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Lues im Mund - Zm-online

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26 Politik<br />

KZBV-Diskussionsforum<br />

Soziale Teilhabe sichern<br />

Alte und behinderte Menschen werden medizinisch oft nicht adäquat versorgt.<br />

Den Pflegern fehlt das Know-how, die Angehörigen sind überfordert. Mit dem<br />

Konzept „<strong>Mund</strong>gesund trotz Handicap und hohem Alter“ haben die Zahnärzte<br />

als erste konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt, wie man diese Behandlungsdefizite<br />

beheben kann. Jetzt ist das Thema auch in der Politik angekommen.<br />

„Wenn man sich mit den Herausforderungen<br />

des demografischen Wandels und der Um-<br />

setzung der UN-Behindertenrechtskonven-<br />

tion beschäftigt, sind wir schnell mittendrin<br />

in der gesellschaftspolitischen Diskussion“,<br />

eröffnete der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen<br />

Fedderwitz am 20. Juni in Dresden die<br />

Runde: Wie geht die Gesellschaft mit Pflege-<br />

bedürftigen und Behinderten um?<br />

Realisten statt Traumtänzer<br />

„Wir Zahnärzte sind keine Traumtänzer. Uns<br />

geht es darum, den besonderen Bedürfnis-<br />

sen dieser Menschen Rechnung zu tragen,<br />

den größeren zahnärztlichen Therapie-<br />

und Präventionsbedarf aufzuzeigen und<br />

Lösungsansätze einzubringen“, sagte der<br />

KZBV-Chef. Die KZBV halte einen ergän-<br />

zenden präventionsorientierten Leistungs-<br />

katalog für zwingend erforderlich, der auf<br />

die Bedürfnisse von Pflegebedürftigen und<br />

Menschen mit Behinderung abzielt. Was<br />

das konkret heißt? Zum einen, führte er aus,<br />

dass die Gesundheitsversorgung in derselben<br />

Bandbreite, in derselben Qualität und auf<br />

demselben Standard wie für alle anderen<br />

Sie machen den Weg für AuB frei: Die KZBV-Vizes Dr. Günther E. Buchholz, Dr. Wolfgang Eßer und ihr Vorsitzender Dr. Jürgen Fedderwitz.<br />

zm 102, Nr. 14 A, B, 16.7.2012, (1010)<br />

erfolgt. Zum anderen, dass Gehandicapte<br />

Anspruch auf die Gesundheitsleistungen<br />

haben, die speziell sie benötigen. Zwar setze<br />

der Gesetzgeber schon gezielt Anreize,<br />

damit <strong>im</strong>mobile Patienten zahnmedizinisch<br />

versorgt werden können. Nach wie vor sei<br />

der Anspruch hier aber auf den GKV-Leis-<br />

tungskatalog beschränkt. „Die Prävention<br />

bleibt außen vor“, bilanzierte Fedderwitz.<br />

„Der Wunsch alt zu werden, wird auf einmal<br />

Realität“, sagte Josef Hecken, bis Ende Juni<br />

Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesfamilienministerium<br />

und jetzt G-BA-Vorsitzender. Er bestätigte:<br />

„Wir brauchen angepasste Konzepte, so<br />

dass Pflegebedürftige nicht nur in He<strong>im</strong>en,<br />

sondern auch zu Hause versorgt werden<br />

können. Das ist nicht nur humaner, sondern<br />

auch kostengünstiger.“ Die adäquate zahn-<br />

medizinische Versorgung <strong>im</strong>mobiler Men-<br />

schen sei ein vernachlässigtes Feld. Hecken:<br />

„Darum ist es ganz wichtig, dass sich die<br />

Kammern und die KZVen dieser Problematik<br />

angenommen haben.“ Man müsse sich fra-<br />

gen, inwieweit man Versorgungsstrategien<br />

neu aufsetze oder erweitere. Der Einstieg,<br />

also die Veränderung des SGB V, sei gelun-<br />

gen, und auch <strong>im</strong> G-BA werde es Lösungen<br />

geben. Hecken: „Jeder Betroffene ist dank-<br />

bar, wenn er vom wehrlosen Objekt zum<br />

selbstbest<strong>im</strong>mten Subjekt zurückfindet.“<br />

Im Unterschied zur Medizin habe sich in<br />

der Zahnmedizin bereits ein Paradigmen-<br />

wechsel vollzogen, führte Prof. Dr. Volker<br />

Ulrich von der Uni Bayreuth aus. Was die<br />

Vorsorge angeht, sei hier <strong>im</strong> Unterschied zur<br />

Medizin ein deutlich verbessertes eigen-<br />

verantwortliches Verhalten zu beobachten.<br />

Agi Palm von der Lebenshilfe e.V. schilderte,<br />

dass in ihrem Verein neben Pflegern über-<br />

wiegend pädagogisches Personal arbeitet,<br />

und zwar nicht angeleitet. Palm: „Unsere<br />

Patienten sind aber nicht in der Lage, sich<br />

ihre Zähne zu putzen. Und die Behandlun-<br />

gen dauern länger.“ Zahnärzte kommen<br />

schon heute regelmäßig in He<strong>im</strong>e, entgeg-<br />

nete Günter Wältermann, Vorsitzender der<br />

AOK Rheinland/Hamburg: „Auch aus meiner<br />

Sicht besteht Handlungsbedarf, doch sind<br />

entsprechende Leitungen bereits <strong>im</strong> GKV-<br />

Katalog verankert.“ Eine Einschätzung, der<br />

Dr. Elisabeth Fix vom Deutschen Caritas-<br />

verband widerspricht: „Die Versorgung in<br />

der Pflege ist nicht gut. Es gibt große<br />

Defizite.“ Deswegen versuche die Politik mit

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