

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