Lues im Mund - Zm-online
Lues im Mund - Zm-online
Lues im Mund - Zm-online
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: proDente e.V.<br />
Aktuelles Thema zum Zahnreport 2012<br />
Willkommene Unterstützung<br />
Der <strong>im</strong> April 2012 veröffentlichte Barmer-GEK-Zahnreport zur zahnmedizinischen<br />
Versorgung von kleinen Kindern bestätigt langjährige Forderungen der Zahnärzteschaft<br />
in Sachen Prophylaxe (siehe zm 10/2012, Seite 18/19). Dazu hat<br />
jetzt der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Rheinland-Pfalz<br />
und langjährige Präventionsexperte verschiedener standespolitischer<br />
Gremien, Dr. Helmut Stein, aktuell Stellung bezogen. Hier seine Expertise.<br />
Gehen wir doch einfach davon aus, dass<br />
der Teil des Barmer-GEK-Zahnreports 2012<br />
mit der etwas „reißerischen“ Überschrift<br />
„Lücken in der Zahnprophylaxe“ nicht <strong>im</strong><br />
Kontext steht mit der zurzeit laufenden<br />
Medienkampagne der Krankenkassen ge-<br />
gen uns Zahnärzte, deren Grundlage das<br />
Positionspapier des GKV-Spitzenverbands<br />
zur zahnmedizinischen Versorgung ist.<br />
Verstehen wir es mal als Plädoyer für eine<br />
frühzeitige präventive Betreuung von Klein-<br />
kindern. Dieses ist sehr zu begrüßen!<br />
Das Thema zahnmedizinische Gruppen-<br />
und Individualprophylaxe ist kein neues. Die<br />
Anfänge liegen bereits Jahrzehnte zurück.<br />
Die Zahnärzteschaft war von Anfang an<br />
engagiert dabei, was zu einem Paradigmen-<br />
wechsel in der Zahnmedizin führte, weg<br />
von der rein kurativen, hin zur präventiven<br />
Zahnheilkunde. Auch der Gesetzgeber hat<br />
dem Thema Rechnung getragen und schuf<br />
die §§ 21 (Gruppenprophylaxe) und 22 (In-<br />
dividualprophylaxe) <strong>im</strong> SGB V <strong>im</strong> Jahre<br />
1989. Die Entwicklung auf beiden Sektoren<br />
war seitdem rasant und führte zu einer<br />
sich stetig verbessernden Zahngesundheit<br />
bei Kindern und Jugendlichen. Das ist durch<br />
Richtiges Zähne-<br />
putzen kann nicht<br />
früh genug eingeübt<br />
werden – neben der<br />
Gruppenprophylaxe<br />
ist auch ein früh-<br />
zeitiger Besuch be<strong>im</strong><br />
Zahnarzt notwendig,<br />
um den Präventions-<br />
gedanken zu<br />
verankern.<br />
zahlreiche epidemiologische Begleitstudien<br />
der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Jugend-<br />
zahnpflege (DAJ) und des Instituts der Deut-<br />
schen Zahnärzte (IDZ) belegt. Die Erfolge<br />
in der zahnmedizinischen Prophylaxe sind<br />
auf keinem anderen medizinischen Gebiet,<br />
außer bei Impfprogrammen, erreicht wor-<br />
den. Insgesamt ist die zahnmedizinische<br />
Prophylaxe ein Erfolgsmodell und hat<br />
Deutschland in der Rangliste auf diesem<br />
Sektor ganz nach vorne gebracht.<br />
Lücke in der Frühbetreuung<br />
In der Tat zeigt sich bisher ein Defizit in der<br />
Frühbetreuung, doch geht die Forderung von<br />
Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, dass<br />
insbesondere die Gruppenprophylaxe in<br />
den Kindergärten systematisch ausgebaut<br />
werden muss, am wirklichen Problem vor-<br />
bei. Denn zum Beispiel Prof. Klaus Pieper,<br />
Marburg, hat in Untersuchungen festge-<br />
stellt, dass mehr als 40 Prozent der Kinder,<br />
die als Schulanfänger Karies haben, diese<br />
bereits in den Kindergarten mitbringen. Es<br />
geht also um die frühkindliche Karies (Early<br />
Politik<br />
Childhood Caries), die in den ersten drei<br />
Lebensjahren entsteht! Die DAJ und die ver-<br />
schiedenen Landesarbeitsgemeinschaften<br />
Jugendzahnpflege (LAGZ) in den Bundes-<br />
ländern haben sich deshalb in der Gruppen-<br />
prophylaxe diesem Thema schon lange ge-<br />
widmet und es installiert, um so in Krabbel-<br />
gruppen und Kitas aktiv zu werden. Dabei<br />
beziehen sie weitere wichtige Berufsgruppen<br />
wie Familienhebammen mit ein.<br />
Notwendig und den Fachleuten klar ist aber,<br />
dass diese Bemühungen in der Gruppen-<br />
prophylaxe ergänzt werden müssen durch<br />
einen möglichst frühzeitigen Besuch be<strong>im</strong><br />
Zahnarzt, um erste Anzeichen einer durch<br />
falsche Trink- und Ernährungsgewohnhei-<br />
ten an den oberen Milchschneidezähnen<br />
entstandene Karies zu entdecken und prä-<br />
ventionstherapeutische Maßnahmen ein-<br />
zuleiten. Zurzeit sehen wir die Kinder zu<br />
spät. Deshalb laufen derzeit Bemühungen<br />
auf Bundesebene, angestoßen durch die<br />
DAJ, eine frühkindliche Früherkennungs-<br />
untersuchung (FU) <strong>im</strong> Alter von zehn bis<br />
zwölf Monaten zu installieren. Sie sollte<br />
<strong>im</strong> Rahmen der U6 stattfinden, allerdings<br />
als Bestandteil des offiziellen Kinderunter-<br />
suchungshefts mit Bestätigung des Zahn-<br />
arztbesuchs.<br />
Wie die Barmer GEK richtig feststellt, liegt<br />
die Teilnahmerate an der U6 bei rund 95<br />
Prozent. Durch die Verbindlichkeit und die<br />
Förderung des Zahnarztbesuchs durch die<br />
Zusammenarbeit mit den Kinderärzten ist<br />
sicherlich ein Fortschritt in der Zahngesund-<br />
heit der Kleinkinder zu erreichen. Viel Leid<br />
und teure Zahnsanierungen (oft unter Nar-<br />
kose) könnte den Kindern erspart werden.<br />
Die Entdeckung von Vernachlässigung ist<br />
ein weiterer Gesichtspunkt. Um so mehr<br />
ist die Forderung der Barmer GEK zu be-<br />
grüßen, die frühkindliche Prävention zu<br />
fördern, da damit die Hoffnung auf einen<br />
kräftigen Schub besteht, die Einführung<br />
einer solchen FU-Position über den Gemein-<br />
samen Bundesausschuss in den BEMA zu<br />
beschleunigen.<br />
Sanitätsrat Dr. Helmut Stein<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der KZV Rheinland-Pfalz<br />
Eppichmauergasse 1<br />
55116 Mainz<br />
zm 102, Nr. 14 A, B, 16.7.2012, (999)<br />
15