Lues im Mund - Zm-online
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30 Politik<br />
Fünfter Hessischer Heilberufetag<br />
Weniger Fachchinesisch – mehr Humor<br />
Vertrauen bleibt die wichtigste Grundlage zwischen Heilberufler und Patient –<br />
so lautete das Fazit des Fünften Hessischen Heilberufetages am 13. Juni<br />
in Wiesbaden. Thematisch ging es um die Rolle des Patienten <strong>im</strong> Internet.<br />
Ein Highlight der Veranstaltung, zu der die sieben beteiligten Heilberufeorganisationen<br />
geladen hatten, war der Vortrag des Autors und Kabarettisten<br />
Dr. med. Eckart von Hirschhausen.<br />
Moderator Andreas Hieke vom Hessischen<br />
Rundfunk stellte einleitend die zentralen<br />
Fragen zum Thema Gesundheit <strong>im</strong> Internet:<br />
Wer garantiert die Qualität der Information<br />
und Beratung? Kann der Verbraucher ver-<br />
trauenswürdige und seriöse Seiten über-<br />
haupt erkennen? Ist es grundsätzlich mög-<br />
lich, medizinisch zu beraten, wenn die<br />
Anonymität und Distanz der Kommuni-<br />
kation <strong>im</strong> Internet an die Stelle des per-<br />
sönlichen und vertraulichen Gesprächs<br />
zwischen Behandler und Patient tritt?<br />
Auch die Präsidentin der Landesapotheker-<br />
kammer Hessen, Erika Fink, stellte die Frage<br />
nach der Ersetzbarkeit des persönlichen<br />
Kontakts zwischen Heilberufler und Patient<br />
in den Mittelpunkt ihres einleitenden<br />
Grußwortes.<br />
Die Wichtigkeit<br />
kleiner Eindrücke<br />
Dr. Eckart von Hirschhausen, der auch seine<br />
Stiftung „Humor hilft Heilen“ vorstellte, er-<br />
heiterte das Publikum durch einen pointen-<br />
reichen Vortrag und hielt darin – legit<strong>im</strong>iert<br />
durch die Zugehörigkeit zum medizinischen<br />
Berufsstand – der Ärzteschaft den Spiegel<br />
zm 102, Nr. 14 A, B, 16.7.2012, (1014)<br />
vor. Er akzentuierte die Wichtigkeit selbst<br />
kleinster Eindrücke – die meist nichts mit<br />
der fachlichen Qualifikation eines Arztes<br />
zu tun haben – für die Wahrnehmung und<br />
Bewertung eines Arztes. Eindrücke, die auch<br />
in Online-Bewertungsforen ihren Nieder-<br />
schlag finden. Um ein Beispiel zu nennen,<br />
verwies Hirschhausen auf die – leider in<br />
vielen Praxen vorhandene – „vertrocknete<br />
Yucca-Palme“. Wenn ein Mediziner schon<br />
„vor dieser Form des Lebens“ so wenig<br />
Respekt habe, wie respektvoll würde er<br />
dann <strong>im</strong> Umgang mit der Gesundheit seiner<br />
Patienten zu Werke gehen? Viele Anekdoten<br />
standen <strong>im</strong> Zusammenhang mit einem<br />
Umdenken in der Medizin, zu dem auch<br />
das Internet seinen Beitrag leisten könne.<br />
Mehr Dialog, weniger Fachchinesisch und<br />
mehr Humor.<br />
Im Anschluss an Hirschhausens Impuls-<br />
referat thematisierte ein kurzer Film die<br />
Hilflosigkeit und die Überforderung vieler<br />
Patienten be<strong>im</strong> Versuch, sich Rat und Infor-<br />
mationen aus dem Internet zu holen.<br />
An der folgenden Diskussion beteiligten<br />
sich Hirschhausen, Moderator Hieke, Pat-<br />
rick Körber, Wiesbadener Kurier, Dr. Alfred<br />
Krieger, Präsident der Psychotherapeuten-<br />
kammer, Dr. Ingo Stammberger, Vizepräsi-<br />
dent der Landestierärztekammer Hessen,<br />
Gregor Bornes, Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der PatientInnenstellen, und Martin Le<strong>im</strong>-<br />
beck, Vizepräsident der Landesärztekammer<br />
Hessen.<br />
Qualitätsgesicherte<br />
Informationen <strong>im</strong> Netz<br />
Fazit: Es bedarf einer Sicherung der Qualität<br />
von medizinischen Informationen <strong>im</strong> Netz.<br />
Die Idealvorstellung: evidenzbasierte, fach-<br />
lich einwandfreie Informationen in einer<br />
auch für Laien verständlichen Sprache.<br />
Einigkeit bestand in der Auffassung, dass<br />
die anonyme Kommunikation <strong>im</strong> Internet<br />
Podiumsdiskussion zum Thema Gesundheit <strong>im</strong> Internet (v.l.n.r.): Dr. Ingo Stammberger, Gregor Bornes, Dr. Alfred Krieger, Dr. Eckart von Hirschhausen,<br />
Martin Le<strong>im</strong>beck, Patrick Körber, Andreas Hieke<br />
das vertrauliche Arztgespräch nicht er-<br />
setzen kann. Den Angeboten der diversen<br />
Netzdoktoren wurde eine klare Absage<br />
erteilt.<br />
In seinem Schlusswort bekräftigte Dr.<br />
Michael Frank, Präsident der Landeszahn-<br />
ärztekammer Hessen, das Ergebnis der<br />
Debatte und hob den Wert eines stände-<br />
übergreifenden Austauschs der Heilberufler,<br />
für den der Hessische Heilberufetag ein<br />
passendes Forum biete, lobend hervor.<br />
Annette C. Borngräber<br />
Leiterin Abteilung Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Landeszahnärztekammer Hessen<br />
Rhonestr. 4<br />
60528 Frankfurt<br />
Fotos: LZKH