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Lues im Mund - Zm-online

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50 Gesellschaft<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung in deutschen Kliniken<br />

Engpässe inbegriffen<br />

Deutsche Krankenhausapotheker schlagen Alarm. Über kurz oder lang, so<br />

ihre Befürchtung, könnten Lieferengpässe bei dringend benötigten Arzne<strong>im</strong>itteln<br />

die Patientenversorgung gefährden. Bislang lässt sich das Problem zwar noch<br />

nicht in konkrete Zahlen fassen, da keine Meldepflicht und somit keine Statistik<br />

existiert. Aber auch in der Ärzteschaft ist man zunehmend beunruhigt über die<br />

Knappheit von best<strong>im</strong>mten Arzne<strong>im</strong>itteln, wie Zytostatika und Antibiotika. Das<br />

Bundesgesundheitsministerium sieht derweil noch keinen Handlungsbedarf.<br />

Lieferengpässe habe es durchaus auch<br />

in der Vergangenheit <strong>im</strong>mer mal ver-<br />

einzelt gegeben, erklärt Dr. Torsten<br />

Hoppe-Tichy, Präsident des Bundes-<br />

verbands Deutscher Krankenhausapo-<br />

theker (ADKA). „In den letzten Jahren<br />

hat sich das Problem aber deutlich<br />

verschärft.“ Dies gelte vor allem für<br />

Zytostatika, die in der Krebsbehand-<br />

lung eingesetzt werden, aber auch<br />

für andere Arzne<strong>im</strong>ittelgruppen, wie<br />

Schmerzmittel, Antibiotika oder Medi-<br />

kamente zur Therapie von Herz-Kreis-<br />

lauf-Erkrankungen.<br />

Seines Wissens nach sei zwar noch<br />

kein Patient zu Schaden gekommen,<br />

meint Hoppe-Tichy, da die Kranken-<br />

hausapotheken die Ausfälle bislang<br />

durch Kontingentierung oder alterna-<br />

tive Präparate kompensieren konnten.<br />

Wenn Medikamentenhersteller und<br />

Lieferanten nicht gegensteuern würden,<br />

sei dies aber nur eine Frage der Zeit. „Und<br />

darauf sollten wir nicht warten“, mahnt<br />

der ADKA-Präsident. Als Gründe für die<br />

Verknappung nennt Hoppe-Tichy vor allem<br />

Produktions-, Qualitäts- und Beschaffungs-<br />

probleme.<br />

Substanzen aus<br />

Drittländern<br />

So werden nach Angaben des Verbands der<br />

forschenden Arzne<strong>im</strong>ittelhersteller (VfA) nur<br />

noch etwa 20 Prozent der <strong>im</strong> EU-Markt für<br />

die Arzne<strong>im</strong>ittelproduktion erforderlichen<br />

Wirkstoffe in der Europäischen Union pro-<br />

duziert. Etwa 80 Prozent der benötigten<br />

Substanzen bezieht die Pharmaindustrie<br />

aus Drittländern, insbesondere China, In-<br />

zm 102, Nr. 14 A, B, 16.7.2012, (1034)<br />

Engpässe bei der Medikamentenlieferung an Krankenhäuser gibt es bisher nur in Ausnahmefällen,<br />

doch Experten warnen vor wachsenden Schwierigkeiten.<br />

dien, Taiwan und Korea. „Gerät die Wirk-<br />

stoffherstellung ins Stocken, ist die welt-<br />

weite Arzne<strong>im</strong>ittelproduktion gefährdet“,<br />

so Hoppe-Tichy.<br />

Ähnlich problematisch sehe es aus, wenn<br />

eine Produktionsanlage defekt sei. Biophar-<br />

mazeutika, sprich gentechnisch hergestellte<br />

Wirkstoffe und Medikamente, zum Beispiel<br />

würden häufig nur noch an einem oder<br />

wenigen Standorten produziert. „Das rührt<br />

daher, dass die Herstellung von Biopharma-<br />

zeutika komplex ist und in großtechnischen<br />

Bioreaktoren abläuft, die hohe Investitionen<br />

erfordern“, so der VfA.<br />

Biologische Arzne<strong>im</strong>ittel wie zum Beispiel<br />

Impfstoffe seien daher von temporären<br />

Produktionsausfällen aufgrund der teilweise<br />

monatelangen und sehr komplexen Herstel-<br />

lungsprozesse sowie vergleichbar kurzer<br />

Haltbarkeit stärker gefährdet als chemische<br />

Arzne<strong>im</strong>ittel, erklärt Oliver Ewald, Sprecher<br />

des Bundesgesundheitsministeriums (BMG).<br />

„In der Regel kann allerdings für die<br />

Dauer des Produktionsausfalls auf Impfstoffe<br />

anderer Hersteller oder auf andere Kombi-<br />

nationen ausgewichen werden.“<br />

Aus Sicht des BMG stellt sich das Problem<br />

der Arzne<strong>im</strong>ittelverknappung hierzulande<br />

derzeit grundsätzlich nicht als gravierend<br />

dar. „In Deutschland hat es nach den<br />

vorliegenden Informationen bislang keine<br />

größeren Versorgungsprobleme mit Arznei-<br />

mitteln gegeben“, sagt Ewald. Pharma-<br />

zeutische Unternehmer und Großhändler<br />

seien zudem nach dem Arzne<strong>im</strong>ittelgesetz<br />

verpflichtet, für eine kontinuierliche Bereit-<br />

stellung der Arzne<strong>im</strong>ittel zu sorgen, die sie<br />

in Deutschland in den Verkehr bringen.

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