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Der Mythos vom Geld

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6 DIE MONETÄRE VORHERRSCHAFT IN DER RENAISSANCE 115<br />

sich zusammen, da mehr Wechsel ausgestellt waren, als die Banken<br />

Münzen in Reserve hielten.<br />

Man kann sicherlich behaupten, daß diese unrechtmäßige Aneignung<br />

eines Vorrechts der Gesellschaft so lange gerechtfertigt war, als<br />

Byzanz über Jahrhunderte einen akuten <strong>Geld</strong>mangel in Europa verursachte<br />

und sowohl das Fachwissen als auch die gesetzlichen Grundlagen<br />

für die Einführung eines effizienten <strong>Geld</strong>systems verkümmert<br />

waren. Die <strong>Geld</strong>lehre war verlorengegangen. Allerdings gibt es Hinweise<br />

darauf, daß solches Bankengeld vor allem dort entstand, wo<br />

<strong>Geld</strong> bereits in Hülle und Fülle vorhanden war. 18<br />

Diese Form der Bankgeschäfte griff im ausgehenden 13. Jahrhundert<br />

immer mehr um sich, und die Darlehen der Banken überstiegen vor<br />

allem aufgrund der Überziehungen immer mehr ihr Kapital und ihre<br />

Einlagen.<br />

De Roover stellt fest, daß diese Bankgeschäfte auch von bestimmten<br />

Klöstern und vor allem von den Tempelrittern vorangetrieben wurden.<br />

Im Jahre 1409 beliefen sich beispielsweise die Reserven in Münzen<br />

der Casa di San Giorgio in Genua nur noch auf knapp 10% der<br />

Einlagen.<br />

Diese Schöpfung von <strong>Geld</strong>einlagen wurde in keiner Weise reguliert.<br />

Zwar unterwarf sich die Zunft der Bankiers zeitweise einer Art<br />

»freiwilliger Selbstkontrolle«, doch bezog sich diese vor allem auf die<br />

korrekte Buchführung. In Florenz beispielsweise mußten die Einträge<br />

in die Bücher vorgenommen werden, bevor der Kunde das<br />

Bankgebäude wieder verließ. Außerdem mußten die Einträge in römischen<br />

Ziffern geschrieben werden, da arabische Ziffern zu leicht<br />

zu fälschen waren. Herausgerissene Buchseiten wurden mit großem<br />

Mißtrauen beäugt. Lücken oder Streichungen waren nicht erlaubt.<br />

Die Zunft verhängte Bußgelder und meldete alle Regelverstöße der<br />

Stadtverwaltung.<br />

Eine grundsätzliche Diskussion über dieses Vorgehen, eine Auseinandersetzung<br />

mit Moral oder Unmoral dieser Art der <strong>Geld</strong>schöpfung,<br />

sucht man in den Quellen allerdings vergeblich. Die Tatsache,<br />

daß man der Gesellschaft Werte entzog, ohne dafür irgendeine Gegenleistung<br />

zu erbringen, wurde nicht hinterfragt.<br />

Trotz aller Probleme, die im Zusammenhang mit den königlichen<br />

Münzstätten, den Stadtrepubliken, den stadteigenen Banken und den<br />

Privatbanken auftraten, stellte diese Entwicklung eine wohltuende

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