Jahresbericht 2012 (PDF) - Institut für Europäische Geschichte der ...
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Forschungen zu den Grundlagen Europas – Bilanz des Forschungsprogramms 2007–<strong>2012</strong><br />
1. Europa-Vorstellungen und Europa-Konzepte: In den Interferenzen zwischen dem freimaurerischen<br />
Internationalismus und <strong>der</strong> allgemeinen Friedensbewegung vor und nach 1914<br />
zeigte sich, dass <strong>der</strong> universal-entgrenzte Anspruch eines ethischen Initiationsbundes mit<br />
räumlich bestimmten Kategorien wie »Vaterland«, »Nation« o<strong>der</strong> »Europa« schwer übereinzubringen<br />
war. Die globalen Verflechtungen vor allem <strong>der</strong> englischen und französischen<br />
Großlogen in ihren jeweiligen »Reichen« wirkten auf ihr »europäisches« Selbstverständnis<br />
zurück.<br />
2. Religiöse Klärungs- und Identifikationsprozesse: In Auseinan<strong>der</strong>setzung mit kirchlich gebundener<br />
Religiosität und den (häufig katholisch verankerten) Gegnern <strong>der</strong> Freimaurerei entstand<br />
eine innerfreimaurerische »Streitkultur«, die Differenzbestimmungen und Autorisierungsvorgänge<br />
auf nationaler und transnationaler Ebene prägte. Die Kontroversen<br />
kreisten um die Auslegung <strong>der</strong> ersten englischen Konstitutionen (1723) mit den normativen<br />
»Charges of a Free Mason«. Strittig war vor allem <strong>der</strong> Abschnitt »Concerning God and<br />
Religion«, <strong>der</strong> Freimaurer auf die »Religion in which all Men agree« verpflichtet, was eine<br />
große Deutungsvarianz zuließ.<br />
3. Bildung und Interaktion von Räumen: Am Beispiel <strong>der</strong> Interaktionen zwischen europäischen<br />
Freimaurern und ihren jeweiligen kolonialen »Reichen« wurde die Frage erörtert, wie die<br />
Abgeschlossenheit und Unversehrtheit eines Großlogen-»Territoriums« zu einem Kriterium<br />
<strong>für</strong> freimaurerische »Regularität« wurde. Territoriale Konflikte zwischen europäischen<br />
Großlogen in den Kolonien konnten die herkömmlichen weltanschaulichen und religiösen<br />
Trennlinien zwischen humanitär-zivilreligiösen, laizistisch-aktivistischen und christlichordensritterlichen<br />
Freimaurern verwischen, sie aber auch verstärken.<br />
4. Geschichtsbewusstsein: Freimaurer trugen ihre gegenwarts- und zukunftsbezogenen Wertedebatten<br />
regelmäßig im Modus <strong>der</strong> Geschichtsanschauung aus. Eine Teilstudie ging<br />
<strong>der</strong> Bedeutung des spezifisch freimaurerischen Traditionsverständnisses <strong>für</strong> grenzüberschreitende<br />
Kohäsionen nach: Auf transnationaler Ebene konnten sich Freimaurer kaum<br />
auf gemeinsame »Helden« verständigen, die sich als universale Identifikationsfiguren<br />
angeboten hätten.<br />
2013 soll mit einer Zusammenführung <strong>der</strong> Forschungsergebnisse in einer Monographie begonnen<br />
werden.<br />
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