Lues im Mund - Zm-online
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Die genaue Ätiologie der Erkrankung ist<br />
nicht geklärt. Klinisch kann die Ausdehnung<br />
von einer isolierten knöchernen Läsion bis<br />
hin zu einem generalisierten Multiorgan-<br />
befall reichen [Becker et al., 2003]. Trotz<br />
der klonalen Proliferation der Zellen gibt es<br />
keinen eindeutigen Beweis für eine Maligni-<br />
tät. Die Inzidenz der Erkrankung liegt bei<br />
1:200 000. Sie tritt meist bei Kindern auf.<br />
Das männliche Geschlecht ist häufiger be-<br />
troffen als das weibliche, das Verhältnis liegt<br />
bei 1,3:1 [Grois et al., 2008].<br />
Die Langerhans-Zell-Histiozytose wird in<br />
zwei Untergruppen unterteilt, in ein mono-<br />
systemisches und ein multisystemisches<br />
Erkrankungsbild (Tabelle):<br />
Die monosystemische Form zeigt eine<br />
Krankheitsmanifestation innerhalb eines<br />
Organs oder Organsystems. Hierbei wird<br />
nochmals in unifokale und multifokale<br />
Läsionen unterschieden. Die unifokale<br />
Variante – früher auch als eosinophiles<br />
Granulom bezeichnet – tritt hauptsächlich<br />
<strong>im</strong> knöchernen Bereich (69 Prozent) auf.<br />
Am häufigsten ist hierbei der Befall der<br />
Schädelknochen (28 Prozent), gefolgt vom<br />
Femur, der Hüfte und den Rippen. Seltener<br />
zeigt sich ein unifokaler Befall eines Lymph-<br />
knotens, der Haut oder <strong>im</strong> Bereich der Lunge<br />
[Howarth et al., 1999]. Die multifokale<br />
Variante – auch als Hand-Schüller-Christian-<br />
Krankheit bezeichnet – stellt eine chronische<br />
Form der Erkrankung dar und betrifft in fast<br />
allen Fällen das knöcherne Skelett. Die Pa-<br />
tienten weisen häufig die als Hand-Schüller-<br />
Christian-Trias bezeichnete Kombination<br />
aus Knochenläsionen, Diabetes insipidus<br />
Bezeichnung<br />
monosystemisch<br />
unifokal<br />
monosytemisch<br />
multifokal<br />
multisytemisch<br />
Quelle: Müller et al.<br />
Abbildung 3: Intraoperativer Befund: Makroskopisch<br />
zeigt sich eine flächige Destruktion<br />
der lateralen Kortikalis <strong>im</strong> Kieferwinkelbereich,<br />
unregelmäßig berandet und mit multiplen<br />
zystischen Hohlräumen <strong>im</strong> Markbereich.<br />
und Exophthalmus, bedingt durch einen<br />
Befall der Hypophyse und der Orbita, auf.<br />
Die multisystemische Form (Abt-Letterer-<br />
Siwe-Krankheit) stellt eine rasch voran-<br />
schreitende Erkrankung mit Befall multipler<br />
Organe und Organsysteme wie Knochen,<br />
Haut, Leber, Milz, Lympknoten durch<br />
die Langerhans-Zell-Proliferate dar. Die<br />
Prognose der multisystemischen Form ist<br />
äußerst schlecht, die Fünf-Jahres-Über-<br />
lebensrate liegt trotz aggressiver Chemo-<br />
therapie bei lediglich 50 Prozent.<br />
Die Symptome der Erkrankung sind meist<br />
unspezifisch und reichen von Symptom-<br />
losigkeit über diskrete lokale Zeichen<br />
bis zu generalisierten Beschwerden wie<br />
Gewichtsverlust, Fieber und Panzytopenie.<br />
Lokal treten am häufigsten eine Schwel-<br />
lung und Schmerzen in den betroffenen<br />
Erscheinungsformen der Langerhans-Zell-Histiozytose<br />
Synonym<br />
eosinophiles<br />
Granulom<br />
Hand-Schüller-<br />
Christian-Krankheit<br />
Abt-Letterer-<br />
Siwe-Krankheit<br />
Charakteristika<br />
– lokalisierter Befund<br />
– gute Prognose<br />
– in einem Organsystem disseminierter Befund<br />
(meist knöchernes Skelett)<br />
– chronischer Verlauf<br />
– in mehreren Organsystemen disseminierter Befund<br />
– maligne Form<br />
– rasch voranschreitender, akuter Verlauf<br />
– schlechte Prognose<br />
zm 102, Nr. 14 A, B, 16.7.2012, (1021)<br />
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