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Der Mythos vom Geld

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22 DIE DEUTSCHE HYPERINFLATION VON 1923 459<br />

sen. Gegen Ende November erreichte der Dollar auf dem freien<br />

Markt der Kölner Börse einen Kurs von 12 Billionen. Diese Spekulation<br />

war nicht nur wirtschaftsfeindlich, sondern auch dumm. In den<br />

Jahren vorher hatte man derartige Spekulationen betrieben entweder<br />

mit Krediten, die die Reichsbank reichlich gab, oder mit Notgeld, das<br />

man selber druckte und in Reichsmarknoten umtauschte.<br />

Jetzt aber trat dreierlei ein. Das Notgeld hatte seinen Wert verloren.<br />

Die Möglichkeit des Umtausches in Reichsmark bestand nicht mehr.<br />

Die früher reichlich fließenden Kredite der Reichsbank wurden nicht<br />

mehr gegeben, und die Rentenmark war im Ausland nicht verwendbar.<br />

Unter die Bestimmungen über die Rentenmark war eine solche<br />

aufgenommen worden, die die Abgabe von Rentenmark an Ausländer<br />

verbot. Daher konnten die Spekulanten die gekauften Dollars bei<br />

Termin nicht bezahlen. Sie mußten die gekauften Dollars wieder abstoßen,<br />

die ihnen die Reichsbank nur zum Kurs von 4,2 Billionen abnahm.<br />

Die Verluste der Spekulanten waren beträchtlich.« 18<br />

Schacht sagt hier (»mit Krediten, die die Reichsbank reichlich<br />

gab«) selber, daß die exzessive Spekulation gegen die Mark durch<br />

großzügige Darlehen der privaten Reichsbank finanziert worden war.<br />

Die private Reichsbank stellte die Einschußsätze bereit, ohne die eine<br />

Spekulation und ein Angriff gegen die Mark nicht möglich gewesen<br />

wären.<br />

Mit dieser Feststellung widersprach Schacht aber auch seinen<br />

früheren Erklärungen, denn man kann die großzügige Kreditvergabe<br />

der Reichsbank an Anti-Mark-Spekulanten nicht als Versuch werten,<br />

dem Staat aus seiner schwierigen Lage herauszuhelfen. Das Gegenteil<br />

ist der Fall. Schacht war ein kluger Kopf, und er wollte richtig verstanden<br />

werden. Er wartete, bis er 1966 Magie des <strong>Geld</strong>es schrieb. In<br />

seinem früheren Buch, Die Stabilisierung der Mark (1927), diskutierte<br />

er zwar die inflationäre Preistreiberei, erkannte jedoch noch nicht<br />

klar, daß die private Reichsbank diese Spekulation finanzierte und<br />

dadurch dem Leerverkauf der Mark überhaupt erst Tür und Tor öffnete.<br />

Es war also eine Zentralbank im Privatbesitz und unter privater Aufsicht,<br />

die privaten Spekulanten Darlehen gewährte und sie so in die<br />

Lage versetzte, gegen die Währung der Nation zu spekulieren. Gewiß<br />

war die Währung auch noch mit andern Problemen konfrontiert –<br />

doch eine solche Spekulation mußte die unumkehrbare Talfahrt der

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