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Der Mythos vom Geld

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22 DIE DEUTSCHE HYPERINFLATION VON 1923 453<br />

kann beispielsweise auch selbst zu viele Noten drucken, oder sie kann<br />

zulassen, daß die Währung von Spekulanten durch exzessive Leerverkäufe'<br />

(vergleichbar den Leerverkäufen von Unternehmensaktien)<br />

zerstört wird. Das bedeutet: Die Zentralbank läßt zu, daß die<br />

Währung von Spekulanten »emittiert« wird.<br />

Im Falle der deutschen Hyperinflation handelte es sich um die Zerstörung<br />

einer bereits unter Druck stehenden nationalen Währung<br />

durch Spekulation. Eine ähnliche Entwicklung führte erst kürzlich,<br />

1997/98, zum Zusammenbruch einiger asiatischer Währungen, deren<br />

Wert innerhalb weniger Monate um über 50% gegenüber dem Dollar<br />

fiel – mit existenzbedrohenden Folgen für Millionen von Menschen.<br />

Und so entsteht eine Inflation: Zunächst ist die Währung bereits<br />

sichtbar geschwächt. Im Falle von Deutschland war die Schwächung<br />

auf den Ersten Weltkrieg und den Bedarf an Devisen für Reparationszahlungen<br />

zurückzuführen, im Falle der asiatischen Länder<br />

auf den Bedarf an Dollars zur Rückzahlung der fälligen Auslandsschulden.<br />

Solche Probleme können mit der Zeit gelöst werden; dafür ist in<br />

der Regel ein nationaler Beitrag in Form von Steuern oder einer vorübergehenden<br />

Senkung des Lebensstandards notwendig. Weil aber<br />

Währungsspekulationen – sogar in einem so großen Umfang, daß<br />

der Wert der Währung beeinträchtigt wird – immer noch als legitime<br />

Aktivität angesehen werden, können private Währungsspekulanten<br />

eine bereits schwache Währung immer schwächer werden lassen<br />

und aus dieser Situation Milliardengewinne ziehen, indem sie die betreffende<br />

Währung leerverkaufen, indem sie also nicht nur die Währung,<br />

die in ihrem Besitz war, verkaufen, sondern auch Verträge zum<br />

Verkauf der Währung, die ihnen nicht gehört – sogenannte Leerverträge<br />

–, abschließen.<br />

Solche Leerverkäufe können, sofern sie in ausreichendem Maße<br />

getätigt werden, bald zu sich selbst be wahrheitenden Ergebnissen<br />

führen, da sie den Wert der Währung schneller und stärker herunterdrücken,<br />

als dies ohne die Verkäufe der Fall gewesen wäre. Daraufhin<br />

bricht irgendwann eine Panik aus, die all jene, in deren Händen<br />

sich die Währung eigentlich befindet, zur Flucht aus der<br />

Währung veranlaßt. Die Folge ist ein steiler Absturz, der es den Spe-<br />

* Verkäufe von Noten, die man nicht besitzt, auf einen späteren Termin.

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