Lues im Mund - Zm-online
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38 Zahnmedizin<br />
Regionen auf. Im Kopfbereich lassen sich<br />
Symptome wie Otorrhö, Zahnlockerungen,<br />
Exophthalmus oder pathologische Frak-<br />
turen beobachten [Schmidt et al., 2008;<br />
Madrigal-Martinez-Pereda et al., 2009].<br />
Die sichere Diagnosestellung einer Lan-<br />
gerhans-Zell-Histiozytose beruht auf der<br />
histopathologischen Untersuchung einer<br />
entnommenen Gewebsbiopsie. Charakte-<br />
ristisch hierbei sind der elektronenoptische<br />
Nachweis von sogenannten Birbeck-Gra-<br />
nula und der <strong>im</strong>munhistochemische Nach-<br />
weis von CD1a-Antigen auf der Zellober-<br />
fläche, S-100 und V<strong>im</strong>entin. Morphologisch<br />
zeigen sich in der konventionellen Licht-<br />
mikroskopie die typischen Langerhans-<br />
Zellen, wobei die Anzahl mit dem Alter der<br />
Läsionen variiert [Henry, 2005].<br />
Abbildung 4:<br />
a: Vergrößerung 10x, HE;<br />
b: Vergrößerung 10x CD1a;<br />
c: Vergrößerung 10x S 100.<br />
Histopathologischer Befund:<br />
Histomorphologisch erkennt man<br />
in der Läsion ein gemischtes Infiltrat<br />
aus mono nukleären Zellen<br />
mit ovalen, zum Teil exzentrisch<br />
gelegenen Kernen, neutrophilen<br />
und eosinophilen Granulozyten<br />
sowie mehrkernige Riesenzellen<br />
vom Osteoklasten-Typ. Immun -<br />
histologisch zeigen die mono -<br />
nukleären Zellen eine kräftige<br />
zytoplasmatische Koexpression<br />
von S100 und CD1a.<br />
Differenzialdiagnostisch kam bei unserem<br />
kleinen Patienten zunächst eine entzünd-<br />
liche Genese der Schwellung in Betracht.<br />
Die klinische Untersuchung sowie die kon-<br />
ventionelle Röntgendiagnostik schlossen<br />
einen odontogenen Fokus aus. Die für die<br />
in der radiologischen Bildgebung nach-<br />
gewiesenen Osteolysen ebenfalls infrage<br />
kommenden Prozesse wie Zysten, aber<br />
auch benigne oder maligne Tumore<br />
Auch für diesen „aktuellen klinischen<br />
Fall” können Sie Fortbildungspunkte<br />
sammeln. Mehr auf www.zm-<strong>online</strong>.de<br />
unter Fortbildung.<br />
zm 102, Nr. 14 A, B, 16.7.2012, (1022)<br />
(zum Beispiel Osteosarkom, Ewing-Sarkom)<br />
konnten histopathologisch ausgeschlossen<br />
werden. Insbesondere die Unterscheidung<br />
zur aneurysmatischen Knochenzyste be-<br />
reitete in diesem Fall dem Pathologen<br />
aufgrund des Gehalts an osteoklastären<br />
Riesenzellen und der septalen Gewebs-<br />
konfiguration Schwierigkeiten (Abbildung<br />
4), konnte schließlich jedoch nach den<br />
entsprechenden <strong>im</strong>munhistochemischen<br />
Untersuchungen abgegrenzt werden [Henry,<br />
2005; Jundt, 2005].<br />
Bei Erstnachweis einer Manifestation einer<br />
Langerhans-Zell-Histiozytose ist ein ausge-<br />
dehntes Untersuchungsprogramm (Blut-<br />
untersuchung, Röntgenthorax, radiologi-<br />
scher Skelettstatus, gegebenenfalls Skelett-<br />
szintigrafie, möglicherweise Ganzkörper-<br />
Kernspintomografie) zum Ausschluss einer<br />
multifokalen oder multisystemischen Vari-<br />
ante erforderlich [Hoover et al., 2007].<br />
Patienten mit unifokalen Manifestationen<br />
haben eine gute Prognose. Therapeutisch<br />
kommt bei lokalisierten Manifestationen<br />
eine intraläsionale Kortikoidapplikation in<br />
Betracht [Putters et al., 2005]. Da die<br />
konservative Behandlung bei unifokalen<br />
Läsionen zur Restitutio ad integrum führt,<br />
ist eine operative Entfernung in der Regel<br />
nur dann sinnvoll, wenn sie mit der histo-<br />
pathologischen Diagnosefindung in Zu-<br />
sammenhang steht und das Risiko für den<br />
chirurgischen Eingriff gering ist. Oft ist<br />
auch die Biopsie als Anreiz für die Heilung<br />
bei isolierten Knochenherden ausreichend<br />
[Davis and Rice, 2004; Grois et al., 2008].<br />
Bei isoliertem Hautbefall kann eine Spontan-<br />
Fazit für die Praxis<br />
■ Erst die histopathologische Diagnose<br />
lässt die genaue Zuordnung von zys-<br />
tischen knöchernen Läsionen zu.<br />
■ Bei Nachweis einer Manifestation<br />
einer Langerhans-Zell-Histiozytose ist<br />
ein ausgedehntes Untersuchungsprogramm<br />
(Blutuntersuchung, Röntgenthorax,<br />
radiologischer Skelettstatus,<br />
und mehr) zum Ausschluss einer<br />
multifokalen oder multisystemischen<br />
Variante erforderlich.<br />
■ Die Prognose und Therapie der<br />
Langerhans-Zell-Histiozytose hängen<br />
vom Befallsmuster (monosystemisch<br />
unifokal, monosystemisch multifokal,<br />
multisystemisch) ab.<br />
heilung eintreten, in diesen Fällen<br />
wird der Befund oft lediglich regel-<br />
mäßig kontrolliert. Die Strahlen-<br />
therapie ist insgesamt nur sehr<br />
selten und bei speziellen Lokalisa-<br />
tionen indiziert (wie zum Beispiel an<br />
der Wirbelsäule). Bei multifokalem<br />
Befall und insbesondere bei multi-<br />
systemischem Befall wird eine sys-<br />
temische Chemotherapie durchge-<br />
führt, wobei sich als Standard eine<br />
Kombination aus Prednisolon und<br />
Vinblastin etabliert hat [Allen and<br />
McClain, 2007].<br />
Dr. Dr. Steffen Müller<br />
PD Dr. Dr. Martin Gosau<br />
Prof. Dr. Dr. Torsten Reichert<br />
Klinik und Poliklinik für <strong>Mund</strong>-, Kiefer- und<br />
Gesichtschirurgie<br />
Universität Regensburg<br />
Franz-Josef-Strauss-Allee 11<br />
93053 Regensburg<br />
steffen.mueller@klinik.uni-regensburg.de<br />
Dr. Wolfram Kleeberger<br />
Institut für Pathologie<br />
Universität Regensburg<br />
Franz-Josef-Strauss-Allee 11<br />
93053 Regensburg<br />
Die Literaturliste kann <strong>im</strong> Bereich Download<br />
auf www.zm-<strong>online</strong>.de abgerufen oder in der<br />
Redaktion angefordert werden.