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Der Mythos vom Geld

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4 DIE WIEDEREINFÜHRUNG VON GELD IM WESTEN 73<br />

den noch immer der Basileus für sich beanspruchte, verzichtete und<br />

auf den unverfänglicheren Titel Romanum gubernans imperium auswich,<br />

kam es zur Versöhnung.<br />

War der Basileus damals noch die dominierende Macht im Westen?<br />

Das Wissen über die Kontrolle des <strong>Geld</strong>wesens erlaubt Rückschlüsse<br />

auf die Souveränität; deshalb ist einer der interessanten Aspekte des<br />

<strong>Geld</strong>systems Karls des Großen der Einblick, den es in seine Beziehungen<br />

zu Rom und Byzanz gewährt. Nach Del Mar erhielten die merowingischen<br />

Franken die Erlaubnis, Goldmünzen mit byzantinischer<br />

Kennzeichnung zu prägen. Im Laufe der Jahrhunderte prägten sie<br />

allerdings immer mehr Münzen ohne byzantinische Motive. Karl der<br />

Große setzte dieses Münzsystem mit einem Silber-Gold-Wertverhältnis<br />

von etwa 10 :1 fort. Um 803 schloß er mit dem byzantinischen<br />

Kaiser Nikephoros I. den verlorengegangenen Vertrag von Seltz: »Er<br />

schloß mit ihnen einen in höchstem Maße verbindlichen Vertrag, der<br />

möglichst keine Differenzen mehr zwischen ihnen zuließ.« 4<br />

In dieser Zeit hob Karl der Große das Gewicht seiner Silberwährung<br />

an, um es dem byzantinischen Silber-Gold-Wertverhältnis von<br />

12 : 1 anzugleichen. Die neuen Pfennige wogen 17,5 Gran Silber, jeweils<br />

12 Pfennige bildeten einen byzantinischen Goldschilling mit<br />

einem Goldgehalt von 17,5 Gran, woraus sich ein Wertverhältnis von<br />

12 : 1 ergab. Im übrigen hatte Karl der Große offenbar die Prägung<br />

von Goldmünzen eingestellt. Damit, so Del Mar, hatte er wohl die im<br />

Vertrag von Seltz festgeschriebene religiöse Vormachtstellung des<br />

Basileus anerkannt. 5<br />

Peter Spufford deutet in seinen jüngeren Analysen an, daß Ludwig<br />

der Fromme, der Nachfolger Karls des Großen, bis etwa 818 wieder<br />

Goldmünzen prägte. 6<br />

Wahrscheinlich erlangte Karl der Große keine vollständige Unabhängigkeit<br />

von Byzanz, jedenfalls dann nicht, wenn man diese am<br />

Vorrecht der Goldmünzenprägung mißt, einem der wesentlichen<br />

Souveränitätsmerkmale der damaligen Zeit. Die Macht von Byzanz<br />

war zwar begrenzt, aber im Westen vermutlich nach wie vor von Bedeutung.<br />

Die monetären Verhältnisse verschlechterten sich schon bald nach<br />

dem Tode Karls des Großen erneut. Die Silberproduktion in den Mi-

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