08.03.2013 Aufrufe

Der Mythos vom Geld

Der Mythos vom Geld

Der Mythos vom Geld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

144 Wirtschaftliche und geistige Auswirkungen des Calvinismus<br />

Leben und die Kirchenpredigten erhielten geradezu eine israelitische<br />

Färbung. Es fehlte nur noch, daß die Parlamentsredner hebräisch<br />

sprachen, so hätte man sich nach Palästina versetzt glauben können;<br />

die Levellers, die sich selbst >Jews< nannten, verlangen, daß die<br />

Staatsgesetze die Thora schlechthin zur Norm für England erklären<br />

möchten; Cromwells Offiziere schlagen ihm vor, den Staatsrat aus 70<br />

Mitgliedern zu bilden nach der Zahl der jüdischen Synedristen; im<br />

Parlamente von 1653 sitzt der Obergeneral Thomas Harrison, ein<br />

Wiedertäufer, der mit seiner Partei das mosaische Gesetz für England<br />

eingeführt wissen wollte; 1649 wird ein Antrag im Parlamente eingebracht:<br />

den Sonntag auf den Sabbath zu verlegen; >The Lion of Judah<<br />

war die Inschrift auf den Bannern der siegreichen Puritaner. Bezeugt<br />

ist aber auch die Tatsache, daß in jenen Zeiten nicht nur das Alte<br />

Testament, sondern auch die rabbinische Literatur in den Kreisen der<br />

christlichen Geistlichkeit und der christlichen Laienwelt gründlich gelesen<br />

wurde.« 32<br />

Toeltsch war der Meinung, daß Sombart die Bedeutung des Judaismus<br />

überschätze, und Milton Friedman kommentiert ihn mit<br />

den Worten: »Dieses Buch würde ich allenfalls als philosemitisch interpretieren.«<br />

33<br />

Wie aber konnte sich im England des 17. Jahrhunderts eine so<br />

freundliche Stimmung gegenüber dem Judaismus entfalten, wo doch<br />

die Juden zuvor fast 400 Jahre lang aus England verbannt waren? Im<br />

9. Kapitel wird die »Große Bibelflut nach England« erläutert.<br />

Webers »Rationalität« des Kapitalismus<br />

Von unseren vier Reformationstheoretikern ist Max Weber der heute<br />

noch am häufigsten gelesene. Sein bekanntestes Werk ist »Die protestantische<br />

Ethik und der Geist des Kapitalismus«, ein zweiteiliger<br />

Aufsatz, der in den Jahren 1904-1906 entstanden ist. Zusammen mit<br />

drei weiteren Aufsätzen zu diesem Thema und einer Vorbemerkung<br />

erschien er nach Webers Tod in Band 1 der »Gesammelten Aufsätze<br />

zur Religionssoziologie« (1920). In dieser Vorbemerkung unterscheidet<br />

Weber zwei Formen von Kapitalismus und Kapitalisten: den neuzeitlichen<br />

Kapitalismus des Okzidents, der sich auszeichnet durch<br />

»die rational-kapitalistische Organisation von (formell) freier Arbeit«<br />

auf der einen Seite und den »seit 3 Jahrtausenden in der Welt,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!