Zwischenbilanz Wirksamkeitsdialog - Landesjugendring NRW e.V.
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Elke Bruckner / <strong>Wirksamkeitsdialog</strong> in der Jugendverbandsarbeit – eine <strong>Zwischenbilanz</strong><br />
deren Kenntnisse über Beteiligungsmöglichkeiten zunehmen.<br />
Auch eine Vermittlung von demokratischem Engagement<br />
über den Verband hinaus gelingt: Stärker in den<br />
Verband eingebundene Jugendliche wissen besser über<br />
ihre Beteiligungsmöglichkeiten in der Gesellschaft insge -<br />
samt Bescheid und zeigen stärkeres politisches Interesse.<br />
Ehrenamtliches Engagement<br />
im Verband bildet.<br />
• Die Erfassung des sozialen Hintergrundes der befragten<br />
Jugendlichen hat die Möglichkeit eröffnet, die Teilnehmerschaft<br />
der Jugendverbandsarbeit genauer zu charakterisieren<br />
und Zusammenhänge mit dem demokratischen<br />
Engagement zu untersuchen. Es hat sich gezeigt, dass die<br />
Einbindung in den Verband mit den sozialen Merkma len<br />
der Jugendlichen variiert, sie ist insbesondere bildungs -<br />
abhängig. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sind stärker<br />
in die Verbände eingebunden als insbesondere Hauptschülerinnen<br />
und Hauptschüler. Wenn Jugendverbände<br />
also im Rahmen von non-formalen Bildungsprozessen<br />
einen Beitrag zur Weckung demokratischen Engagements<br />
leisten, erreichen sie damit insbesondere bildungsnahe<br />
Schichten. Dies gilt im Übrigen auch für die Gruppe der<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergrund.<br />
Wie die Auswertung der Daten zeigte, stellen die befragten<br />
Jugendlichen bereits eine besonders stark in die Verbände<br />
eingebundene Gruppe dar. Sie ist insofern nicht repräsentativ<br />
für die Teilnehmerschaft an Jugendverbandsangeboten<br />
insgesamt. So ist davon auszugehen, dass der Anteil von<br />
Jugendlichen aus Migrantenfamilien und bildungsferneren<br />
Bevölkerungsgruppen höher ist, wenn man die gesamte<br />
Teilnehmerschaft der Jugendverbandsarbeit betrachten<br />
würde. Insbesondere in Kooperationen von Jugendverbandsarbeit<br />
und Schule werden gerade solche Jugendlichen erreicht.<br />
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Die Ergebnisse bestätigen insgesamt aber frühere Studien,<br />
wonach Jugendverbandsarbeit vor allem bildungsnahe<br />
Schichten erreicht. Der 12. Kinder- und Jugendbericht des<br />
Bundes (2005) kommt nach Durchsicht verschiedener Studien<br />
zu dem Schluss, dass „…deutliche Nutzungsunterschiede<br />
mit Blick auf Alter, Geschlecht sowie Migrationsund<br />
Bildungshintergrund der Zielgruppe“ festzustellen sind.<br />
„Zum einen scheinen Jugendverbände eine Angebotsform<br />
zu sein, die eher Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren<br />
anspricht, insbesondere dann, wenn sie keinen Migrationshintergrund<br />
haben und ein Gymnasium besuchen“ (S. 386).<br />
Die in den PISA-Studien identifizierten „Risikogruppen“ der<br />
bildungsfernen Schichten, und hier im Besonderen Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund, werden von der Jugendverbandsarbeit<br />
dagegen weniger erreicht.<br />
Damit werden in der Jugendverbandsarbeit tendenziell soziale<br />
Ungleichheiten fortgeschrieben. Gerade diejenigen,<br />
die aufgrund ihres familiären und sozialen Hintergrundes<br />
besonders darauf angewiesen sind, im Rahmen non-formaler<br />
Bildungsprozesse die eigene Wirksamkeit zu erfahren,<br />
werden von den Angeboten der Jugendverbände, die solchen<br />
Freiraum zur Selbsterprobung bieten, nicht entsprechend<br />
ihrem Anteil in der Bevölkerung erreicht.<br />
Die Verbände im <strong>Landesjugendring</strong> <strong>NRW</strong> haben diese Herausforderung<br />
erkannt. In der „Position des <strong>Landesjugendring</strong>es<br />
zur Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergrund und zur Kooperation mit Migrantenjugendverbänden<br />
und Migrantenselbstorganisationen“<br />
haben sie bereits 2004 formuliert:<br />
„Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund… werden<br />
durch die Angebote der Jugendverbände bisher nicht<br />
überall erreicht. Die Angebote sind nicht in ausreichendem<br />
Maße auf ihre Bedürfnislagen zugeschnitten. Dies bedeutet,<br />
dass die Jugendverbände aufgefordert sind, sich auf Veränderungsprozesse<br />
innerhalb des Verbandes vorzubereiten und<br />
über niedrigschwelligere Partizipationsmöglichkeiten und<br />
eine Neuausrichtung ihrer Angebote nachzudenken. Jugend-