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Der Mythos vom Geld

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346 <strong>Der</strong> Kampf um die greenbacks<br />

gehenden Attacke auf das Finanzwesen eine führende Stellung ein.<br />

Die Zeitungen Advance, Christian Mirror, Boston Recorder und Presbyterian<br />

Banner waren alle calvinistisch. Auch andere protestantische<br />

Gruppen sprachen sich gegen das Papiergeld aus, aber die Stimme<br />

der Calvinisten ist durch die ganze Debatte hindurch am deutlichsten zu<br />

hören. 20<br />

Die Verteidigung des Münzgelds durch die Christen führte schließlich<br />

zu einem sehr unchristlichen Fetischismus, durch welchen den<br />

Edelmetallen eine fast übernatürliche Macht zuerkannt wurde. Im<br />

Extremfall grenzte er an Dämonismus; einige glaubten, Papiergeld<br />

übe einen schlechten Einfluß aus. Durch die nicht abreißende Berieselung<br />

durch Pfarrer und konfessionelle Zeitungen erhielt das Münzgeld<br />

einen Anflug von Heiligkeit.<br />

So schrieb etwa der Herausgeber des religiösen Blattes Advance, die<br />

Niederschlagung der Greenback-Ketzerei sei ein Ereignis von nationaler<br />

und historischer Bedeutung. Und der Pastor einer vornehmen<br />

Gemeinde dubioser Geschäftemacher in Brooklin, die während des<br />

Kriegs durch den Betrug der Regierung reich geworden waren, predigte<br />

seiner Herde die Notwendigkeit des Münzgelds.<br />

Wollten diese calvinistischen Gemeinden die <strong>Geld</strong>macht in ihren<br />

Händen wissen, weil sie sich als »auserwählt« betrachteten? Wie<br />

schon Witherspoon anläßlich der Constitutional Convention (siehe<br />

15. Kapitel) setzten sie alles daran, die eindeutige Zuweisung der<br />

<strong>Geld</strong>macht an die Regierung zu verhindern.<br />

Die Verteidiger des greenback<br />

»Die Verteidigung des greenback fand auf einer abstrakteren Ebene<br />

statt, als häufig angenommen wird«, schrieb Unger überrascht. Das<br />

mußte jedoch so sein, da ja das <strong>Geld</strong> in seiner vollendeten Form eher<br />

abstrakt als konkret ist.<br />

Im Gegensatz zu den religiösen Gruppen, die bei ihrem Angriff<br />

auf das nationale <strong>Geld</strong>system moralische Beweggründe heuchelten,<br />

brachten die Verteidiger des greenback – Männer, die sich durch Mut,<br />

Sachverstand und Patriotismus auszeichneten – sachliche Argumente<br />

vor. Sie machten Vorschläge sowohl im Hinblick auf die Beibehaltung<br />

des greenback als auch zur Beseitigung der <strong>vom</strong> National Banking Act<br />

geschaffenen Privilegien der Bankleute.

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