Fokussierte Kapazitätsmärkte - LBD-Beratungsgesellschaft mbH
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<strong>Fokussierte</strong> <strong>Kapazitätsmärkte</strong> Öko-Institut / <strong>LBD</strong> / RAUE LLP<br />
Die Abbildung 6 zeigt die Jahresdauerlinie der Residuallast (hier dargestellt mit der<br />
vertikalen Netzlast als Indikator für die Residuallast 6 ) sowie den Kraftwerkspark zur<br />
Deckung der Nachfrage abgebildet. Insgesamt wird deutlich, dass immer mehr Kraftwerke<br />
ihre Fixkosten in immer weniger Benutzungsstunden decken müssen.<br />
Im Spitzenlastbereich konkurrieren dabei Pumpspeicherkraftwerke, alte Steinkohlekraftwerke<br />
und Spitzenlastkraftwerke auf Gas- und Ölbasis miteinander. Gerade in<br />
diesem Bereich muss der Bedarf durch ausreichend flexible Kraftwerke gedeckt werden.<br />
Die heute zur Verfügung stehenden alten Steinkohlekraftwerke werden die notwendige<br />
Flexibilität immer schwerer bereitstellen können. Außerdem werden Kraftwerke<br />
in den wenigen Benutzungsstunden kaum ausreichende Deckungsbeiträge auf ihre<br />
Fixkosten erwirtschaften können.<br />
Darüber hinaus ergeben sich erhebliche Herausforderungen für die bestehende Kraftwerksflotte<br />
durch die Verschärfung der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen.<br />
Hohe Steinkohle- wie auch Erdgaspreise und niedrige CO2-Preise verschärfen die wirtschaftliche<br />
Situation für Kraftwerke im Spitzen- und Mittellastbereich erheblich (Öko-<br />
Institut/IIRM 2012). 7<br />
Gegen Ende dieser Dekade werden damit ohne wesentliche Veränderung der Rahmenbedingungen<br />
die Kraftwerkskapazitäten wieder auf ein Niveau gesunken sein,<br />
dass die (unveränderte) Höchstlast knapp gedeckt werden kann. Mit den letzten beiden<br />
Tranchen der KKW-Stilllegungen und weiteren Stilllegungen konventioneller Kraftwerke<br />
wird sich dann jedoch eine Situation einstellen, in der Maßnahmen zur Lastreduktion,<br />
die Flankierung von Bestandskapazitäten und die Inbetriebnahme von Neubaukraftwerken<br />
unausweichlich werden. Letztlich wird für den Zeithorizont 2022 in der Summe<br />
mindestens ein Kapazitätsvolumen von 10 bis 15 GW auf der Angebots- oder Nachfrageseite<br />
gesichert werden müssen. Darüber hinaus kann nicht davon ausgegangen<br />
werden, dass die zur Ausfall zentraler Betriebsmittel vorgehaltenen Reservekraftwerkskapazitäten<br />
in der Größenordnung von 5 GW ohne weitere Maßnahmen erhalten<br />
bleiben.<br />
Der Zeitraum nach 2022 wird durch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
in der Stromversorgung und auch damit eine weitere Verschärfung der Rahmenbedin-<br />
6 Die vertikale Netzlast bezeichnet die Lastnachfrage, die durch Kraftwerke gedeckt wird, die<br />
auf der Verbundnetzebene einspeisen. Dezentral einspeisenden Kraftwerke (dies betrifft v.a.<br />
Stromerzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien sowie die meisten KWK-Anlagen<br />
etc.) werden dabei ausgeklammert, so dass die vertikale Netzlast die Nachfragesituation für<br />
konventionelle (Groß-) Kraftwerke gut beschreibt. Unter Residuallast wird die Nachfrage verstanden,<br />
die um die Erzeugung der erneuerbaren Energien vermindert wird und somit das<br />
Segment der durch konventionelle Kraftwerke abzudeckenden Last beschreibt.<br />
7 Genau diese Veränderungen der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen seit dem<br />
Frühjahr 2011 sind auch die maßgebliche Erklärung dafür, dass sich die Einschätzungen<br />
zum Stilllegungsvolumen konventioneller Kraftwerke in den letzten ein bis zwei Jahren deutlich<br />
verändert haben und nunmehr deutlich über der Summe liegen, die z.B. Öko-Institut<br />
(2011) noch angenommen hatte.<br />
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