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Der Mythos vom Geld

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7 SCHOLASTIKER UND REFORMATOREN 127<br />

7. Kapitel Scholastiker und Reformatoren<br />

Würden die Menschen den Wucherern gegenüber verstummen, so<br />

würden die Steine weinen, wenn sie könnten.<br />

Wilhelm von Auxerre (gestorben 1231)<br />

Seit dem Fall Konstantinopels im Jahre 1204 verlor der<br />

byzantinische Kaiser (Basileus) und institutionelle Nachfolger des<br />

Pontifex maximus endgültig die Kontrolle über die <strong>Geld</strong>macht. Die<br />

alte Weltordnung war zusammengebrochen. Drei östliche Ableger<br />

des Reiches versuchten vergeblich, an der monetären Vorherrschaft<br />

festzuhalten. Auch die Nachfolgerin des Reiches im Westen, die katholische<br />

Kirche, konnte die <strong>Geld</strong>macht nicht wiederherstellen, weil<br />

sich nun die Könige des Goldmünzrechts bemächtigten.<br />

Als Papst Bonifatius VIII. (Papst von 1294 bis 1303) an Philipp den<br />

Schönen schrieb, daß er ihn als »Untertan sowohl in geistlichen als<br />

auch in weltlichen Belangen« beanspruche, erwiderte Philipp, »Ihrer<br />

Torheit zur Kenntnis, sind wir in weltlichen Belangen niemandem<br />

untertan«. Del Mar konstatiert, diese Bemerkung habe den letzten<br />

Funken des Cäsarenreiches zum Erlöschen gebracht. 1<br />

Doch spielte die Religion weiterhin eine herausragende Rolle im<br />

Wirtschaftsdenken und -leben. Die Kirche arbeitete auf diesem Gebiet<br />

vor allem mit moralischen Überzeugungsmechanismen. Zu ihren<br />

mächtigsten Instrumenten zählten die Verweigerung der Sakramente,<br />

die Exkommunikation und die Androhung ewiger Verdammung.<br />

Die scholastische Sicht von <strong>Geld</strong> und Preis<br />

Die kirchlichen Gelehrten wurden als Scholastiker bezeichnet. Sie<br />

widmeten einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Studien wirtschaftlichen<br />

Fragen, insbesondere dem Wucher und dem »gerechten

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