Fokussierte Kapazitätsmärkte - LBD-Beratungsgesellschaft mbH
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Öko-Institut / <strong>LBD</strong> / RAUE LLP <strong>Fokussierte</strong> <strong>Kapazitätsmärkte</strong><br />
Zusammenfassung<br />
Die Stromversorgungssysteme in Deutschland und Europa stehen vor umfassenden<br />
Veränderungen. Mit den energiepolitischen Entscheidungen der Jahre 2010 und 2011<br />
hat Deutschland sich das Ziel gesetzt, die Stromerzeugung bis zur Mitte dieses Jahrhunderts<br />
nahezu vollständig von Treibhausgasemissionen frei zu machen, weitgehend<br />
auf erneuerbare Energien umzustellen und dabei die Nutzung der Kernenergie bis<br />
2022 auslaufen zu lassen. Gleichzeitig neigt sich die Übergangsphase der wettbewerblichen<br />
Öffnung der Strommärkte ihrem Ende zu. In der letzten Dekade wurde die von<br />
den erneuerbaren Energien nicht abgedeckte Stromnachfrage vor allem durch Kraftwerke<br />
gewährleistet, die vor der Strommarktliberalisierung errichtet und im Rahmen<br />
der bis 1998 existierenden Strommarktmonopole refinanziert wurden. Diese komfortable<br />
Situation ändert sich in den nächsten Jahren drastisch. Kernkraftwerke werden abgeschaltet,<br />
die Entwicklungen auf den Erdgas-, Steinkohle- und CO2-Märkten, sowie<br />
der zunehmende Wettbewerbsdruck gefährden bestehende Kraftwerkskapazitäten und<br />
lassen die Investitionen in flexible Neubaukraftwerke nicht zu. Diese Situation ist primär<br />
eine Folge der Preisbildungsmechanismen im liberalisierten Strommarkt, da die wettbewerbliche<br />
Öffnung des Marktes auf der Basis eines zu Monopolzeiten errichteten,<br />
kapitalintensiven und weitgehend abgeschriebenen Kraftwerksparks mit vergleichsweise<br />
niedrigen Betriebskosten erfolgte. Der massive Ausbau erneuerbarer Energien sowie<br />
die aktuelle Preiskrise des europäischen Emissionshandelssystems verschärfen<br />
diesen Trend jedoch nochmals erheblich.<br />
Neben dem Abgang von über 20.000 Megawatt Kernkraftwerken sind über 10.000 Megawatt<br />
Bestandskraftwerke akut von Stilllegungen gefährdet. Zusätzlich muss die Errichtung<br />
von etwa 5.000 Megawatt Neubaukraftwerken bis 2020 und von mindestens<br />
weiteren 10.000 Megawatt bis 2030 gesichert werden, um als die Versorgungssicherheit<br />
gewährleistenden Residuallastkraftwerke den geplanten Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien zu flankieren. Zwar ist Deutschland in den kontinentaleuropäischen Stromverbund<br />
eingebunden, eine nähere Analyse zeigt jedoch, dass Kraftwerkskapazitäten<br />
aus dem Ausland mittelfristig keinen entscheidenden Beitrag zur Gewährleistung der<br />
Versorgungssicherheit in Deutschland erbringen können.<br />
Der Strommarkt in seiner heutigen Ausgestaltung behält zwar eine wichtige Rolle für<br />
die Optimierung des Kraftwerksbetriebes, kommt aber mit Blick auf die Finanzierung<br />
von Kraftwerkskapazitäten an seine Grenzen. Notwendig wird daher eine Umgestaltung<br />
des Strommarktdesigns. Neben der Produktion von Elektrizität muss ein solcherart<br />
umgestalteter Markt auch Einkommen für die Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten<br />
erzeugen. Entsprechende Marktmodelle sind im internationalen Raum vielfältig<br />
eingesetzt und erprobt worden, für Deutschland ist eine Reihe von entsprechenden<br />
Vorschlägen unterbreitet worden, die jedoch einerseits eine Reihe von Nachteilen aufweisen<br />
und zweitens die Breite der anstehenden Herausforderungen nicht ausreichend<br />
reflektieren.<br />
So dient ein Kapazitätsmarktinstrument zwar primär der Gewährleistung von Versorgungssicherheit,<br />
darüber hinaus müssen jedoch auch Ziele wie die Erhaltung der<br />
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