08.03.2013 Aufrufe

Der Mythos vom Geld

Der Mythos vom Geld

Der Mythos vom Geld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5 DIE KREUZZÜGE BEENDEN DEN WÜRGEGRIFF VON BYZANZ 91<br />

Kreuzzugführer schworen Treueeide auf den byzantinischen Kaiser<br />

und erklärten sich bereit, ihm alle eroberten Gebiete zu überlassen –<br />

ein weiterer Beweis für dessen ungebrochene Vormachtstellung.<br />

Nachdem genuesische Ingenieure eingetroffen waren und bewegliche<br />

Türme gebaut hatten, nahmen die Kreuzfahrer am 15. Juli 1099<br />

auf wundersame Weise Jerusalem ein. Sie errichteten ein kirchliches<br />

Königreich unter der Herrschaft des als König eingesetzten Gottfried<br />

von Bouillon. Danach eroberten sie eine Stadt nach der anderen und<br />

begingen im Namen des Christentums zahllose Greueltaten. (Abb. 16)<br />

»Mehr als einmal wurden die Einwohner grausam abgeschlachtet,<br />

nachdem man ihnen beim Verlassen der Stadt sicheres Geleit gegeben<br />

hatte. Ihre Leichen wurden verbrannt oder aufgeschnitten, um das<br />

Gold zu erbeuten, das sie angeblich geschluckt hatten.« 2<br />

Neu entdeckte Reichtümer<br />

Die von den Kreuzfahrern eroberten Länder waren viel reicher an<br />

natürlichen Rohstoffen als der Westen Europas. Sie waren auch seit<br />

vielen Jahrhunderten die Umschlagplätze für Luxusgüter oder im<br />

Westen unbekannte Waren. Die Kreuzfahrer fanden Zivilisationen<br />

vor, die allen ihnen vertrauten Kulturen weit voraus waren. 3 So wurden<br />

die Kreuzfahrer in Palästina wohlhabend: »Wer vorher nur ein<br />

paar Münzen hatte, der besitzt hier unzählbar viele Solidi.« 4<br />

In den christlichen Gebieten lebten insgesamt nur einige tausend<br />

Juden, denen das Recht auf Grundbesitz verweigert wurde. <strong>Der</strong> Handel<br />

mit den Moslems erforderte bestimmte monetäre Vorkehrungen.<br />

Während die Kreuzfahrer untereinander griechische und westliche<br />

Münzen verwendeten, mußten sie für den Handel mit den orientalischen<br />

Kaufleuten die Maße und Gewichte des eroberten Landes übernehmen<br />

und ein Zahlungsmittel finden, das diese anerkannten. So<br />

schuf man eine neue Münze, den Sarazenat oder Bezant bzw. den Denar<br />

von Tyrus. Auf diese Goldmünzen, die eine getreue Nachahmung<br />

des konventionellen Solidus darstellten, prägten die Moslems arabische<br />

Inskriptionen, in der Regel Texte aus dem Koran. Diese <strong>Geld</strong>stücke<br />

wurden von den Kreuzfahrern verwendet, bis Papst Innozenz<br />

IV. derlei »Frevel« verbot. Die Korantexte wurden fortan durch christliche<br />

Inschriften ersetzt, die man jedoch weiterhin in Arabisch schrieb,<br />

um den Umlauf der Münzen unter Moslems nicht zu behindern. 5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!