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Der Mythos vom Geld

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142 Wirtschaftliche und geistige Auswirkungen des Calvinismus<br />

(1880-1961), Werner Sombart (1863-1941) und Max Weber<br />

(1864-1920). Troeltsch definiert das »Problem des Wesens und der<br />

Entstehung des Kapitalismus« als das »große Hauptproblem der heutigen<br />

Wirtschaftsgeschichte«. 27<br />

Loslösung des wirtschaftlichen Handelns von der Ethik<br />

Ernst Troeltsch faßte die ökonomischen und moralischen Auswir -<br />

kungen des Calvinismus wie folgt zusammen: »Vollends die heutige<br />

großartige, aber auch furchtbare Entfaltung des Kapitalismus mit seiner<br />

Rechenhaftigkeit und Seelenlosigkeit, seiner Ausbeutung und<br />

Mitleidlosigkeit, mit seiner Wendung zum Erwerb um des Erwerbes<br />

willen, mit seinem harten und brutalen Konkurrenzkampf, seinem<br />

agonalen Siegesbedürfnis und seiner weltlich triumphierenden<br />

Freude an des Kaufmanns Herrschergewalt hat sich von dem alten<br />

ethischen Boden völlig gelöst und ist zu einer dem echten Calvinismus<br />

und Protestantismus geradezu entgegengesetzten Macht geworden.«<br />

28<br />

Wie in allen Religionen spielte auch im Calvinismus der Terrorismus<br />

eine wichtige Rolle. Calvinisten verbrannten in Genf innerhalb von 60<br />

Jahren 150 Ketzer, darunter auch ein Kind, weil es seine Eltern<br />

geschlagen hatte. Doch der Calvinismus scheint hauptsächlich von finanziellen<br />

Interessen angetrieben worden zu sein. Ein besonders<br />

deutliches Beispiel – bereits in der Einleitung von Calvins Institu tio –<br />

ist die offene Aufforderung an die Fürsten zur Beschlagnahme des<br />

gewaltigen Grundbesitzes der Kirche.<br />

Die Beschlagnahme des kirchlichen Grundbesitzes<br />

In Frankreich forderte Calvin den Adel zur Übernahme der Klöster<br />

auf. Wie Belloc schildert, wurde die Familie der Bourbonen zum Vehikel<br />

dieser Politik. 29 In England begannen Oliver Cromwells Großvater<br />

Thomas Cromwell und Teile des englischen Establishments mit<br />

der Beschlagnahme des kirchlichen Grundbesitzes, als die Tudors<br />

zwischen 1536 und 1553 mit dem Papsttum brachen (siehe 10. Kapitel).<br />

Diese Entwicklung führte zwar in gewisser Hinsicht zu einer besseren<br />

Vermögensverteilung – von der mehr als steinreichen Kirche an

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