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Der Mythos vom Geld

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9 DER AUFSTIEG DES KAPITALISMUS IN AMSTERDAM 173<br />

bert Bloom schätzt die Zahl der nach England und Schottland exportierten<br />

Bibeln auf eine Million. <strong>Der</strong> Export einer solchen Menge<br />

Bibeln nach England hatte weitreichende politische Auswirkungen<br />

(siehe oben Seite 144).<br />

<strong>Der</strong> bemerkenswerteste dieser jüdischen Drucker war Rabbi<br />

Manasse ben Israel. Er stellte vor allem Bibeln her, auch das erste in<br />

hebräischer Sprache gedruckte Buch wird ihm zugeschrieben. Rabbi<br />

Manasse stürzte sich in große geopolitische Unternehmungen, vor<br />

allem in bezug auf seine Beziehungen zu Oliver Cromwell. Zudem<br />

spielte er eine bedeutende Rolle bei den Bemühungen um die Wiederzulassung<br />

der Juden in England. 1290 waren die Juden wegen<br />

ihrer Angriffe auf das britische <strong>Geld</strong>system von dort vertrieben worden.<br />

Vom Beginn der Tätigkeit Manasses (1627) bis zum Jahr 1732 zählt<br />

Bloom 318 jüdische Drucker. Ihr Geschäft war nicht sehr profitabel;<br />

die von Hausierern gewährten Sonderpreise, Auktionen unverkaufter<br />

Bücher, das Herausbringen von Büchern auf Kommission sowie<br />

nicht eingehaltene Kommissionsversprechen verdarben den Profit.<br />

Wurde das Verlagswesen von den Juden dominiert, so war die<br />

Börse von Amsterdam der Ort, der auf sie die größte Anziehungskraft<br />

ausübte, vor allem, da ihnen Bankgeschäfte verwehrt waren. Schließlich<br />

kontrollierten Amsterdams Juden nicht weniger als 25% der Aktien<br />

der (holländischen) Ostindiengesellschaft. 12<br />

Die Börse von Amsterdam<br />

Die Börse von Amsterdam (Abb. 23) entstand 1611 nach dem Vorbild<br />

der Börse Antwerpens. Sowohl Waren als auch Wertpapiere wurden<br />

hier gehandelt, wobei bestimmten Bereichen im Haus die Abwicklung<br />

der verschiedenen Börsengeschäfte zugewiesen waren. Amsterdam<br />

ließ sich von Antwerpen beeinflussen, das sich wiederum an der<br />

Levante orientiert hatte. In den 80er und 90er Jahren unseres Jahrhunderts<br />

richtet sich der Blick häufig auf die als »Neuerungen« betrachteten<br />

»<strong>Der</strong>ivate«, auf Aktienindizes, Termingeschäfte und Optionskontrakte.<br />

An der Börse in Amsterdam waren allerdings fast alle<br />

diese »Neuerungen« schon im 17. und 18. Jahrhunderts in Gebrauch.<br />

Wir finden dort dieselbe Art von Geschäften, dieselben allgemeinen<br />

Bestimmungen zur Börsenordnung, genau dieselben Methoden, die

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