Jahresbericht 2012 (PDF) - Institut für Europäische Geschichte der ...
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Umgang mit Differenz in Europa – Forschungstätigkeit <strong>2012</strong><br />
Forschungsbereich Etablierung von Differenz: Religiöse<br />
Konflikte und politisch-theologische Konsensstiftung<br />
Die wechselseitige Durchdringung von Politik und Religion verlieh <strong>der</strong> Frühen Neuzeit eine<br />
bis weit in das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t hinein reichende produktive Dynamik, die »Europa« zu einem<br />
Laboratorium <strong>für</strong> den konsensstiftenden Umgang mit religiös-politischen Konflikten werden<br />
ließ. Im Forschungsbereich werden die Prozesse untersucht, welche die religiös-konfessionelle<br />
Diversifizierung im Gefolge <strong>der</strong> Reformation zur institutionell gefestigten Grundsignatur europäischer<br />
Lebenswelten umformten.<br />
Dabei werden diese Prozesse als Transformationen <strong>der</strong> Verflechtung von Religion und Politik<br />
neu interpretiert. Denn die Gesamtentwicklung war zunächst von dem anhaltenden Anliegen<br />
<strong>der</strong> Akteure bestimmt, angesichts <strong>der</strong> religiös-politischen Differenzen eine einheitliche Ordnung<br />
(wie<strong>der</strong>-)herzustellen. Das Scheitern <strong>der</strong> darauf abzielenden Versuche nötigte zur Entwicklung<br />
von neuen, oft nur als Übergangsregelungen gemeinten Verfahren <strong>für</strong> die Beilegung<br />
von Konflikten o<strong>der</strong> die Ordnung des Gemeinwesens. Diese setzten sich aber allmählich als<br />
öffentlich akzeptierte Basis gesellschaftlicher und politischer Stabilität durch. Die Vorstellung<br />
von übergreifen<strong>der</strong> »pax et concordia« hatte nur unter Aufgabe des Ideals religiöser »unitas«<br />
eine Zukunft. Neu entstehende Wissenskulturen, grenzüberschreitende, transeuropäische<br />
Kontakte sowie eine neue, unbefangene Wahrnehmung an<strong>der</strong>er Religionen und solcher Strömungen,<br />
die man zuvor als heterodox qualifiziert hatte, setzten einen tiefgreifenden Wandel in<br />
Gang und entgrenzten alte Idealvorstellungen. Der damit umrissene Grundzug <strong>der</strong> Frühen Neuzeit<br />
wird im Forschungsbereich in drei Modulen paradimgamtisch untersucht. Sie widmen sich<br />
1. <strong>der</strong> Begründung und Kritik religiös-politischer Differenzen, die sich in <strong>der</strong> Ausbildung einer<br />
konfessionellen Streitkultur und ihrer kritischen Relativierung in universitären und informellen<br />
Gelehrtennetzwerken erfassen lässt;<br />
2. den Versuchen zur Regulierung religiös-politischer Differenzen, die sich unter an<strong>der</strong>em in<br />
<strong>der</strong> Entwicklung von Religionsfrieden und sozialen Ordnungen nie<strong>der</strong>schlug;<br />
3. <strong>der</strong> Vermittlung religiös-politischer Differenzbeilegung in visuellen und sprachlichen Bil<strong>der</strong>n<br />
und <strong>der</strong>en Wirkung.<br />
Die Module umfassen jeweils Grundlagen- und Auswertungsprojekte, die das übergeordnete<br />
Modulthema in exemplarischer Weise bearbeiten.<br />
1. Konfessionelle Streitkultur und aufgeklärte Wissenskulturen<br />
Im religiös-theologischen Feld nutzten Akteure Formen <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung, die dem<br />
akademischen Kontext entlehnt waren, und übertrugen sie in öffentlichkeitswirksame Zusam-<br />
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