24.06.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2011 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...

Jahresbericht 2011 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...

Jahresbericht 2011 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hause in Großbritannien rang die britische Regierung mit den wirtschaftlichen Folgen<br />

des Krieges. Angesichts der herrschenden Rohstoff- und Güterknappheit waren Konsumgüter,<br />

weit länger als in Westdeutschland, noch bis 1952 rationiert. Welche wirtschaftliche<br />

und kulturpolitische Bedeutung maßen die britischen Behörden nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg also der industriellen Produktgestaltung zu, und welche Rolle spielte dabei<br />

Deutschland als wirtschaftlicher Konkurrent und transnationaler Vergleichsmaßstab?<br />

Die britische Neugier auf die deutsche Designmethodik hatte vor allem drei Gründe:<br />

Erstens ging es den Briten in der eigenen Besatzungszone um Reparationen und um <strong>für</strong><br />

die britische Wirtschaft verwertbare Leistungen aus Deutschland. Wie die Bandbreite<br />

der Themen der über 4 000 amerikanischen und britischen CIOS-, BIOS- und FIAT-Berichte<br />

über die deutsche Kriegswirtschaft zeigt, die in den Jahren 1945 bis 1948 entstanden,<br />

interessierten sich die Briten und Amerikaner dabei nicht nur <strong>für</strong> Rüstungstechnik,<br />

chemische Produkte und Waffenendfertigung, sondern <strong>für</strong> alle industriellen Bereiche –<br />

auch die Konsumgüterindustrie. Die Berichte sind auch als »intellektuelle Reparationen«<br />

(John Gimbel) bezeichnet worden, da sie statt materieller Güter Wissensbestände in<br />

Industrie und <strong>Forschung</strong> aus Deutschland transferierten.<br />

Zweitens verfolgte das britische Wirtschaftsministerium seit Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs eine neue und innovative Politik: die staatliche Designförderung als Mittel<br />

der Exportsteigerung. Noch mitten im Krieg, im November 1944, gründete das Wirtschaftsministerium<br />

hier<strong>für</strong> eine staatliche Institution, den »Council of Industrial Design«,<br />

der die Gedanken der »Guten Form« in der Konsumgüterindustrie verankern sollte. Die<br />

»German Mission« des Amts war eines seiner ersten großen Projekte und lief zeitgleich<br />

mit einem zweiten zentralen Vorhaben: der Organisation der National-Ausstellung<br />

»Britain Can Make It« im Londoner Victoria and Albert Museum im Herbst 1946. Diese<br />

aufwendig inszenierte Schau vorbildlicher britischer Industrieprodukte sollte Fragen<br />

der industriellen Formgebung bei Verbrauchern wie Unternehmern popularisieren und<br />

zog aus allen Teilen des Landes knapp 1,5 Mio. Besucher an. 2 Zum Vergleich erstellte<br />

wenige Monate später das Londoner Büro des BIOS aus den Erkenntnissen und »erbeuteten«<br />

Industrieprodukten aus Deutschland, darunter auch Exponaten der Design-Kommission,<br />

eine Wanderausstellung, die unter dem Titel »What can Britain learn from<br />

German industry?« angekündigt wurde. Die Ausstellung wurde von etwa 20 000 Repräsentanten<br />

britischer Unternehmen besichtigt.<br />

2 Vgl. Paddy Maguire/Jonathan M. Woodham (Hg.), Design and Cultural Politics: the Britain Can Make It. Exhibition<br />

of 1946, Leicester 1997.<br />

52<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!