Jahresbericht 2012 (PDF) - Institut für Europäische Geschichte der ...
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Umgang mit Differenz in Europa – Forschungstätigkeit <strong>2012</strong><br />
c) Brief und Streit – Korrespondenznetzwerke des Matthias Flacius Illyricus<br />
Der kroatische Gelehrte, Theologe, Kirchenhistoriker, Philologe und Philosoph Matthias<br />
Flacius Illyricus (1520–1575) führte einen <strong>der</strong> umfangreichsten Briefwechsel seiner Zeit.<br />
Zunächst soll eine Übersicht über die vorhandenen Briefe zusammengestellt werden, um den<br />
Umfang seiner europaweiten Netzwerke zu erfassen. Schon jetzt ist absehbar, dass seine<br />
Kontakte weit über die theologische Sphäre hinausreichten; Flacius korrespondierte z.B. auch<br />
mit Astronomen und Medizinern. Zusätzlich zu den Briefen werden Vorreden und Widmungen,<br />
vor allem an Mitglie<strong>der</strong> des Adelsstands, aufgenommen. Im Berichtsjahr haben Irene<br />
Dingel und Luka Ilić einen Antrag <strong>für</strong> ein größeres, drittmittelgestütztes Projekt erarbeitet,<br />
bei dem eine Veröffentlichung und Auswertung des kompletten Briefwechsels des Flacius<br />
vorgesehen ist.<br />
d) Sozinianische Netzwerke und ihr Einfluss auf die europäische Frühaufklärung<br />
Das Projekt geht von <strong>der</strong> Arbeitshypothese aus, dass sozinianische Bibelhermeneutik und<br />
Anthropologie Entwürfe darstellen, die auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> allgemein-menschlichen Vernunft<br />
basieren und konfessionelle Differenzordnungen aufheben. Im Verlauf des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
zum Gegenstand zahlreicher Diskussionen in Mittel- und Westeuropa geworden, wurden<br />
sie in <strong>der</strong> Epoche <strong>der</strong> Frühaufklärung (ca. 1680–1720) europaweit kritisch aufgegriffen und<br />
reflektiert. Dies wirft zwei Fragen auf: Worin besteht das Beson<strong>der</strong>e dieser Entwürfe und wie<br />
funktionierte ihre Vermittlung? Beide Fragen will das Projekt mit seiner Konzen tration auf die<br />
Genese <strong>der</strong> sozinianischen Bibelhermeneutik und Anthropologie einerseits und ihre Verbreitung<br />
mittels gelehrter Netzwerke an<strong>der</strong>erseits beantworten. Das Projekt wird seit Januar <strong>2012</strong><br />
von <strong>der</strong> DFG geför<strong>der</strong>t und von Kęstutis Daugirdas bearbeitet.<br />
2. Staatliche und gesellschaftliche Konfliktlösungsstrategien<br />
Mit wachsen<strong>der</strong> Einsicht in die Unmöglichkeit, die sich verhärtenden religiös-politischen Differenzen<br />
mit militärischen Mitteln endgültig zu beseitigen, entwickelte man in Europa vielfältige<br />
neue Verfahren <strong>der</strong> Friedensstiftung und Differenzregulierung. Deren Ausgestaltung<br />
wurde durch den Austausch zwischen diplomatischen, juristischen und theologischen Experten<br />
voran getrieben. Das führte neben wirkmächtigen zwischenstaatlichen Friedensschlüssen zu<br />
spezifischen binnenterritorialen bzw. binnenstaatlichen Religionsfrieden, <strong>der</strong>en Regelungen<br />
meist von vornherein unter dem Vorbehalt zeitlicher Befristung entworfen wurden.<br />
a) Digitale Quellenedition frühneuzeitlicher Religionsfrieden<br />
Im Berichtsjahr wurde ein Antrag auf För<strong>der</strong>ung einer digitalen Edition zentraler europäischer<br />
Religionsfrieden vorbereitet und im Oktober <strong>2012</strong> eingereicht.<br />
55<br />
Irene Dingel<br />
und Luka Ilić<br />
Kęstutis Daugirdas<br />
Irene Dingel,<br />
Martin Espenhorst,<br />
Henning P. Jürgens<br />
und Christopher<br />
Voigt-Goy