Fokussierte Kapazitätsmärkte - LBD-Beratungsgesellschaft mbH
Fokussierte Kapazitätsmärkte - LBD-Beratungsgesellschaft mbH
Fokussierte Kapazitätsmärkte - LBD-Beratungsgesellschaft mbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Öko-Institut / <strong>LBD</strong> / RAUE LLP <strong>Fokussierte</strong> <strong>Kapazitätsmärkte</strong><br />
Neben diesen zentralen Elementen ist bzw. war der Strommarkt auch durch eine Reihe<br />
weiterer Rahmenbedingungen gekennzeichnet, die bei einer Bewertung des aktuellen<br />
Marktdesigns nicht ausgeblendet werden sollten und die die aktuelle Spezifikation des<br />
deutschen Strommarktes als reinen Energy-ony-Markt durchaus in Frage stellen.<br />
� Im Rahmen des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) erhalten Investoren<br />
für die Errichtung von KWK-Anlagen für einen bestimmten Zeitraum eine<br />
Zuschlagzahlung. Diese Zuschlagzahlungen können ökonomisch auch als<br />
Kapazitätszahlung interpretiert werden. Für größere Anlagen summieren sich<br />
diese Zuschlagzahlungen auf knapp 60 €/kW jährlich. 11<br />
� Im Rahmen des EU ETS erhalten Anlagenbetreiber in der zweiten Handelsperiode<br />
eine kostenlose, nach Brennstoffen differenzierte und auf der Basis von<br />
historischen Produktionsdaten ermittelte Zuteilung von Emissionsberechtigungen.<br />
Auch dies lässt sich letztlich als Kapazitätszahlung interpretieren, die sich<br />
für Steinkohlenkraftwerke auf Werte von etwa 37,50 €/kW und für Erdgaskraftwerke<br />
von etwa 18 €/kW beziffern lassen. 12 Ab der dritten Handelsperiode<br />
(2013-2020) erhalten Stromerzeugungsanlagen keine kostenlosen Zuteilungen<br />
mehr.<br />
Das deutsche Stromversorgungssystem war damit in den Jahren nach der Liberalisierung<br />
im Jahr 1998 nicht nur durch Einkommen aus den o.g. drei Marktsegmenten,<br />
sondern durchaus auch von signifikanten impliziten Kapazitätszahlungen aus anderen<br />
energie- und umweltpolitischen Instrumenten geprägt. Dieses Faktum darf bei der Interpretation<br />
der historischen Entwicklungen im deutschen Strommarkt nicht außen vor<br />
gelassen werden, genau wie die Tatsache, dass zum Beispiel die beschriebenen Erträge<br />
aus dem EU ETS ab 2013 keine Fortsetzung finden werden und auch die Zuschlagzahlungen<br />
des KWKG auf Neuanlagen beschränkt ist, die bis Ende 2020 in Betrieb<br />
genommen werden.<br />
Gleichwohl hat sich das Marktdesign des deutschen (und kontinentaleuropäischen)<br />
Strommarktes in einer konkreten historischen Situation entwickelt. Die Liberalisierung<br />
des Strommarktes in Deutschland erfolgt in einer Situation erheblicher Überkapazitäten,<br />
die in der Zeit von Gebietsmonopolen, Investitionsgenehmigungen und Kostenüberwälzungsgarantien<br />
investiert und überwiegend refinanziert worden waren, also<br />
nahezu keine oder nur noch geringe Kapitalkosten mehr erwirtschaften mussten.<br />
Nach der Übergangsphase der Liberalisierung des deutschen Strommarktes entsteht<br />
nun die Frage, ob Neuinvestitionen wirtschaftlich dargestellt werden können. Ob also<br />
11 Diese Überschlagsrechnung erfolgte für eine Jahresauslastung von 5.000 Stunden als Annuität<br />
über einen Zeitraum von 15 Jahren mit einem Verzinsungsanspruch von 8%.<br />
12 Diese Überschlagsrechnung erfolgte auf Basis der Zuteilungsregelungen für die zweite Handelsperiode<br />
(ZuG 2012, ZuV 2012) für eine Jahresauslastung von 5.000 Stunden in der Basisperiode<br />
und einen CO2-Zertifikatspreis von 10 Euro. Mit abweichenden Auslastungen<br />
bzw. anderen CO2-Preisen ändern sich die Werte proportional.<br />
37