Fokussierte Kapazitätsmärkte - LBD-Beratungsgesellschaft mbH
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<strong>Fokussierte</strong> <strong>Kapazitätsmärkte</strong> Öko-Institut / <strong>LBD</strong> / RAUE LLP<br />
weiligen Landesgrenzen. Wenn die genannten Funktionsdefizite jedoch ernst genommen<br />
werden, materialisieren sich diese im gesamten Marktgebiet. Die Frage nach der<br />
Notwendigkeit von Kapazitätsmechanismen stellt sich dann nicht mehr grundsätzlich<br />
sondern allenfalls hinsichtlich des Zeithorizonts für die unausweichliche Schaffung dieser<br />
Instrumente.<br />
Zunächst stellt sich die Frage, ob die Abschätzungen für den Kapazitätsbedarf zur Absicherung<br />
der Versorgungssicherheit in Deutschland zu einem anderen Ergebnis führen<br />
würden, wenn die Möglichkeit des grenzüberschreitenden Stromaustauschs in die<br />
Analysen einbezogen wird. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass das Problem<br />
von hoher Last und Kapazitätsknappheit kein singuläres Problem von Deutschland<br />
darstellt, sondern sich sehr oft auch als generelles Problem für den kontinentaleuropäischen<br />
Markt (v.a. mit Blick auf Frankreich, die Schweiz und Österreich) darstellt.<br />
Gerade die Analysen der bisher aufgetretenen Knappheitssituationen im Februar 2012<br />
(BNetzA 2012) zeigen, dass hier zwar aus verschiedenen Gründen eine kapazitätsseitig<br />
angespannte Situation herrschte und Reservekraftwerke in Deutschland und Österreich<br />
aktiviert werden mussten, zur gleichen Zeit aber Stromexporte nach Österreich in<br />
Höhe von mehreren Gigawatt realisiert wurden (und gleichzeitig erhebliche Importe von<br />
Skandinavien nach Deutschland erfolgten). Zumindest für die regionale Versorgungssicherheit<br />
sind durch die Strommarktintegration für Deutschland eher zusätzliche Probleme<br />
entstanden als entschärft worden. Dieser Befund gilt nicht jederzeit und in jeder<br />
Situation, verdeutlicht aber, dass der Beitrag des grenzüberschreitenden Stromaustauschs<br />
zur Versorgungssicherheit insgesamt keineswegs richtungssicher bestimmbar<br />
ist und schon gar nicht zwingend als positiver Beitrag zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit<br />
für Deutschland vorausgesetzt werden kann.<br />
Aus diesem Befund können mit Blick auf die Ausgestaltung bzw. Parametrisierung des<br />
<strong>Fokussierte</strong>n Kapazitätsmarktes zwei Schlussfolgerungen gezogen werden:<br />
� Erstens muss zweifelsohne die grenzüberschreitende Komponente der<br />
Knappheitsanalyse deutlich verstärkt werden. Die Instrumente und Abstimmungsverfahren<br />
dafür stehen jedoch – auch im grenzüberschreitenden Dialog<br />
– derzeit nur unvollkommen zur Verfügung.<br />
� Zweitens kann aber mit Blick auf die bisher eingetretenen Knappheitssituationen<br />
und die Kapazitätsentwicklungen in den Nachbarstaaten durchaus eine<br />
Berechtigung für einen Ansatz abgeleitet werden, bei dem zumindest als<br />
Startpunkt davon ausgegangen werden sollte, dass Deutschland seine nationalen<br />
Lastspitzen kapazitätsseitig auch national absichern muss und ggf. sogar<br />
noch darüber hinaus Kapazitätsbedarf für Exporte entstehen kann.<br />
Beide Aspekte müssen deshalb im Rahmen des Versorgungssicherheitsberichts intensiv<br />
berücksichtigt werden, der mengenseitig die zentralen Voraussetzungen für das<br />
Instrument des <strong>Fokussierte</strong>n Kapazitätsmarktes schaffen muss.<br />
Neben der Mengenkomponente des <strong>Fokussierte</strong>n Kapazitätsmarktes (also der Eingrenzung<br />
des Bestandsanlagen- und des Neuanlagensegments für die Auktionen)<br />
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