Lues im Mund - Zm-online
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einem Infektiologen zur serologischen<br />
Untersuchung bei Verdacht auf eine<br />
<strong>Lues</strong> II nahegelegt. Zudem erfolgte<br />
eine Exzisionsbiopsie der linken Wan-<br />
genschle<strong>im</strong>haut und die Einsendung<br />
des Exzisats zur histopathologischen<br />
Untersuchung.<br />
Im Rahmen eines Nachsorge-Termins<br />
teilte der Patient die serologische<br />
Verifizierung der klinischen Verdachts-<br />
diagnose mit. Die Therapie war bereits<br />
eingeleitet worden.<br />
Die histopathologische Untersuchung<br />
ergab eine mittelgradige bis schwere,<br />
chronische, floride Entzündung. Spiro-<br />
chäten waren mittels Warthin-Starry-<br />
Versilberung nicht nachweisbar. Auch<br />
Granulome konnten nicht dargestellt<br />
werden.<br />
Diskussion<br />
Eine Eindämmung der <strong>Lues</strong> in Deutsch-<br />
land erfordert neben prophylaktischen<br />
Maßnahmen die frühzeitige Unter-<br />
brechung von Infektionsketten. Für<br />
die hierzu notwendige unverzügliche<br />
Therapie ist eine schnelle Diagnose<br />
Voraussetzung. Dabei kommt der<br />
Zahnmedizin eine nicht unerhebliche<br />
Bedeutung zu, da insbesondere pr<strong>im</strong>äre<br />
Effloreszenzen bei entsprechendem<br />
Übertragungsweg in der <strong>Mund</strong>höhle<br />
lokalisiert sind. Auch die variablen<br />
Manifestationen des sekundären Sta-<br />
diums finden sich potenziell intraoral<br />
und führen dann zur Konsultation eines<br />
Zahnarztes. Ergibt sich eine entsprechende<br />
Verdachtsdiagnose, ist die unverzügliche<br />
Zuweisung des Patienten an einen Haus-<br />
arzt, Dermatologen oder Infektiologen zu<br />
veranlassen. Da sich die Histopathologie<br />
betreffender Läsionen, wie <strong>im</strong> gezeigten<br />
Fall, häufig als unspezifisch darstellt, ist<br />
eine Biopsie von untergeordneter Bedeu-<br />
tung beziehungsweise in konkreten Ver-<br />
dachtsfällen von fraglichem Nutzen. Bei<br />
der Behandlung eines kontagiösen Patien-<br />
ten ist durch Tragen der konventionellen<br />
persönlichen Schutzausrüstung, insbeson-<br />
dere von Einmalhandschuhen, von einem<br />
suffizienten Infektionsschutz auszugehen.<br />
Abbildungen 5 und 6: <strong>Lues</strong> II mit multifokalem<br />
Enanthem <strong>im</strong> Sinne von Plaques muqueuses<br />
Eine Über tragung durch Hautkontakt,<br />
beispielsweise durch Händeschütteln, ist<br />
unwahrscheinlich und nur dann anzu-<br />
nehmen, wenn der Erkrankte ulzerierte<br />
Läsionen und der Behandler Verletzungen<br />
an der Hand aufweist, durch die die Trepo-<br />
nemen die Epidermis überwinden können.<br />
Eine intakte epithe liale Barriere kann der<br />
Erreger nicht penetrieren.<br />
”Schutzhandschuhe vermeiden<br />
eine Infektion während der<br />
Behandlung! Eine Übertragung durchs<br />
Händeschütteln ist unwahrscheinlich und<br />
nur dann möglich, wenn der Erkrankte<br />
ulzerierte Läsionen an der Hand und<br />
der Behandler Verletzungen an der Hand<br />
haben.<br />
Fotos: Prof. Dr. Andrea Maria Schmidt-Westhausen<br />
Gegenüber den dargestellten enoralen<br />
Manifestationen der Syphilis spielt die<br />
in zahnmedizinischen Lehrbüchern<br />
häufig dargestellte Zahndysmorphie<br />
<strong>im</strong> Sinne sogenannter Tonnenzähne<br />
als Teil der Hutchinson-Trias bei<br />
einer <strong>Lues</strong> connata eine vergleichs-<br />
weise untergeordnete Rolle. Im Jahr<br />
2011 wurden dem Robert Koch-<br />
Institut lediglich drei Fälle konnataler<br />
Syphilis gemeldet [Robert Koch-Institut,<br />
2011].<br />
Von Bedeutung ist ferner sowohl<br />
aus klinischer als auch aus epidemio-<br />
logischer Sicht eine Koinzidenz von<br />
Syphilis und HIV, da das Infektions-<br />
risiko für Männer mit ungeschützten,<br />
gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten<br />
mit wechselnden Partnern gleicher-<br />
maßen hoch ist. Beispielsweise zeigten<br />
sich nach 2001 parallele Anstiege der<br />
Neudiagnosen beider Infektionskrank-<br />
heiten bei Patienten mit entsprechen-<br />
dem Risikoprofil [Robert Koch-Institut,<br />
2009].<br />
Dr. Moritz Hertel<br />
Prof. Dr. Andrea Maria Schmidt-Westhausen<br />
Charité Universitätsmedizin<br />
Zentrum für Zahn-, <strong>Mund</strong>- und<br />
Kieferheilkunde<br />
Bereich Oralmedizin,<br />
Zahnärztliche Röntgenologie & Chirurgie<br />
Aßmannshauser Str. 4-6<br />
14197 Berlin<br />
moritz.hertel@charite.de<br />
Die Literaturliste kann <strong>im</strong> Bereich Download<br />
auf www.zm-<strong>online</strong>.de abgerufen oder in der<br />
Redaktion angefordert werden.<br />
zm 102, Nr. 14 A, B, 16.7.2012, (1019)<br />
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