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Der Mythos vom Geld

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112 Privatbanken<br />

Jahreszeitliche Schwankungen der Kurse<br />

Kaufleute und Bankiers kannten die Schwankungen im Handel, die<br />

auf die jahreszeitlich festgelegten Segeltermine der venezianischen<br />

Flotte von und zu den verschiedenen Handelszentren zurückzuführen<br />

waren. In seinem Handbuch für Kaufleute empfahl Uzzano<br />

den Handelspartnern deshalb, nicht erst auf aktuelle Situationen zu<br />

reagieren, sondern sich auf diese vorzubereiten.<br />

Ehrenberg zufolge wußten die Florentiner Mitte des 15. Jahrhunderts<br />

sehr genau, wann sie in den unterschiedlichen Märkten mit den<br />

regelmäßig wiederkehrenden Phasen von knappem und reichlichem<br />

<strong>Geld</strong> zu rechnen hatten. Da sie gleichzeitig auch <strong>Geld</strong>verleiher waren,<br />

konnten sie ihren Büchern entnehmen, wann hohe Beträge fällig waren.<br />

Eine Phase der <strong>Geld</strong>knappheit würde dann ausgelöst, wenn die<br />

Entleiher ihre Darlehen zurückzubezahlen hatten und somit dem<br />

Markt flüssiges <strong>Geld</strong> entzogen. <strong>Geld</strong>reiche Phasen folgten gleich nach<br />

der Rückzahlung hoher Beträge, denn dies versetzte die Verleiher in<br />

die Lage, wieder neue Darlehen zu vergeben.<br />

Die Kurzsichtigkeit früher Bankiers<br />

Zwar wird viel Aufhebens <strong>vom</strong> <strong>Geld</strong>mißbrauch der Könige und Fürsten<br />

gemacht, doch wird dabei leicht übersehen, daß es die Privatbanken<br />

oft noch viel schlimmer trieben. 1339 waren die Florentiner<br />

Medici ruiniert, weil sie sich bei der Kreditvergabe an König Eduard<br />

III. von England übernommen hatten. König Eduard III. war nämlich<br />

nicht in der Lage, seine Schulden über etliche Millionen Goldflorin<br />

an sie zurückzuzahlen, nachdem der Krieg gegen Frankreich<br />

für England schlecht ausgegangen war. Als Folge davon geriet Florenz<br />

in Aufruhr. Die Zünfte übernahmen die Regierungsgewalt, vertrieben<br />

die Bankiers und beschlagnahmten ihren Besitz.<br />

Die cleveren Medici gaben jedoch nicht auf und gewährten Eduard<br />

IV. ein Darlehen für seine »Rosenkriege«. Gleichzeitig vergaben sie<br />

auch ein Darlehen an die von Eduard bekämpften Rebellen – für alle<br />

Fälle. Doch 1564 waren die Rebellen tot und Eduard ruiniert. Damit<br />

war die Londoner Filiale der Medici bankrott.

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