Jahresbericht 2012 (PDF) - Institut für Europäische Geschichte der ...
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Forschungen zu den Grundlagen Europas – Bilanz des Forschungsprogramms 2007–<strong>2012</strong><br />
wusstsein von Migranten ebenso wie die Bedeutung des Eindringens frem<strong>der</strong> Kulturen in das<br />
eigene Land und die Aufnahme dieser Erfahrungen in eigene Geschichtskonzeptionen. Der<br />
Blick wird bewusst über Europa hinaus gelenkt und gefragt, inwieweit sich durch die Ankunft<br />
von Europäern das Geschichtsbewusstsein und die Geschichtsschreibung von Menschen in<br />
Afrika, Asien und Lateinamerika verän<strong>der</strong>te.<br />
1. Die Theorie <strong>der</strong> Wahrheitszeugen als historiographische Explikation<br />
<strong>der</strong> reformatorischen Neuinterpretation des religiösen Wertesystems<br />
(grundständiges Forschungsprojekt von Wolf-Friedrich Schäufele, vom 01.01. bis 30.09.2007)<br />
Aus ihrer neuen Interpretation des religiösen Wertesystems leiteten die Reformatoren eine<br />
Konzeption <strong>der</strong> Kirchengeschichte ab, die das Intervall zwischen <strong>der</strong> »purior antiquitas« und<br />
<strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>herstellung im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t als Verfallszeit bestimmte, in <strong>der</strong> die wahre Kirche<br />
nur durch einzelne »Zeugen <strong>der</strong> Wahrheit« repräsentiert wurde. Diese avancierten alsbald<br />
zu einem bevorzugten Gegenstand <strong>der</strong> konfessionellen Geschichtsschreibung. Das Projekt<br />
zielte auf eine transnationale und transkonfessionelle Rekonstruktion <strong>der</strong> Zeugentheorie in<br />
<strong>der</strong> Reformationszeit und im konfessionellen Zeitalter. Nach <strong>der</strong> Berufung des Bearbeiters<br />
auf eine Professur an die Universität Marburg wurde es dort in Kooperation mit dem IEG<br />
weitergeführt.<br />
2. Die Geschichtsschreibung <strong>der</strong> englischen Katholiken im nie<strong>der</strong>ländischen Exil<br />
im 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
(grundständiges Forschungsprojekt von Bettina Braun, vom 15.08.2009 bis 31.10.2010)<br />
Anhand historiographischer Texte analysierte das Projekt den Wertehorizont <strong>der</strong> englischen<br />
Katholiken in den Nie<strong>der</strong>landen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und wie sich dieser Wertehorizont<br />
im Exil und durch die Interpretation <strong>der</strong> Exilerfahrung verän<strong>der</strong>te. Die zunehmend<br />
restriktive Religionspolitik Elisabeths I. mündete zwar nicht in eine allgemeine Katholikenverfolgung,<br />
verringerte aber den Spielraum <strong>für</strong> eine Teilnahme <strong>der</strong> Katholiken am öffentlichen<br />
Leben. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> allen, die ein öffentliches Amt anstrebten, abverlangte Eid auf die<br />
Königin sowie die Verpflichtung zum Besuch des anglikanischen Gottesdienstes veranlasste<br />
eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> englischen Katholiken zur Emigration. Direkt verfolgt wurden die katholische<br />
Kirche und ihre Amtsträger; katholische <strong>Institut</strong>ionen und Bildungseinrichtungen waren<br />
verboten. Dies führte zur Emigration katholischer Kleriker (einschließlich Mönche und Nonnen)<br />
sowie <strong>der</strong>er, die katholische Bildungsstätten besuchen wollten. Wichtigstes Zielland <strong>der</strong> englischen<br />
Katholiken waren die spanischen Nie<strong>der</strong>lande (neben Spanien und Frankreich). Zentren<br />
des Exils waren die rasch entstehenden geistlichen <strong>Institut</strong>ionen (Kollegs, Klöster) in den nie<strong>der</strong>ländischen<br />
Städten (v.a. Douai, Löwen, Antwerpen, Brüssel), die als Kristallisationspunkte<br />
<strong>für</strong> die sich dort nie<strong>der</strong>lassenden Laien dienten.<br />
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